Page 30 - Leinen los!09/2025
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Geschichte
Ein Kriegsende
Weitere Fakten zu den Opfern von M 612
Dieter Hartwig
Siegfried Lenz antwortete 1990 nur ausweichend auf die Frage nach einem realen Hintergrund für seine Erzäh- lung über ein Ereignis am Tage der Kapi- tulation im Nordraum (5. Mai 1945). Auch Andreas von Klewitz erwähnt in seinem Beitrag in Leinen los! 7-8/2025, S. 32 ff. kei- nen Wirklichkeitsbezug – tatsächlich aber hat es ihn gegeben; und zwar genauso, wie Lenz/von Klewitz es beschrieben haben, allerdings mit 11 (!) Hingerichte- ten! Der Vorgang wird im Internet https:// de.wikipedia.org/wiki/M_612 ausführlich beschrieben, u.a. mit den Namen aller 11 Hingerichteten. Zum Schluss heißt es dort: „In Sonderburg wurde am 9. Sep- tember 2020 eine Gedenkstätte errich- tet.“ Darüber konnte man schon in Lei- nen los!, Heft 5/2021 lesen: Auf Initia- tive einer Berliner Geschichtswerkstatt und mit Unterstützung einer dänischen Museumsdirektorin sowie des ehemali- gen Chefredakteurs der Zeitung „Nord- schleswiger“ erinnert seitdem ein Ge- denkstein mit einem ausführlichen Text an die schrecklichen Ereignisse des 5./6. Mai 1945. Besonders beachtens- und anerken- nenswert:
1. Der Ort dieses Gedenksteins: Däne- mark – im April 1940 völlig unprovo- ziert vom Deutschen Reich überfallen und fünf Jahre lang besetzt!
2.Das seit 30 Jahren dort andauernde Gedenken: Erstmals 1995 an den Grä- bern der Hingerichteten, dann 2020 die erwähnte Einweihung des Gedenksteins unter Teilnahme dänischer und deutscher Offizieller und eine erneute Gedenkver- anstaltung in diesem Jahr (2025).
Abschließend sei noch an eine ähnliche Schrecklichkeit nach Kriegsende erinnert: Noch am 10. Mai 1945 wurden drei Mari- nesoldaten in der Geltinger Bucht hin- gerichtet. Darauf weist (schon seit 1999) ein Gedenkstein in Noorgardholz (Stein- bergkirche/Geltinger Bucht) hin –, nachzu- lesen u.a. in Jochen Missfeldt, Steilküste. Ein See- und Nachtstück, Rowohlt Verlag 2005 https://geschichte-s-h.de/sh-von-a- bis-z/g/todesurteile/ 7
Ida Gatz (geb. Ritz) am Gedenkstein an der Sonderburger Hafenfront. Sie hält ein Foto ihres Bruders Gustav Ritz in der Hand, damals Besatzungsmitglied von M 612. Er wurde nur 22 Jahre alt
Nach der Kapitulation in Nord- deutschland und Dänemark wurden in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 1945 elf deutsche Marinesoldaten an Borddes MinensuchschiffesM612 wegen Meuterei verurteilt.
Sie wurden hingerichtet und ihre Leichen im Alsensund versenkt.
Sieben der Hingerichteten trieben in den folgenden Wochen an Land entlang der Küste und wurden auf dem Friedhof der Christianskirche zur Ruhe gebettet.
Sie gehörten zu den letzten sinnlosen Opfern eines Krieges, der von 1939 bis 1945 die Welt verwüstete.
In dankbarem Gedenken an das Ende des Krieges und in Erinnerung an des- sen viele Opfer wurde diese Tafel errichtet. 1945 Sonderburg 2020
30 Leinen los! 9/2025
Archivbild: Karin Riggelsen/nordschleswiger.dk


































































































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