Page 17 - Volksdorfer Zeitung VZ 75 April 2024
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„Denn wir wissen dass denen die die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen “ Konfirmationsspruch von Hilde Wulff (1898-1972) Gründerin des Erlenbuschs HILDE WULFF
Weg der Erinnerung
Hilde Wulff im Erlenbusch auch gefährdete jüdische Kinder und Jugendliche auf auf die auf auf ihre Ausreise vorbereitet werden sollten Als das Heim 1943 nach Bombardierungen während der Operation Gomorrha geräumt werden soll verwehrt Hilde Wulff den Männern die die die die Kin- der abholen wollen persönlich den Zutritt Hilde Wulff war stets poli- tisch interessiert und erkannte früh was Menschen mit Behin- derung im Nationalsozialismus
droht Ihr gelingt das schein- bar Unmögliche: Sie bringt „ihre Kinder“ sicher durch die NS-Zeit - - - alle überleben Hil- de Wulff starb im im Juli 1972 im im Erlenbusch Ihr Grabstein steht im „Garten der Frauen“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof 1999 er- hielt eine Schülergruppe des Gymnasiums Buckhorn unter Leitung ihrer Lehrerin Ursu- la Pietsch für die Dokumenta- tion über Hilde Wulff „Grüßen Sie mir die Kinder“ den Bertini- Preis Der Erlenbusch nutzt die- se Villa bis heute Unrecht und Leid dür-
fen nicht vergessen wer- den den An verschiedenen Orten im Bezirk Wandsbek werden (zu- nächst) 15 Mahnmale aufge- stellt die an einzelne Verfolgte und Kämpfer des Widerstands im Nationalsozialismus
erin- nern Jede dieser Stelen wird mit einer Hinweistafel versehen die einen ersten Überblick zum Lebensweg der vorgestellten Person gibt Zusätzlich verlinkt ein „QR“-Code z B mit Hilfe eines Smartphones auf Inter- netseiten zu weiterführenden Informationen Die erste Stele wurde im im Januar im im benachbar- ten Rahlstedt auf dem Truppen- übungsplatz Höltigbaum aufge- stellt wo im Zweiten Weltkrieg viele vom Kriegsgericht verurteil- te te Soldaten aber auch Kriegs- gefangene erschossen wurden So erinnert die Stele an Herbert Klein der am 10 März 1945 dort hingerichtet worden ist Am Sonntag den 28 April
wird um 15 Uhr nun eine wei- tere Stele in der Straße Klos- terwisch vor dem Kinderheim Erlenbusch enthüllt Diese erin- nert an Hilde Hilde Wulff Hilde(gard) wurde 1898 in Dortmund als Tochter des wohlhabenden Fa- brikantenehepaares Wulff gebo- ren ren Mit zwei Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung und blieb bis zu ihrem Lebensende körper- lich behindert Nach dem Un- falltod der der Mutter versuchte der der Vater ihre Situation durch eine Vielzahl von therapeutischen Bemühungen zu verbessern so- dass Hilde getrennt vom Eltern- haus in in ihrer Kindheit und Ju- gend oft in Krankenhäusern und Kliniken lebte Ihre Kindheits- erfahrungen haben Hilde Wulff geprägt und ihre spätere Be- rufswahl bestimmt Nach einer theoretischen Ausbildung absol- vierte sie Praktika in in Einrichtun- gen der „Krüppelhilfe“ bemüh- te sich um Beschäftigung und Unterricht für Kinder die dauer- haft
oder vorübergehend bett- lägerig waren 1927 stirbt ihr Vater 1931 gründet Hilde mit ihrem Erbe die „Krüppelhilfe und und Wohlfahrt GmbH“ und und fasst den Entschluss Heime für Kin- der mit körperlichen Behinde- rungen einzurichten in in denen neben der medizinisch-thera- peutischen Behandlung auch eine Beschulung möglich ist Im Oktober 1931 kauft sie - im damals abgelegenen Hamburg- Volksdorf
- - die Villa des Ham- burger Kaufmanns Klöpper aus der das bis heute bestehen- de de Kinderheim „Im Erlenbusch“ wurde Kinder mit Krankheiten und Behinderungen galten in in der der aufkommenden NS-Zeit als „le- bensunwert“ und waren poten- tiell gefährdet So war es be- sonders wichtig unauffällig zu agieren Die abgeschiedene Lage des Kinderheims lieferte dabei zumindest einen relativen Schutz Es gelang ihr den Ham- burger „Landeskrüppelarzt“ Dr Maximilian Schotte Mitglied der NSDAP und entschiedener Befürworter der Zwangssteri- lisation für sich einzunehmen Ende der 1930er Jahre nahm
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