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Haushaltsanalyse
Viel zu wenig tat sich dagegen auf der Aus gabenseite. Um die Ausgabenwünsche der Ministerien zu dämpfen, forderte das Fi nanzressort lediglich pauschale Einsparun gen. Lapidar formuliert: Die Ministerien sol len während des Haushaltsjahres weniger ausgeben, als ihnen laut Haushaltsplan zu gesagt wird. Wie und ob die Ressorts diese Vorgabe einhalten, obliegt ihnen selbst – je der kann seine eigenen Prioritäten festlegen. Damit erhoffte sich die Regierung Minder ausgaben in den Jahren 2022 bis 2024 in Höhe von 37 Milliarden Euro. Doch dieser Fli ckenteppich ersetzt keine Konsolidierungs strategie. Deutschland braucht eine Rot stiftPolitik mit System!
Ausgaben-Prioritäten festlegen
Unsere Analyse der Finanzplanung zeigt: Die oft wiederholte Aussage von Bundesfinanz minister Olaf Scholz zur aktuellen Re kordVerschuldung – „Wir können uns das leisten“ – verkennt, dass auch der Bundes haushalt endliche Ressourcen hat und ver fassungsrechtlichen Beschränkungen unter worfen ist. Deshalb muss die Konsolidierung des Bundeshaushalts nicht erst NACH DER KRISE zur Chefsache erklärt und zwischen Kanzleramt und Finanzressort koordiniert werden. Dazu ist es nötig, jeden Ministeri umsEtat auf den Kopf zu stellen, jede Be hörde zu durchleuchten, jedes Projekt zu hinterfragen.
Über offensichtliches Sparpotenzial verfügt der Bundeshaushalt zur Genüge – vor allem beim Eigenkonsum der Bundesverwaltung. So hat die immer noch aktuelle Stellenoffen
sive der großen Koalition dazu geführt, dass die Anzahl der Beschäftigten in der Bundes verwaltung seit 2014 um 40.000 auf inzwi schen 289.000 Stellen gestiegen ist – die entsprechenden Personalausgaben klettern von 29 auf 36 Milliarden Euro in diesem Jahr. Bei den Verwaltungsausgaben ist die Entwicklung noch kostenintensiver: Seit 2014 ist hier ein Kostenanstieg um 8 Milliar den auf aktuell 20 Milliarden Euro zu ver zeichnen. Beide AusgabenBereiche sind in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als das Gesamtvolumen des Stammhaus halts (also die Ausgaben des Bundesetats, bereinigt um coronabedingte Effekte auf der Ausgabenseite).
Dynamisch sind auch die steuerfinanzier ten SozialleistungsVersprechen – vor allem der wachsende Steuerzuschuss an die ge setzliche Rentenversicherung, der inzwi schen mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr umfasst. Diese mit Steuergeld finanzierten Sozialtransfers bilden mit Abstand das größte AusgabenAggregat im Bundeshaus halt: Ihr Anteil am Gesamtbudget hat von 47 Prozent 2013 auf 52 Prozent 2019 zuge legt – in absoluten Zahlen ist das ein Plus von 31 Milliarden auf 177 Milliarden Euro 2019.
Dieses Jahr sollen die Sozialausgaben des Bundes sogar auf 253 Milliarden zulegen. Wichtig: Diese RekordAusgaben sind auch den hohen Kosten der Pandemiebekämp fung im Sozialbereich geschuldet, weshalb sie mit den Zahlen aus den Vorjahren nicht einfach verglichen werden können.