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VIII OSTSEE−ZEITUNG PANORAMA Mittwoch, 11. Januar 2017
MIM GESPRÄCHM
Mel Gibson hält
nichts von Twitter
Mel Gibson (61),
Hollywoodstar,
hadert mit dem
Älterwerden und
mit modernen Er-
scheinungen wie
sozialen Medien.
„Mit Facebook,
Twitter und diesen Sachen komme
ich nicht klar. Meine Kinder ma-
chen das, ich nicht“, sagte der
Schauspieler. „Meine Philosophie
ist: Ich tweete nicht, ich furze lie-
ber.“ Er vermisse außerdem die
„jugendliche Energie“ früherer Ta-
ge. Er verletze sich viel leichter als
früher, auch wenn er weiter Fitness
mache, erklärte Gibson.
Clooney stärkt
Streep den Rücken
George Clooney
(55), US-Schau-
spieler, hat sich
der Kritik Meryl
Streeps (67) am
designierten US-
Präsidenten Do- Sanfte Töne von Brangelina
nald Trump ange-
schlossen. „Sollten Sie nicht das
Land regieren?“, fragte Clooney als Nun also doch kein Rosenkrieg bei Brad Pitt und Angelina Jolie? In ständlich. „Die Parteien haben vereinbart, das Persönlichkeitsrecht worksippe entscheiden. Außerdem gelobten die beiden Schauspie-
Reaktion auf Trumps Tweet nach seiner ersten gemeinsamen Erklärung seit der spontanen Trennung ihrer Kinder und Familie zu schützen, indem sie sämtliche Gerichts- ler, an einer Wiedervereinigung ihrer Familie zu arbeiten. Das sind
der Verleihung der Golden Globes. hat das einstige Hollywood-Traumpaar angekündigt, seine Schei- dokumente vertraulich behandeln“, heißt es in der Mitteilung, die erstaunlich sanfte Töne für das eben noch bis aufs Blut zerstrittene
Streep hatte Trump in ihrer Dan- dungsschlachten künftig fernab der Öffentlichkeit austragen zu am Montagabend (Ortszeit) herausgegeben wurde. Ein privater Paar. Keine zwei Jahre nach ihrer Hochzeit hatten sich Brangelina
kesrede hart attackiert, Trump hat- wollen – zum Wohle der sechs gemeinsamen Kinder, selbstver- Richter solle schließlich über das Schicksal der prominenten Patch- im vergangenen September überraschend getrennt.
te Streep daraufhin auf Twitter als
eine der am meisten überschätz-
ten Schauspielerinnen Hollywoods
Kein Pardon für
bezeichnet. Sanel M.
MIN KÜRZEM droht die
muslimische Mädchen Abschiebung
14 Touristen in
Vietnam gerettet Offenbach. Der wegen des ge-
waltsamen Todes von Tugce Al-
Gemeinsamer Schwimmunterricht verletzt nicht die Religionsfreiheit – so lautet
Hanoi. Nach einem Ausflug durch bayrak verurteilte Täter wird
die Halong-Bucht im Norden Viet- bald nach Serbien abgeschoben.
nams ist ein Boot mit einem guten ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte Das Verwaltungsgericht Wiesba-
Dutzend ausländischen Urlaubern den hat den Eilantrag von Sanel
an Bord komplett ausgebrannt. Die M. gegen seine Abschiebung
14 Touristen konnten von einem Von Christian Rath Schwimmunterricht nicht nur und Ausweisung zurückgewie-
anderen Boot noch rechtzeitig ge- und Hannah Scheiwe schwimmen lerne. Die Schule habe sen, wie es am Dienstag mitteilte.
rettet werden, ebenso wie die sie- eine besondere Bedeutung für die Gegen diesen Beschluss kann
ben Mitglieder der Besatzung. Das Hannover/Straßburg. Zwei muslimi- soziale Integration, insbesondere der 20-Jährige allerdings noch
Feuer war am Dienstag gegen sche Mädchen aus Basel müssen am von Kindern ausländischer Her- innerhalb von zwei Wochen Be-
6.30 Uhr morgens ausgebrochen, gemeinsamen Schwimmunterricht kunft. Deshalb sieht der Deutsche schwerde beim Verwaltungsge-
die Ursache war zunächst unklar. mit Jungen teilnehmen – entgegen Philologenverband das Straßburger richtshof in Kassel einlegen.
