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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Vielschichtige Probleme Schiffbauzulieferer dennoch mit 2021 zufrieden
Hans Jürgen Witthöft
Die VDMA Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems, in der die rund 400 deutschen maritimen
Zulieferunternehmen organisiert sind, zeigte sich bei der Vorlage ihrer Jahres- bilanz in Hamburg mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 2021 zufrieden. Der Auf- tragseingang sei im vergangenen Jahr um gut 14 % gestiegen, und die Bestellungen befänden sich 2022 weiter im Aufwind. Allerdings klagten die Unternehmen aktu- ell über Lieferkettenschwierigkeiten, Fach- arbeitermangel und die durch den bruta- len russischen Angriffskrieg in der Ukraine
2,5 %, also 10,3 Mrd. Euro. Dabei zeigte sich innerhalb der Branche jedoch naturgemäß ein uneinheitliches Bild: Während 46 % der Unternehmen einen Umsatzrückgang mel- deten, verzeichneten 39 % ein Wachstum. „Gleichzeitig entwickelten sich die Märkte aber mit deutlich steigenden Auftragsein- gängen positiv, vor allem aus dem Ausland. Diese Entwicklung hält an und stimmt die Branche weiter positiv. Die Erwartungen an die Zukunft sind trotz zunehmender Unsi- cherheiten weiter optimistisch“, hieß es. Ergänzend wurde hinzugefügt, dass die Branche zusätzlich zu den Corona-Nach- wirkungen in nicht geringem Ausmaß von dem Krieg in der Ukraine, den Lockdowns in China, den Staus in zentralen Umschlag- plätzen, der steigenden Inflation und den aus allem resultierenden angespannten Lieferketten betroffen sei.
Als folgenschwer erweisen sich die Pro- bleme in den Lieferketten. Fertigung und Auslieferung der Bestellungen würden verzögert, Rechnungen könnten nicht gestellt werden, wurde beklagt. Dadurch würde der Auftragsbestand auf unge- sunde Weise steigen und die Lieferzei- ten allgemein verlängert. In einer aktuel- len VDMA-Blitzumfrage sahen etwa neun von zehn Unternehmen aus dem gesam- ten Maschinen- und Anlagenbau ihre Lie- ferketten merklich oder gravierend beein- trächtigt. Mit einer Entschärfung der Lage innerhalb der nächsten Monate rechnet kaum jemand.
Ein Blick auf den Exportsektor zeigt, dass die deutsche Schiffbau-Zulieferindustrie mit einer Quote von 79,5 % weiterhin an der Weltspitze geblieben ist. Das europäische
Ausland bestätigte dabei mit 33 % Anteil an den Exporten erneut seine stabile Rolle als wichtiger Marktfaktor. Knapp übertrof- fen wurde das jedoch mit 34 % vom asia- tischen Raum. Unter den wichtigsten asi- atischen Ländern ist der Anteil Chinas an den Exporten der deutschen Zuliefe- rer im vergangenen Jahr mit 18,3 % kon- stant geblieben, Südkorea hat dagegen als anderes asiatisches Schwergewicht mit 12,3 % deutlich hinzugewonnen. Im weite- ren Verlauf des Jahres 2022 wird vor dem Hintergrund des anhaltenden weltweiten Neubaubooms auf den Werften mit unver- ändert steigenden Aufträgen gerechnet. Was die Beschäftigtensituation betrifft, so ist die Anzahl der Mitarbeiter zwar mit etwa 63 000 annähernd konstant geblieben, dennoch bereitet die Lage in diesem wich- tigen Bereich der Branche nicht geringe Sorgen, denn die Fachkräfteengpässe, wie es bei der Bilanzvorlage hieß, sprich der Fachkräftemangel, spitzt sich wie in vielen Bereichen auch im maritimen Maschinen- bau vielfach dramatisch zu. In einer aktuel- len VDMA-Umfrage klagen denn auch vier von fünf Unternehmen über einen merkli- chen bis gravierenden Mangel an Perso- nal. Drei von fünf Unternehmen beurteilen die Demografie und den Fachkräfteman- gel als großes Risiko. „Um das geplante Wachstum zu ermöglichen und zusätzlich die altersbedingt ausscheidenden Fach- kräfte zu ersetzen, müssen junge Nach- wuchskräfte eine attraktive Ausbildung in einem guten Umfeld in unserer Branche bekommen. Wir streben deshalb eine Aus- bildungsquote von zehn Prozent an“, hieß es abschließend hoffnungsvoll. 7
Ein Exportschlager ist weiterhin die deut- sche Antriebstechnik. Hier die Verladung eines MAN-Dieselmotors in die Türkei
ausgelösten geopolitischen Turbulenzen. Generell sind die Schiffbau- und Offshore- Zulieferunternehmen mit den Geschäfts- ergebnissen des Jahres 2021 zufrieden, und sie erwarten auch für das laufende Jahr trotz sich verstärkender Unsicher- heiten eine weiter positiv verlaufende Geschäftsentwicklung. Allerdings konnten im vergangenen Jahr aufgrund des coro- nabedingt schwachen Auftragsbestands die Umsatzziele nicht erreicht werden. Der Umsatzrückgang belief sich insgesamt auf
Der Marineschiffbau spielt als Absatz-
markt der deutschen maritimen Zulie- ferer neben dem Handelsschiffbau eine wichtige Rolle. Er hat 18 % zum Gesamt- umsatz des Jahres 2021 beigetragen. Er- wartet wird eine weitere Zunahme des Militärgeschäfts. Das Foto zeigt die Kiel- legung einer Fregatte F 125
32 Leinen los! 9/2022
Foto: tkms
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