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BÜCHERSCHAPP
Heinrich Walle, 60. Historisch-Taktische- Tagung der Marine. WIR – Reflexionen zum Selbstverständnis unserer Marine diesseits der Weltkriege, Beiträge zur Schifffahrts- und Marinegeschichte, Band 20, hrsg. im Auftrag der DGSM, Miles- Verlag Berlin, ISBN 978-3-96776-055-2, € 19,80
Seit den späten
1950er-Jahren bietet
die Historisch-Tak-
tische-Tagung eine
willkommene Gele-
genheit für Jung und
Alt, über Tradition
und Moderne, über
Bewahrendes und zu
Veränderndes zu dis-
kutieren. Unter dem
Leitwort „Von der
Flotte für die Flotte“
war sie zunächst als
Forum für den Gedan-
kenaustausch von Offizieren der Flotte gedacht. Inzwischen treffen sich zum tra- ditionellen Termin im Januar eines jeden Jahres Marineoffiziere aus allen Bereichen der Bundeswehr. In 60 HiTaTas haben bis- her weit mehr als 400 Referenten zu einem breiten Themenspektrum vorgetragen. Der vorliegende Band enthält die Bei- träge von acht jungen Offizieren, die auf der 60. HiTaTa ihre Gedanken zum Selbst- verständnis der Deutschen Marine präsen- tiert haben. Dr. Peter Tauber, Parlamenta- rischer Staatssekretär beim Bundesminis- ter der Verteidigung, sprach über Helden und Vorbilder und welche Rolle die Sozialen Medien dabei spielen, die Freude am Dienst in der Marine nach innen und nach außen zu vermitteln. Vizeadmiral Rainer Brinkmann, Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, Befehlshaber der Flotte und Veranstal- ter umriss die Thematik dieser Jubiläums- veranstaltung; „Nicht in den unendlichen historischen Tiefen und Abgründen deut- scher Marinen aber wollen wir suchen, son- dern in unserer jüngeren Vergangenheit.“ Seine Kernfrage lautete: „Was aus unse- rer jüngeren Geschichte ist noch heute für unsere eigene Verantwortung im Seegang der Zeit von Relevanz?“ rb
Ulrich Nersinger, Unter der Flagge des Papstes. Eine kleine Geschichte der Päpstlichen Marine, Verlag Petra Kehl, Künzell, ISBN 978-3-947890-14-9, € 19,90 Bei dem Begriff „Päpstliche Marine“ kommt im ersten Moment Verwirrung auf. Der Papst und Militär – und dann noch zur
See? Dann kommt einem vielleicht der Begriff „Christliche Seefahrt“ in den Sinn, der heutzutage umgangssprachlich für die Handelsschifffahrt steht. Ursprüng- lich bezeichnete sie jedoch die mittelal- terlichen Flotten der christlichen Ritteror- den, vor allem der Templer, Malteser und
des portugiesischen Christus- ordens. Später grenzte man sich mit dem Begriff gegen die Piraterie betreibenden „heidnischen Barbaren“ ab. Und tatsächlich, auch die Päpste unterhielten über fast 1000 Jahre hinweg Flotten, die an zahlreichen kriegeri- schen Handlungen beteiligt waren.
Im Frühmittelalter entstand der Kirchenstaat, der zeit- weise große Gebiete Mit- telitaliens umfasste. Die- ser wurde vermehrt durch
Sarazenen-Flotten heimgesucht, sodass schließlich Papst Johannes VIII. im Jahr 876 selbst eine Flotte aufstellte und in einer Seeschlacht die Gegner erfolgreich bekämpfte. Dies war das erste und einzige Mal, dass ein Papst persönlich als Admiral in den Kampf zog. Es folgten über die Jahr- hunderte zahlreiche Einsätze von Flotten unter der Flagge des Papstes, mit Schwer- punkt in den Kriegen gegen das Osmani- sche Reich, bis zum Ende des Kirchenstaa- tes durch den Einmarsch italienischer Trup- pen im Jahr 1870 die päpstliche Flotte auf- gelöst wurde.
In dem Buch werden Schiffe, Flotten und ihre Befehlshaber eingehend beschrieben, die Operationen und Seeschlachten zum Teil detailliert dargestellt. Ulrich Nersinger ist zwar nach Angabe seines Verlages eine „ausgemachte Landratte“, hat sich aber als Vatikanspezialist durch zahlreiche Veröffent- lichungen einen Namen gemacht. In dem 174 Seiten umfassenden Buch beschäftigt er sich ausführlich und kenntnisreich mit der Geschichte der Päpstlichen Marine. Der
Leser findet zahlreiche interessante Infor- mationen zu diesem bislang eher unbe- kannten Kapitel der maritimen europäi- schen Geschichte, wie z.B. die Überlegun- gen zur Aufstellung einer neuen Vatikan- flotte im 20. Jh. unter Pius XII. mfa
Cam Honan, Wanderlust Skandinavien. Wege durch den hohen Norden, Die Ge- stalten Verlag, Berlin, ISBN 978-3-96704- 081-4, € 45,–
Wandern wird
immer populä-
rer, nicht zuletzt
abzulesen an den
Scharen, die sich
alljährlich auf den
Jakobsweg bege-
ben. Andererseits
zieht es mehr und
mehr Menschen in
die stillen skandi-
navischen Länder,
vorzugsweise, um
dort Urlaub in Ferienhäusern zu machen. Wer es aktiver möchte, kann hier allerdings nach Herzenslust wandern. Sogar in Grön- land ist das möglich. Cam Honan, er gilt als einer der erfahrensten Wanderer weltweit, der in 30 Jahren über 100 000 km zu Fuß zurücklegte, hat es ausprobiert. Nicht nur dort, sondern auch in Schweden, Finnland, Island, Norwegen, Dänemark und last but not least auf den Färöern. Insgesamt hat er für das 300-Seiten-Buch 40 Wege ausge- wählt, die man nachwandern kann. Jedem Trail stellt er eine ausführliche Beschreibung voran, die gut bebildert ist, sodass man eine Vorstellung gewinnt, was einen erwartet. Eine ganzseitige Über- sichtskarte – sie ersetzt keine Wander- karte – veranschaulicht Streckenführung und Sehenswürdigkeiten. Dem gegen- über steht eine Seite, die mit Wissenswer- tem zur Saison, Übernachtung und High- lights beginnt, über nützliche Tipps für An- und Abreise, Packliste, Verpflegung, Hin- tergrundwissen weiterführt bis zu Flora und Fauna. Dennoch sollte man, so denn vorhanden, sich auch nach detaillierteren Wanderführern umsehen.
Wer sich für Skandinavien begeistern las- sen und sich einen ersten Überblick über die Möglichkeiten verschaffen möchte, dem sei dieses Werk zum Vorab-Studium empfohlen. Es werden überwiegend Wege vorgestellt, die noch nicht überlaufen und von fast jedem zu bewältigen sind, der gut zu Fuß ist. So kann das Abenteuer skandi- navische Wildnis kommen! psw
50 Leinen los! 6/2023


































































































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