Page 2 - und der Rest ist Österreich
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Florian Moitzi

                                             wurde am 11. September 1979 in Linz geboren.
                                             Seine musikalische Laufbahn begann mit den Instrumenten Flöte, Klarinette
                                             und Klavier und wurde mit dem Saxophon zur Berufung.
                                             Neben seiner Tätigkeit als Volks- und Sonderschullehrer studierte er an der
                                             „Anton Bruckner Privatuniversität“ Jazz-Saxophon bei Harry Sokal, Gerald
                                             Preinfalk und Florian Bramböck.
                                             Erste Erfahrungen im Komponieren machte er bei diversen Workshops und
                                             seinem Schwerpunktstudium bei Christoph Cech.
                                             Durch seine Funktion als Jugendleiter und Kapellmeister-Stellvertreter
                   Foto: Wolfgang Stadler    der Marktmusik Scharnstein Redtenbacher kam er zum Komponieren für
                                             Orchester.
                                             Florian Moitzi ist in mehreren Jazz-Formationen als Solo-Saxophonist tätig
                                             und bekommt regelmäßig Auftragskompositionen für Big-Bands, Chöre,
                                             Blasorchester und kleinere Ensembles.






                                             „...und der Rest ist Österreich!“

                                             Das Stück handelt vom Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
                                             und von der darauf folgenden Entstehung der ersten Republik Österreich.
                                             Zunächst wird das Ende des ersten Weltkriegs beschrieben. Trommel- und
                                             Trompetenklänge versetzen die Hörenden in eine Kriegssituation, jedoch
                                             lassen das langsame Tempo und dissonante Klänge erahnen, dass es sich um
                                             das Schlachtfeld eines verlorenen Krieges handelt. Melodiefragmente von
                                             Joseph Haydns Kaiserhymne erinnern noch einmal an die Habsburgerzeit,
                                             welche nun endet.
                                             Kurz darauf macht sich mit einem schnelleren Viervierteltakt eine
                                             Aufbruchsstimmung breit. Die ersten Töne der Kaiserhymne werden zu
                                             einer neuen, heiteren Melodie überführt. Dieser Teil beschreibt Karl Renners
                                             Traum von einer Deutschösterreichischen Republik, in der alle mehrheitlich
                                             deutschsprachigen Gebiete zu einem Staat vereint  werden sollten.
                                             Karl Renner, Sozialdemokrat und Staatskanzler, schrieb auch den Text zur
                                             inoffiziellen Hymne „Deutschösterreich, du herrliches Land“. Die Melodie
                                             dieser Hymne von Wilhelm Kienzl wird nun mehrmals zitiert.
                                             Plötzlich moduliert das Stück in eine Molltonart. Die Friedensverträge von
                                             St. Germain beginnen. Karl Renner führte für Österreich die Verhandlungen.
                                             Eine Agogo-Bell stellt das Ticken der Uhr dar und soll den Stress bei den
                                             hitzigen Debatten symbolisieren. Das Aufbruch-Thema wird nun in Moll
                                             präsentiert und fugenartig verarbeitet. Ein letztes Mal ertönt auch Haydns
                                             Kaisermelodie, ein verzweifelter, flehender Versuch, das große österreichische
                                             Reich zu retten. Renner konnte sich jedoch nicht durchsetzen und musste
                                             viele Gebiete abtreten, darunter auch Böhmen, das Sudentenland und
                                             Südtirol. Zudem wurde Österreich zu Reparationszahlungen verpflichtet.
                                             Diese Einschnitte werden durch laute Akzente symbolisierte, welche eine
                                             markante Melodie im tiefen Blech mehrmals unterbrechen. Der Überlieferung
                                             nach tätigte Frankreichs Ministerpräsident Georges Clemenceau die Aussage:
                                             „Le reste c’est l’Autriche“  („... und der Rest ist Österreich!").
                                             Im letzten Teil wird dieses „restliche“ Österreich beschrieben. Eine einfache
                                             Melodie wird zunächst wenig begleitet. Nach einer Überleitung, in der
                                             die derzeitige Bundeshymne zitiert wird, ertönt diese Melodie in einem
                                             voluminösen Klang. Dadurch wird verdeutlicht, dass sich Österreich trotz
                                             seiner Niederlage zu einem Land entwickelt hat, auf das die Menschen stolz
                                             sind. Das Stück endet eher ruhig. Fremdartige Akkordwechsel am Ende lassen
                                             erahnen, dass Österreich noch viele Prüfungen zu bestehen haben wird.
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