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Haushaltsanalyse
im Rahmen des Konjunktur und Zukunfts pakets zusammen – heraus kommen erheb liche Finanzierungsdefizite in den kommen den Jahren, die nicht durch fortlaufende Einnahmen gedeckt werden können. Doch den Ministerien ist die desolate Lage des Haushalts offensichtlich völlig egal – sie scharren mit den Hufen und wollen im Windschatten der Pandemie eigene Politik wünsche durchsetzen. Deren Kosten wür den sich zusätzlich auf rund 200 Milliarden Euro für die kommenden Jahre summieren, wie sich im Vorfeld der Haushaltsplanungen für die Jahre 2021 bis 2025 gezeigt hat – die Folge wäre eine maßlose Überfrachtung des Bundeshaushalts.
Dabei sind die faktischen Haushaltslücken in ihren Dimensionen bereits jetzt schon historisch, wie der BdSt auf Basis der Fi nanzplanung 2020 bis 2024 vorrechnet. Hier addieren sich die Defizite für die nächsten drei Jahre 2022 bis 2024 auf knapp 150 Milliarden Euro.
Politik deckt Haushaltslöcher durch Sonder- einnahmen
Schon dieses Szenario hat die Regierung nicht dazu veranlasst, auf einen systemati schen und strukturierten Konsolidierungs kurs einzuschwenken, um das hohe Ausga benniveau des Bundeshaushalts zu senken. Um Haushaltslöcher zu stopfen, setzt sie auf eine andere Strategie: auf temporäre Sondereinnahmen und Steuer bzw. Abga benerhöhungen. Diese ZusatzEinnahmen in Höhe von rund 112 Milliarden Euro set zen sich wie folgt zusammen:
• Rücklage: Die Rücklage im Umfang von 48 Milliarden Euro, die 2020 und 2021 nicht zur Haushaltssanierung bzw. Redu zierung der überhöhten Neuverschuldung eingesetzt wurde, soll bis 2024 aufgelöst werden. Statt also mit der Rücklage die Krisenverschuldung zu dämpfen und so mit künftige Tilgungspflichten zu sparen, sorgt sie für eine ScheinStabilität des Bundeshaushalts, indem sie zumindest ei nen Teil des strukturellen Defizits gegenfi nanziert. Doch Vorsicht: Ist die Rücklage weg, bleiben die damit finanzierten Aus gaben überwiegend bestehen. Und die Fi nanzierungsfrage dieser versprochenen Ausgaben stellt sich nach 2025 erneut.
• EU-Wiederaufbaufonds: Auch den frisch geschaffenen EUWiederaufbaufonds zapft der Bund an. Aus diesem 750Milliar denEtat erhält der Bundeshaushalt Zu schüsse von rund 25 Milliarden Euro bis 2026. Mit diesen Sondereinnahmen finan ziert er überwiegend Maßnahmen der Kli ma und Energiepolitik sowie der Digitali sierung, zudem die Modernisierung seiner Verwaltung. Das bedeutet: Die Bundespoli tik ersetzt ihre eigenen Finanzierungsquel len durch Fremdmittel, die nur zeitweilig zur Verfügung stehen. Denn alle genann ten Politikbereiche sind nicht pandemie spezifisch, sondern gehören zu den Stan dard und Daueraufgaben staatlichen Handelns. Deshalb müssten sie dauerhaft durch laufende Einnahmen finanziert wer den, die dem Bund zustehen. Stattdessen bezahlt die Regierung nationale Maßnah men, die bereits vor der CoronaKrise von