Page 24 - Leinen los! 04/2023
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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Ausgediente Fischerboote dienen auf Lindisfarne als Schuppen
Papageitaucher
der Eyemouth Beach einen naturbelas- senen Strand für einen abendlichen Spa- ziergang, eingerahmt durch das Weasel Loch (nordwestlich) und Greenends Gully (südöstlich). Zurück im Örtchen lockt die urige Seemannskneipe „The Ship“ an der Harbour Road mit einem sämigen Pint Bier und schottischem Whisky. Bei kna- ckendem Kaminfeuer und volkstümlicher Musik kann man dann durch die Butzen- scheiben auf den Hafen und die Fische- reifahrzeuge schauen. Ein schöner Ort! Bevor die FlyIng dutchman sich unaufhalt- sam dem Firth of Forth und dem Zielha- fen Edinburgh nähert, wartet ein weite- res Naturdenkmal auf die Reisenden. Vor der Küste der schottischen Region East Lothian im Südosten des Firth of Forth liegt eine heute unbewohnte Insel: Der Bass Rock. „The Bass“ besteht eigent- lich nur aus einem gewaltig großen Pho- nolith-Felsen rund eine Seemeile vor der Küste, der an die rege Vulkantätigkeit im Karbon erinnert. Wenn man der schot- tischen Geschichtsschreibung Glau- ben schenken darf, verzockte irgend- wann in grauer Vorzeit Malcolm III. den unwirtlichen Felsen an den Clan Lauder of The Bass, der ihm seinen Namen gab. Zeitweise gab es eine kleine Burg auf dem Eiland, in der ab dem 17. Jahrhun- dert Zuchthäusler unter kümmerlichen Bedingungen dahinvegetieren muss- ten. Wer die Insel in unserer Zeit ansteu- ert, orientiert sich an dem 1902 errichte- ten Leuchtturm. Betreten sollte man die unter Naturschutz stehende Insel besser nicht: Die dort logierende Basstölpel- Kolonie hat das dunkle Gestein üppigst
Abertausenden Krähenscharben (gehö- ren zur Familie der Kormorane) und Küs- tenseeschwalben, Papageitauchern und Trottellummen ideale Brutgebiete. Um die Tiere nicht zu stören, dürfen nur Inner Farne, Longstone und Staple Island betre- ten werden. Ranger achten penibel dar- auf, dass nicht zu viele Besucher gleich- zeitig über die Inseln schwärmen.
Ein paar Meilen nach Nordwesten ver- setzt, liegt die Gezeiteninsel Lindisfarne
FlyIng dutcHman
im Hafen von Eyemouth
an der Nordostküste Northumberlands, auch „Holy Island“ genannt. Ihr Hauptort Holy Island Village zählt nur 180 Einwoh- ner – im Sommer. Im Winter sind die meis- ten Häuschen unbewohnt. Die Ruine des im 16. Jahrhundert verlassenen Benedik- tinerklosters und das die Insel überra- gende kleine Lindisfarne Castle sind die dominierenden Bauwerke. Großteile der Insel und die sie umgebenden Gezeiten- zonen fungieren als Vogelschutzgebiet: 300 verschiedene Vogelarten ziehen jährlich Hunderttausende Besucher an. Das stellt die nur bei Ebbe mit dem Pkw erreichbare Insel zunehmend vor öko- logische und logistische Probleme. Bei auflaufendem Wasser verlässt die Fly- Ing dutchman Lindisfarne Harbour, glei- tet vorbei am Heugh Hill Leuchtturm und den Ruinen der Lindisfarne Priory.
Die nahende Nacht verbringen wir im 12 sm entfernten schottischen Fischer- städtchen Eyemouth. Mit seinen knapp dreieinhalbtausend Einwohnern schmiegt sich der Hafen in die Mündung des Flüss- chens Eye Water, umgeben von den sanften grünen Hügeln der Grafschaft Berwickshire. Die Geschichte des Städt- chens prägten Hochseefischer, aber auch lichtscheues Gesindel und Schmuggler. Die den Hafen überblickende Villa Guns- green House erinnert an diese gesetzlo- sen Zeiten. Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch einen verheerenden Nord- seesturm im Jahre 1881, in dem die Hälfte seiner Fischereiflotte unterging. 129 Tote waren zu beklagen – über Jahrzehnte konnte sich der Ort wirtschaftlich davon nicht erholen. Bei schönem Wetter bietet
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