Page 77 - Residenz am Stadtpark - News
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KREIS MILTENBERG SAMSTAG/SONNTAG, 22./23. APRIL 2017 17
RANDNOTIZEN Eigenständiges Wohnen bis ins hohe Alter
Alles
Banane! Stadtentwicklung: Im alten Krankenhaus in Miltenberg entstehen rund 50 Appartements mit Anschluss an ein neues BRK-Zentrum
von Sonja Maurer Diese Angebote sind kosten-
Von unserer Redakteurin pflichtig und können grundsätz-
SABINE BALLEIER
ie Banane ist das einzig lich von allen Einwohnern im
legale krumme Ding. Das Landkreis Miltenberg in Anspruch
D besagt ein Spontispruch, MILTENBERG. Die alten Decken- genommen werden.
dessen Bedeutung selbst eins- und Wandverkleidungen füllen »Wir wollten den Menschen so
tige DDR-Bürger mit dem den kleinen Raum bis zur halben lange, wie es geht, ein selbstbe-
Mauerfall erkannt haben dürf- Höhe. In einem anderen Zimmer stimmtes Leben daheim ermögli-
ten. In Bananenrepubliken lagert der Schutt von Zwischen- chen«, erklärt Edwin Pfeifer die
dagegen juckt Geradlinigkeit wänden. Wo sich einst Aufzugtü- Philosophie des BRK. »Dafür
bekanntlich kaum jemanden – ren öffneten, lagern Metallteile. In schaffen wir Angebote.« Unter-
Hauptsache, das Moos wächst Miltenberg haben Bauarbeiter mit stützung im Alltag gibt es dabei
korrekt rüber. den Vorbereitungen für die Ent- schon lange, bevor die Pflegebe-
Legal, illegal, scheißegal – kernung des ehemaligen Kran- dürftigkeit eintritt – und zwar je
scheint die Devise auch im kenhauses am Burgweg begonnen. nachdem, wo es gerade notwendig
Landkreis Miltenberg häufiger Zum Jahresende hin sollen die ist.
zu lauten. So zum Beispiel Arbeiten für den Umbau zur Re-
beim Obernburger Bauern, der sidenz am Stadtpark beginnen. Infos zur Finanzierung
gerne anderer Leute Land an- Zu den Aufgaben des Roten Kreu-
nektiert, und sich selbst für ein Basispaket inklusive zes gehört es dabei Rainer Kolbe
Gerichtsurteil, das ihm Einhalt Im zweiten Bauabschnitt wollen zufolge auch, den Menschen bei
gebietet, über ein Jahr lang Investor Erik Staudt und seine der Finanzierung dieser Unter-
nicht die Bohne interessiert Frau Sandra Siegmann-Staudt stützung zu helfen. »Es gibt zum
hat. Ungestraft. fortsetzen, was mit dem ehemali- Beispiel Möglichkeiten über die
gen Schwesternwohnheim begon- Sozialhilfeträger, aber viele sind
Legal, illegal, scheißegal nen hat: In unmittelbarer Nähe zur darüber gar nicht informiert.« Ei-
Da dürfte es nur ein schwacher Altstadt entstehen im umgestalte- ne Förderung für den Kauf einer
Trost für die rechtmäßige ten Klinikgebäude in den kom- altersgerechten Wohnung sei aber
Eigentümerin sein, dass der menden zwei Jahren etwa 50 nicht vorgesehen – obwohl der
Bauer auf ihren Äckern keine Wohnungen, die dem Thema Le- Gesetzgeber Wohnformen wie
Bananen anbaute. Eher könn- ben im Alter angepasst sind. So soll der Wohnkomplex später aussehen, der im ehemaligen Miltenberger Krankenhaus als »Residenz am Stadtpark« entsteht. diese laut Edwin Pfeifer massiv
ten es die dicksten Kartoffeln Hausnotruf, ein garantierter Platz Der Umbau beginnt laut Plan zum Jahresende. Zeichnung: Knapp – Kubitza Architekten unterstützt, um die Heimunter-
gewesen sein. in der Tages- und Nachtpflege des bringung zu verhindern.