der Forderung ihrer Eltern. Das hat Urteil als Richtschnur auch für Schu- Sanel M. hatte die Studentin
Familie in Dänemark jetzt der Europäische Gerichtshof len in Deutschland: „Wir begrüßen Tugce vor gut zwei Jahren auf
vermutlich ermordet für Menschenrechte (EGMR) ent- dieses Urteil sehr, weil es auch unse- dem Parkplatz eines Fast-Food-
schieden. Wenn ein Staat den ge- rem Verständnis von Schule ent- Restaurants in Offenbach so hef-
Randers. Nach dem Fund von meinsamen Schwimmunterricht spricht – dass nämlich der schuli- tig geschlagen, dass sie auf den
sechs Toten in einem Haus in Dä- von Jungen und Mädchen vorsieht, sche Erziehungsauftrag, die Integ- Kopf fiel. Sie starb wenige Tage
nemark geht die Polizei von einem müssen auch muslimische Mädchen rationsfunktion von Schule, einen später an ihrem 23. Geburtstag.
Verbrechen aus. Bei den zwei Er- daran teilnehmen, lautet das Urteil, Vorrang hat vor der Religionsfrei- Das Landgericht Darmstadt ver-
wachsenen und vier Kindern han- das auf einer Linie mit einer höchst- heit“, sagte der Vorsitzende der urteilte Sanel M. im Juni 2015
dele es sich um die Familie, die in richterlichen Entscheidung aus Müssen am gemeinsamen Schwimmunterricht mit Jungen teilnehmen, dürfen Lehrergewerkschaft, Heinz-Peter wegen Körperverletzung mit To-
dem Haus südwestlich der Stadt Deutschland liegt. Die nationalen dabei aber einen Burkini tragen: muslimische Mädchen. FOTO: DPA Meidinger. Der Verbandschef geht desfolge zu drei Jahren Jugend-
Randers gewohnt habe, teilten die Gerichte in Europa müssen es bei davon aus, dass es auch in Deutsch- strafe.
Ermittler in Ostjütland am Diens- künftigen Streitfällen berücksichti- Jungen ins Becken. Die Schweizer land „wahrscheinlich mehr Kon- Die Wiesbadener Ausländer-
tag mit. Polizisten hatten die Toten gen. Justiz hatte eine Ausnahme von der fliktfälle gibt, als in der Öffentlich- behörde hatte Sanel M. Ende
am Montag gegen Mittag ent- In der Schule der Schwestern aus Teilnahmepflicht mit der Begrün- keit thematisiert werden“. Mit Blick September 2016 für acht Jahre ab
deckt. Basel wird der Sport- und dung abgelehnt, dass die Mädchen auf eine absehbare Häufung solcher der Ausreise aus Deutschland
Schwimmunterricht bis zur Pubertät die Pubertät noch nicht erreicht hat- Fälle durch die Integration muslimi- ausgewiesen und ihm mit der so-
Künstler stellt sich für Mädchen und Jungen gemein- ten. Die durch die Schulbehörde scher Flüchtlingskinder plädierte er fortigen Abschiebung gedroht.
der Polizei sam angeboten. Die Eltern, die aus Wir begrüßen dieses gegen beide Eltern verhängten dafür, „dass die Rechtsprechung Es bestehe ein besonders
der Türkei kommen und auch die Bußgelder von je 700 Schweizer auch in der Realität umgesetzt schwerwiegendes öffentliches
Los Angeles. Ein US-Künstler hat Schweizer Staatsbürgerschaft ha- Urteil sehr, weil es Franken (rund 650 Euro), bestätig- wird“. Interesse an der Ausweisung, ha-
sich Medienberichten zufolge zur ben, wollten dennoch verhindern, auch unserem ten die Schweizer Gerichte. „Wir sind der Auffassung, dass be die Behörde unter anderem
Abänderung des Hollywood- dass die Töchter am Schwimm- Der EGMR konnte keine Verlet- der Verweis auf die Religionsfreiheit argumentiert. Gegen die Aus-
Schriftzugs in „Hollyweed“ bekannt unterricht teilnehmen. Dies verbie- Verständnis von zung der Religionsfreiheit der Eltern nicht dazu instrumentalisiert wer- weisung hatte sich der 20-Jähri-
und der Polizei gestellt. Der 30- te ihr Glaube. Schule entspricht. erkennen. Die Mitgliedsstaaten der den darf, andere zentrale Werte und ge vor dem Verwaltungsgericht
Jährige sei offiziell des unerlaubten Die Richter verwiesen hingegen europäischen Menschenrechtskon- Grundrechte auszuhebeln und so- gewehrt. Die Behörde habe zu
Betretens eines Grundstücks be- darauf, dass die Schulbehörde es er- vention hätten einen Spielraum bei mit die so wichtige Integration in Recht angenommen, dass von
schuldigt worden, berichtete die laubt, im Schwimmbad einen Burki- Heinz-Peter Meidinger, der Gestaltung des Verhältnisses unsere Gesellschaft auszubrem- Sanel M. die Gefahr erneuter
Zeitung „Los Angeles Times“. Die ni zu tragen. Das Urteil stellt also Vorsitzender des Deutschen von Staat und Religion. Diesen habe sen“, sagte Erika Steinbach, Vorsit- Straftaten ausgehe und sein Auf-
Polizei ließ ihn gegen eine Kaution einen Kompromiss dar: Die Mäd- Philologenverbands die Schweiz nicht überschritten. zende der Arbeitsgruppe Men- enthalt in der Bundesrepublik
von 1000 US-Dollar wieder frei. chen dürfen ihren Körper bedecken, Die Schweizer Rechtslage sei schenrechte und humanitäre Hilfe eine Gefahr für die öffentliche Si-
müssen aber zusammen mit den vertretbar, weil ein Kind im der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. cherheit und Ordnung bedeute.
