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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Marinemaler und Seemann
Mark Richard Myers, erster amerikanischer Präsident der Royal Society of Marine Artists
Andreas von Klewitz
Der Marinemaler Mark Richard Myers ist nicht nur der erste Amerikaner, der jemals in die altehrwürdige bri- tische Royal Society of Marine Artists (RSMA) gewählt wurde, sondern war auch ihr erster amerikanischer Präsident. Dass er sich diesen Rang durchaus verdient hat, zeigen seine ungewöhnliche Biografie und seine herausragende künstlerische Begabung.
Am 19. November 1945 in San Mateo, Kalifornien, geboren, erhielt er seine Schulausbildung in San Mateo und Hongkong. 1963 begann er ein Geschichtsstudium am kaliforni- schen Pomona College in Claremont, das er 1976 mit einem Bachelor (BA Hons) in Liberal Arts abschloss. Seine Karriere als Marinemaler begann er als Autodidakt. Dabei bekam er bei sei- nen ersten künstlerischen Gehversu- chen technische und wissenschaftliche Unterstützung von Mitarbeitern des San Francisco Maritime Museums, konnte aber auch bald aus eigener Erfahrung als Seemann schöpfen. So fuhr er 1965 unter dem berühmten Kapitän, Schrift- steller und Seefahrtsjournalisten Alan Villiers auf der Brigg grethe und der Bark WandIa und segelte auf dem Scho- ner te vega entlang der kalifornischen und mexikanischen Küste.
1968 heuerte er auf der in England gebauten Ketsch nonsuch an und stieg nach einer Verwendung als Matrose, Rigger und Bootsmann zum „acting mate“ auf. Nach seiner Rückkehr zog er Anfang der 1970er-Jahre mit seiner Familie nach England. Inzwischen durch seine virtuose Wiedergabe seefahrts- historischer Motive bekannt gewor- den, wurde er dort 1975 in die Royal So- ciety of Marine Artists gewählt und 1978 deren Ehrensekretär. Im selben Jahr zählte er zu den Gründungsmitgliedern der American Society of Marine Artists (ASMA), welche ihn 1979 zum „Fellow“ ernannte. 1983 wurde er Mitglied der Canadian Society of Marine Artists, die KrönungseinerKarrierewarschließlich die Ernennung zum Präsidenten der
Mark Richard Myers: „The mary rose off Southsea Castle“, Mary Rose Trust (1982), Privatbesitz
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Royal Society of Marine Artists. Dieses Amt hatte er von 1993 bis 1998 inne. Mark Myers Bilder zeichnen sich durch eine ebenso authentische wie dra- matische Darstellungsweise aus. Sein Werk umfasst Ölgemälde und Aqua- relle sowie Arbeiten mit Acrylfarben, Pastelle, Radierungen und Lithogra- fien, die, von der Franklin Gallery und dem Mary Rose Trust herausgegeben, in den 1980er-Jahren als hochwertige Reproduktionen in limitierter und sig- nierter Auflage auf den Markt kamen. Während die Drucke damals für einen halbwegs erschwinglichen Preis zu erwerben waren, werden Myers Ori-
ginalwerke auf internationalen Aukti- onen hoch gehandelt. Kein Wunder, denn ein Großteil seiner Arbeiten ist in renommierten Kunstsammlungen ver- treten, darunter im National Maritime Museum in San Francisco, im Natio- nal Maritime Museum in Greenwich, im South Street Seaport Museum in New York und im North Devon Mari- time Museum in Appledore. Einige seiner Œuvres haben sogar Eingang in die Kollektionen des Hauses Windsor gefunden, etwa in die Sammlung des damaligen Prince of Wales und jetzi- genKönigsCharlesIII.vonGroßbritan- nien und der Countess Mountbatten of


































































































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