Ganz besondere Früchte Bayerischen Roten Kreuzes und Die Staudts und das BRK wün-
trägt auch der Kleinheubacher die Vermittlung weiterer Dienst- Hintergrund: Das ändert sich am Bau schen sich für den Gebäudekom-
Terrassenstreit, der weiterhin leistungen für Menschen mit Nach den Plänen des Architektur- Der älteste Teil des Krankenhauses folge dadurch nicht. Insgesamt entste- plex weitere Angebote rund um
schwelt, obwohl das Würzbur- Mobilitätseinschränkungen sind büros Knapp – Kubitza soll der große an der Ecke Kaffeegasse/Fabrikstraße hen rund 50 Wohnungen in Größen das Thema Senioren. Denn neben
ger Verwaltungsgericht dem im Kauf eines Appartements be- Gebäudekomplex zwischen Ring- und wird komplett abgerissen. Der ent- von 50 bis etwa 260 Quadratmetern. den Wohnungen sollen zwischen
Landratsamt klare Kante ge- reits enthalten. Fabrikstraße durch den Umbau heller stehende Freiraum wird nicht wieder Die unteren Ebenen des Gebäudes 200 und 600 Quadratmetern für
zeigt hat. Die von der Milten- Der Service wird für die Be- und luftiger werden. Geplant ist, das bebaut, sondern begrünt. Das Tech- werden zur Tiefgarage mit etwa 70 passendes Gewerbe zur Verfü-
berger Behörde erteilte Bau- wohner mit geringstmöglichem derzeit mit 53000 Kubikmetern sehr nikgeschoss auf dem Dach des ehe- Stellplätzen umgestaltet. Insgesamt gung stehen, zum Beispiel für ei-
genehmigung fürs Terrassen- Aufwand verfügbar sein: Das BRK große Gebäudevolumen durch einen maligen Krankenhauses soll durch ein sollen mehr als 100 Parkplätze zur Re- nen Friseur, Fußpflege oder Phy-
dach ist rechtswidrig. Ein verlagert nach dem Umbau im Teil-Rückbau um ein Viertel zu verrin- weiteres Wohngeschoss ersetzt sidenz II gehören, so dass Investor und siotherapie. »Wir wollen die er-
halbes Jahr später ragt das Laufe des Jahres 2020 sein Ser- gern. Dadurch verbessert sich auch die werden. Die derzeitige Höhe des Kom- Architekt keine Parkplatzprobleme in gänzenden Flächen mit Leben
Bauwerk trotzdem noch bis zu vice- und Schulungszentrum von Situation für die umliegende Bebauung. plexes ändert sich den Architekten zu- der Umgebung befürchten. (bal) füllen«, erklärt Erik Staudt. »Dabei
fünf Meter über die Baugrenze der Mainstraße in das ehemalige sind wir offen für Ideen und Ini-
hinaus. Ob der Rückbau je Krankenhaus und ergänzt es um tiativen.«
kommt, ist fraglich. Da fühlen Möglichkeiten zur Kurzzeitpflege
sich nicht nur Kleinheubacher für Tag und Nacht. In einem Ge- Kein Genossenschaftsmodell
wie im Bananenstaat. spräch mit diesem Medienhaus Ein Ersatz für das generationen-
erläuterten BRK-Kreisgeschäfts- übergreifende Wohnprojekt, das
Bikini-Wirtschaft führer Edwin Pfeifer und Rainer die ehemalige CSU-Stadträtin Eli-
Der vermutlich wahre Grund Kolbe, Leiter mobile Dienste, die sabeth Büchler und die Innenar-
für das Zaudern des Landrats- Pläne. chitektin Gundi Trautmann 2014
amts, das sich auch Aufsichts- gemeinsam mit der Stadt Milten-
behörde nennt, wird nur hinter Tagespflege entsteht berg hatten initiieren wollen, wird
vorgehaltener Hand kolpor- 430 Quadratmeter stehen dem die Residenz am Stadtpark nicht.