MZITAT DES TAGESM
„Volksverräter“ ist das Unwort 2016
Diffamierend und ein „Erbe der Diktaturen“: So begründet die Sprachjury ihre aktuelle Wahl
Von Joachim Baier ernsthafte Gespräch und damit die der Häufigkeit der Vorschläge, son- nimmt bei ihren Entscheidungen
für Demokratie notwendigen Dis- dern entscheidet unabhängig. Der „sachlich unangemessene oder in-
Berlin. Im August 2015 begrüßten kussionen in der Gesellschaft ab- Ausdruck „Volksverräter“ war humane Formulierungen im öffent-
Demonstranten in Sachsen vor gewürgt werden. dreimal eingesendet worden. Für lichen Sprachgebrauch“ in den
einem Flüchtlingsheim Bundes- Das Schlagwort „Volksverräter“ dieses Jahr hatte es insgesamt Blick, „um damit zu alltäglicher
kanzlerin Angela Merkel mit Pla- werde auch in sozialen Netzwer- 1064 Einsendungen gegeben, we- sprachkritischer Reflexion aufzu-
katen, auf denen „Volksverräterin“ ken häufig verwendet, sagte Ja- niger als in den Jahren davor. fordern“.
stand. Gestern nun hat eine nich. „Sprache sagt viel über Wert- Zum „Unwort des Jahres 2015“ Neben dem „Unwort des Jah-
Sprachjury den Begriff „Volksver- haltungen in einer Gesellschaft war der häufig von Rechtspopulis- res“ gibt es auch das „Wort des Jah-
Ich habe zwei Dinge räter“ zum „Unwort des Jahres aus.“ Der Wortbestandteil „Volk“ – ten verwendete Begriff „Gut- res“. Dieser Begriff wird unabhän-
gelernt damals: 2016“ gewählt. Das teilte die Spre- ebenso wie die in der Flüchtlings- mensch“ gewählt worden. Für 2014 gig von der „Unwort“-Jury von der
debatte genannten Begriffe „völ-
cherin der Jury, die Sprachwissen-
Gesellschaft für deutsche Sprache
hatte das Gremium „Lügenpresse“
Disziplin und schaftlerin Nina Janich, am Diens- kisch“ oder „Umvolkung“ – steht ausgesucht. Im Jahr 2013 war „So- (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für
laut Jury „ ähnlich wie im National-
zialtourismus“ das „Unwort“, da-
tag in Darmstadt mit. Das Wort sei
2016 entschied sie sich für den Be-
Durchbeißen. ein „Erbe von Diktaturen“ unter sozialismus nicht für das Staatsvolk vor „Opfer-Abo“ (2012) und „Dö- griff „postfaktisch“. Zur Begrün-
anderem der Nationalsozialisten. als Ganzes, sondern für eine ethni- ner-Morde“ (2011). Mit diesem Plakat wurde Angela dung hieß es, in politischen und ge-
DJ Bobo (49), Als Vorwurf gegenüber Politikern sche Kategorie, die Teile der Bevöl- Die Aktion gibt es seit 1991. Sie Merkel im Sommer 2015 vor sellschaftlichen Diskussionen gehe
Musiker, über seine Bäckerlehre. sei das Wort in einer Weise undiffe- kerung ausschließt“. Die „Un- soll das Bewusstsein und die Sensi- einem Flüchtlingsheim in Heide- es zunehmend um Emotionen an-
renziert und diffamierend, dass das wort“-Jury richtet sich nicht nach bilität für Sprache fördern. Die Jury nau in Sachsen begrüßt. FOTO: DPA stelle von Fakten.