Page 92 - CYC Clubjournal 2005
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 Neuseeland - eine Analogie in Fragmenten.
Erster Teil: Auckland und Nordinsel
Juni 2003
Neuseeland ist ein eindrucksvoller Platz. Meine Umgebung wirkt seltsam fremd ver- traut. Irgendwie scheint alles stark ver- langsamt , die allgemeine Laut stärke ist gering und Gelassenheit ist Philosophie. Willkommen in Neuseeland.
Hier in Auckland bestätigt sich die Aus- nahme. Sozusagen eine Insel auf der Insel. Auckland riecht nach Salz und Algen, Autos, Frittenbuden und Sonnencreme. Dazu kreischende Seevögel, ein Haufen Baumaschinen, jede Menge Menschen, kalter, bisweilen stürmischer Wind und ganz viel Regen.
Das hiesige Szenario ist eine freundliche Mischung aus englischer Würde, amerika- nischen Geschmacks, Europas Hast und der fernöstlichen Markenlandschaft.
Die Aussprache der Kiwis könnte dem Lehrbuch eines verrückten Kaugummifor- schers entsprungen sein, der Straßenbau wirkt polnisch liberal, während die Ver- kehrsregeln eher italienisch anmuten. Etwa so wie eine Flasche Cianti mit der lin- ken Hand zu trinken.
Die Innenstadt ist schon fest in der Hand von Asiaten - die Claims scheinen schon verteilt. Beet, Sushi, Fritten, Hamburger, Donuts, klebriger Kuchen, herrlicher grü- ner Algensaft, tote Fische, noch mehr Beet und Sushi, Essen gibt es hier genug. Außerdem ist es mir viel zu laut. Suche Alternativen...
Juli 2003 Auckland Obdach Odyssee. Erste und zweite Nacht im Hotel. Nelson- street, ruhige Gegend, gutes Bett, alles ok. aber langweilig...
Dritte bis fünfte Nacht beim Backpacker. Albert Street, finstre Gegend. Von einer
nächtlichen Störung durch einen Tramper mit Bart, Sonnenbrille und der wenig zivi- lisierten Art, komplett und wortlos ins Bett zu sinken (Licht, Brille und Bart gleich angelassen) abgesehen, soweit ok.
...diverse weitere Nächte unten am alten Hafen, Beach Hotel.
Großer alter Kasten. Ehrwürdig staubige Kulisse...ex beach Road, jetzt Redlight District. Morbide Atmosphärisch, heute ausgetreten, noch etwas verblasst glän- zend. Keiner da außer mir, liegt vielleicht am Stadteil?
Irgendwann später ... asia homestay. Spe- zialisiert auf chinesische Studenten, Amei- senbau Zimmer. Billig, sauber, sicher.
Auf ein paar Fluren sollen auch richtige Hühner gehalten werden? In der Lobby jedenfalls ist gute Stimmung, Europäer sind willkommen.
Vor Sonnenaufgang, spät in der Nacht, lei- ses Knirschen, Getrippel, Murmeln, Geki- cher, ein in regelmäßiges Knarren überge- hendes Geräusch...was könnte das sein? Vielleichtwaslustiges?Türeaufundnach- geschaut ... wer hätte das gedacht? Chi- nesinnen zelebrieren frühen Frühsport. Auf dem Flur. Lächelnd, gleichsam in Trance, alles im Gleichgewicht, still und sehr fried- lich anzusehen. Wieder ins Bett, Maos Kin- der sind nicht gefährlich.
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