tiert: Die Bikinis der Nach- Kreisverband dafür zur Verfü- Geplant war ein Genossen-
barinnen spiegeln sich in dem gung. Hinzu kommen 80 Quadrat- schaftsmodell, in dem Menschen
illegalen Bauwerk so schön, meter Außenfläche und ein 130 verschiedenen Alters in getrenn-
dass mancher darin bereits ein Quadratmeter großer Gruppen- ten Wohnungen unter einem Dach
lukratives Geschäftsmodell raum für Schulungen und Veran- leben und sich gegenseitig unter-
erkannt haben soll. Womit wir staltungen. Diesen sollen auch Freuen sich auf den Umbau des Alten Krankenhauses (von links): BRK-Kreisge- Blick in das alte Miltenberger Kranken- stützen. Der Stadtrat hatte die Idee
wieder beim Moos wären, denn Hausbewohner nutzen können; die schäftsführer Edwin Pfeifer, Rainer Kolbe, Leiter mobile Dienste des BRK, sowie die In- haus: Die Vorarbeiten für die Entkernung vor einem Jahr aus Kostengrün-
die Wirtschaft am Untermain Aufsicht obliegt dem BRK. Allein vestoren Sandra Siegmann-Staudt und Erik Staudt. Fotos: Sabine Balleier haben begonnen. den verworfen. Gespräche für die
soll ja gefördert werden. 230 Quadratmeter entfallen auf die Residenz habe es zwar gegeben,
Konrad Adenauer jedenfalls Tagespflege, die mit dem Umzug in stehe. 12 bis 15 Personen sollen Der Vorteil für die Wohnungs- zum Grundpaket können sie indi- erklärt Staudt, jedoch keine kon-
würde das, was im Landkreis Miltenberg neu entsteht. Bislang künftig in der neuen Tages-, aber besitzer in der künftigen Residenz viduelle Wahlleistungen hinzu- kreten Konzepte. »Wir hätten Flä-
zuweilen so vor sich geht, hat das BRK ein derartiges Ange- auch in der Nachtpflege betreut am Stadtpark: Sie haben montags buchen – Unterstützung im Haus- chen für Gemeinschaftszonen be-
folgendermaßen zusammen- bot nur in Obernburg. werden können. Dafür seien fünf bis freitags von 8 bis 17 Uhr Fach- halt wie Einkaufen, Putzen oder reitgestellt«, meint der Bauherr.
fassen: »Natürlich achte ich Pfeifer geht davon aus, dass da- bis sechs Vollzeitstellen erforder- kräfte des Roten Kreuzes als An- Waschen, ambulante Pflege, »Das könnte aber immer noch ge-
das Recht. Aber auch mit dem mit auch neue Arbeitsplätze ent- lich. sprechpartner im Haus. Zusätzlich Fahrdienste oder Menüservice. macht werden.«
Recht darf man nicht so
pingelig sein.«
Alles Banane, also!
Schnupperabende
Ihre Meinung zum Thema:
b lesermeinung@main-echo.de voller Farbmagie
MEHR LOKALES MILTENBERG. Die Künstlergruppe
a www.main-echo.de Farbmagie veranstaltet am Diens-
tag, 25. April, zu einem Schnup-
perabend ins Miltenberger Fran-
So erreichen Sie uns: ziskushaus am Engelplatz ein. In-
Abo-Service Obernburg: teressierte können dort von 18 bis
06022/621070 20 Uhr im Rahmen des Projekts
Abo-Service Miltenberg: »Kultur für Alle« des Caritasver-
09371/975720 bands die eigene künstlerische
E-Mail: aboservice@main-echo.de Kreativität entdecken. Eine An-
meldung ist nicht erforderlich.
Redaktion Kreis Miltenberg Einst aus dem Zeichenkurs des
Caritas-Treffpunkts Café Farbe
Die Redaktion ist telefonisch für Sie da: entstanden, arbeitet die Gruppe
montags bis freitags 9 bis 15 Uhr. heute mit allen Formen der Male-
Römerstraße 31 · 63785 Obernburg rei und Zeichnung. Künstleri-
Ihre Ansprechpartnerinnen: schen Anfängern erhalten laut
Melanie Graner, Brigitte Münch, Ankündigung der Caritas mit die-
Iris Vogel sem Angebot Hilfestellungen,
Telefon: 06022/621086 Tipps und Anregungen durch den
Fax: 06022/621088 Leiter der Gruppe, den Milten-
E-Mail: redaktion.obernburg@ berger Architekten und Künstler
main-echo.de; redaktion.milten- Manfred Kissenberth. Auf Wunsch
berg@main-echo.de organisiert die Gruppe Farbmagie
auch Museumsbesuche und Ex-
Leiter: Georg Kümmel (kü), kursionen. Hier arbeiten die Zei-
Manfred Weiß (mw) chenkünstler ie auch mit Gruppen
wie den Urban Sketchern Milten-
Martin Bachmann (bam), Nicole Koller
(nico), Sonja Maurer (son), Anja Mayer berg, der Kunstinitiative 12M26
(ana), Jürgen Schreiner (js), Robert oder dem Kunstraum in Chur-
Tschöpe (rt) franken zusammen. bam
Standort Miltenberg Weitere Schnupperabende an den
(Marktplatz 187, 63897 Miltenberg): b Dienstagen, 2. und 9. Mai, von 18 bis
Sabine Balleier (bal), Ralph Bauer (rbb) 20 Uhr im Franziskushaus, Mal- und
Zeichenutensilien sind mitzubringen.