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   Der 31⁄2 Liter Bentley erwies sich bei seiner Vorstel- lung als gelungene Kombination eines Fahrge- stells, das eigentlich für einen nie in Serie gegan- genen Rolls-Royce mit kompressorgeladenem 23⁄4
Liter Motor ausgiebig getestet worden war und einer Maschine, die aus dem Rolls-Royce 20/25 stammte, aber erheblich überarbeitet deutlich
an Leistung zugelegt hatte. Dank 110 Brems-PS bei 4.500 U/min liessen weder die ansprechende Beschleunigung noch die Spitzengeschwindigkeit von bis zu 150 km/h - je nach Karosserie - Wünsche offen. Rolls-Royce prägte den Begriff «The Silent Sports Car» und dieses Modell erfreute sich hoher Wertschätzung auch von W.O. Bentley, der von 1931 bis 1935 bei Rolls-Royce unter Vertrag stand. Er war mit Aufgaben bei Tests der ersten Bentley 31⁄2 Liter betraut; mit deren Konstruktion indessen hatte er nichts zu tun. Später wurden sie wegen des damaligen Produktionsstandorts auch als Derby-Bentleys bezeichnet.
Ab 1936 wurde die Variante 41⁄4 Liter angeboten, bei der für 50 £ Aufpreis der überarbeitete Motor des Rolls-Royce 25/30 hp in das 31⁄2-Liter-Chassis eingebaut wurde. Dessen Verkäufe überflügelten schnell die Absatzzahlen des Grundmodells, sodass dieses ein Jahr später eingestellt wurde. Bis dahin entstanden 1‘177 Fahrgestelle des Bentley 31⁄2 Liter, der 41⁄4 Liter wurde bis zur Produktionsein- stellung 1939 1‘234 Mal hergestellt.
Das vorliegende Modell wurde im Jahre 1937 in Auftrag gegeben und im Januar 1938 an seinen ersten Besitzer, Arthur Hartley, ausgeliefert.
Dieser verkaufte das Fahrzeug jedoch bereits im darauffolgenden Jahr und es erlebte mehrere Besitzerwechsel (u.a. in den 40er Jahren Lavinia Howard, die Duchess of Norfolk) bis es 1985 in bel- gischen Besitz überging, wo es von 1985 bis 1994 einer umfassenden Renovation unterzogen wurde. Anschliessend kam das Fahrzeug in die Schweiz, wo es der jetzige Besitzer 2011 erbte und während den darauffolgenden acht Jahren nochmals einer tiefergehenden Restauration unterzog, unter an- derem musste der Motor komplett neu aufgebaut werden. Im laufenden Jahr wurden über 6‘500 km mit dem Fahrzeug zurückgelegt und es hat eben- falls am Annual Rally in England teilgenommen. Dort erhielt es den «First in Class Elegance Award». Momentan wird mit dem englischen Restaurator Will Fiennes (Fiennes Restoration Ltd.) besprochen, ob es, den Anregungen der Juroren am Annual Rally entsprechend, in die vorgeschriebene Zeit- spanne versetzt werden kann, da einige Teile am Fahrzeug aus der Post-War-Ära stammen sollen.





























































































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