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Das Nachsehen hatte bei dem ganzen Hin und Her die Lloyd Werft in Bremer- haven. Sie hatte die Polarstern häufig für die Durchführung kleinerer und grö- ßeren Reparaturen oder Umbauten in Empfang genommen, war also mit all ihren Einrichtungen vertraut. Daher waren ihre Hoffnungen auf Erteilung des Auftrags zum Bau der Nachfolge- rin gerechtfertigt.
Forschungseisbrecher der Superlative
Nun wird ein Neubau erwartet wer- den, der höchsten Anforderungen ent- spricht. Und es soll tatsächlich ein Polar- Forschungseisbrecher der Superlative werden, zumindest im Vergleich mit der alten Polarstern. Das beginnt schon bei den Abmessungen: Da stehen gegen die bisherigen 118 m Länge und 25 m Breite 160 m Länge und 27 m Breite der Polar- stern 2. Das neue Forschungsschiff wird außerdem mit der sogenannten Polar- klasse 2 auch eine höhere Eisfestigkeit besitzen und kann in Gebiete vordrin- gen, in denen das Eis für die heutige Polarstern zu dick ist, etwa in das süd- liche Weddellmeer der Antarktis. Das Schiff soll auch im Eis überwintern kön- nen.
Zu den Aufgaben der Polarstern 2 gehört wie bisher die Versorgung der Station Neumayer III, die als landbasierte Basis der deutschen Antarktisforschung dient. Neben 50 Besatzungsmitgliedern haben pro Fahrt 60 bis 90 Wissenschaftler an Bord Platz und Arbeitsmöglichkeiten – und das an mehr als 300 Tagen im Jahr bei unterschiedlichen Eis- und Witterungsbe- dingungen.
Zur Ausrüstung des neuen Forschungs- schiffes wird modernstes Großgerät zählen, etwa Hubschrauber und Droh- nen, sowie Roboter für tiefe Tauchgänge
unter das dicke Eis der Antarktis und für tiefe Sedimentbohrungen. Die Polar- stern 2 wird dafür mit einem sogenann- ten „Moonpool“ ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine geschützte Rundöffnung im Schiff, die den Einsatz komplexer Tauchroboter auch unter dem Eis ermöglicht, bis zu 6000 m Tiefe. Das AWI betont, dass der Neubau einer der umweltfreundlichsten Eisbrecher der Welt sein wird und ein Botschafter für innovative und nachhaltige techni- sche Lösungen. Das betreffe auch den Antrieb, für den grünes Methanol einge- setzt werden kann. Damit würde der Aus- stoß von Schadstoffen bis an die Grenze
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Deutschlands wohl bekanntester Forschungseisbrecher, die PolarSTern, auf dem Weg zur Neumayer-Station III in die Antarktis
systems und tragen dazu bei, dass das Alfred-Wegener-Institut ein weltweiter Top-Standort für die internationale Polar- und Meeresforschung bleibt.“
Ausbau der Werft in Wismar gefordert
Im Zusammenhang mit dem Auftrag über den Bau von vier U-Booten des Typs 212 CD für die Deutsche Marine und wahrscheinlich zwei weiteren für den NATO-Partner Norwegen, den Neubau des Polarforschungsschiffs und den zu erwartenden Bau der Fregatten-Klasse 127 drängt die IG Metall Küste auf den Ausbau des Werftstandortes in Wismar. „Die Investitionen in neue Anlagen und der lange angekündigte Personalaufbau müssen jetzt möglichst schnell konkret werden“, sagte Daniel Friedrich, Bezirks- leiter der IG Metall Küste. Insbesondere die Mitarbeiter, die derzeit noch mit der Fertigstellung eines Kreuzfahrtschiffes für die Disney Cruise Line beschäftigt sind, warten auf eine Perspektive. Ihre Verträge bei Meyer Wismar laufen Ende nächsten Jahres aus, wenn die ehema- lige Global one an Disney abgeliefert wird.
2022 gähnende Leere: heute ist der Werftstandort Wismar auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft
des Machbaren reduziert. So werde das Schiff mit modernsten Rußpartikelfil- tern, Katalysatoren und einer Harnstoff- einspritzung zur Reduzierung des Stick- oxid-Ausstoßes ausgestattet.
Die Bereederung für die ersten zehn Betriebsjahre erfolgt – wie auch bei der jetzigen Polarstern – durch die Reede- rei F. Laeisz, die auch einen Teil der Bau- aufsicht übernehmen wird. „Die Polar- stern 2 wird eines der ambitioniertesten Schiffe in der Geschichte der Helmholtz- Gemeinschaft“, resümiert deren Präsi- dent Professor Otmar Wiestler. „Mit diesem Schiff setzen wir völlig neue Maßstäbe in der Erforschung des Erd-
Die IG Metall Küste und tkMS hatten sich bei der Übernahme des Gelän- des, der Gebäude und Anlagen aus der Insolvenzmasse der MV Werften im Juni 2022 auf Eckpunkte für den Aufbau von Beschäftigung in Wismar geeinigt. Der Kauf der Werft werde mit „guter, tariflich abgesicherter Arbeit und Ausbildung verbunden, für die das Unternehmen auch an seinen anderen Standorten steht“, heißt es in der Ver- einbarung. Durch den U-Boot-Bau und weitere Aufträge werden die bestehen- den 140 Arbeitsplätze auf rund 1500 hochqualifizierte Jobs in der Region anwachsen. 7
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Foto: MV Werften
Foto: Alfred-Wegener-Institut/Folke Mehrtens


































































































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