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Historisches Kalenderblatt 9/2025
Am Abend des 2. September 1940 wurde der deutsche Truppen- transporter Pionier etwa 15 sm nördlich von Skagen durch das britische U-Boot sturGeon versenkt. Von den 823 an Bord befindlichen Personen überlebten 487, 336 Männer hatten ihr Leben verloren oder wurden vermisst.
Die Pionier war am 2. November 1933 auf der Vulkan-Werft in Bremen-Vege- sack vom Stapel gelaufen. Das für die Hamburger Reederei F. Laeisz gebaute, 3264 BRT große Kühlschiff war 114,90 m lang, 13,60 m breit. Seine Dieselmoto- ren ermöglichten eine Geschwindigkeit von 15 kn.
Die Pionier fuhr als Bananenschiff für die „Afrikanische Frucht-Compagnie“, kurz AFC, eine Tochtergesellschaft der Ree- derei F. Laeisz. Sie brachte die noch grü- nen Früchte von Westafrika nach Ham- burg, wo sie fertig gereift und dann in den Obstläden der AFC verkauft wur- den. Die Pionier wurde in Westafrika vom Beginn des Zweiten Weltkriegs überrascht. Es gelang ihr jedoch, über die Kanarischen Inseln und den Nord- atlantik nach Hamburg zu gelangen, wo sie Anfang Januar 1940 wohlbehalten eintraf.
Am 9. April 1940 überfielen deutsche Marine-, Heeres- und Luftwaffenver- bände mit der Operation Weserübung ohne Kriegserklärung Dänemark und Norwegen. Ziel war es, einem britischen
Der Truppentransporter Pionier in Frederikshavn
Zugriff auf Nordnorwegen zuvorzukom- men, den Nachschub von den schwedi- schen Erzlagern über den auch im Win- ter eisfreien Hafen Narvik zu sichern sowie eine Operationsbasis für den Seekrieg im Nordatlantik zu gewinnen. Doch wäh- rend die Besetzung Dänemarks weitge- hend reibungslos verlief, ergaben sich die von englischen, französischen und polnischen Verbänden verstärkten nor- wegischen Truppen erst nach wochenlan- gem erbitterten Widerstand.
Zur Versorgung der Truppen in Norwe- gen wurde die Pionier von der Kriegs- marine als Truppen- und Materialtrans- porter übernommen und erhielt eine Flakbewaffnung zum Selbstschutz. In den folgenden Monaten verkehrte das Schiff regelmäßig zwischen dem nord- dänischen Hafen Frederikshavn und der norwegischen Hauptstadt Oslo.
Auch die letzte Fahrt der Pionier folgte dieser Routine: Am Abend des 2. Sep- tember 1940 verließ sie, gesichert von zwei Torpedobooten, Frederikshavn mit Ziel Oslo. Zusätzlich zu der regu- lären Besatzung von 70 Seeleuten und Flakartilleristen hatte die Pionier 753 Wehrmachtssoldaten an Bord, von denen die meisten auf der Rückreise aus dem Heimaturlaub waren. Kurz nach 21 Uhr wurde sie von dem briti- schen U-Boot sturGeon torpediert und begann zu sinken. Der raschen Hilfeleis- tung durch deutsche Vorpostenboote sowie das Transportschiff utlanDsHörn und dessen Geleitfahrzeuge war es zu verdanken, dass 487 der 823 an Bord befindlichen Personen überlebten. In der Folge wurden die dänischen Häfen ausschließlich für die Materialverschif- fung genutzt.
2018 wurde das Wrack der Pionier von einer dänischen Expedition wieder- gefunden. Dabei wurde festgestellt, dass das Heck fehlt. Vermutlich wurde es durch den Torpedotreffer abgeris- sen. 7
Die Pionier (l.) und die ehemalige norwegische Passagier- und Autofähre Peter weSSel wurden im Pendelverkehr zwischen Frederikshavn und Oslo eingesetzt
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