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 Gesellschaft des 17. Jahrhunderts auslöste. Die Stüt- zen des Geschlechterkampfes begannen zu bröckeln, denn nun brachte die Natur selbst ein schwerwie- gendes Argument, dass der weibliche Verstand sehr wohl in der Lage war, eine Führungsposition inne zu haben. Nein, gar dazu im Stande war, fast aus- schliesslich ohne jeglicher männlichen Hilfe einen ganzen Staat zu führen. Das Überleben des gesam- ten Volkes, der gesamten Gattung einzig an der Kö- nigin und deren tüchtigen Untertanen hing.
Trotz der Beweise – Swammerdams blieben nicht lange die einzigen – blieb die Frage das ganze 18. Jahrhundert äusserst brenzlig. Die damalige Gesell- schaft war tief vom christlichen Glauben geprägt. Der Bienenstaat galt als ein von Gott geschenktes Vorbild der Monarchie.
Der Krieg von Aufklärung und Wissenschaft ge- gen Theologie und Monarchie war entfacht. Mit aus- ufernden Debatten wurde über das Geschlecht des Bienenkönigs Diskutiert und niemand wusste mehr wirklich, was denn jetzt der richtige Regent oder das richtige Regime war.
Wie verunsichernd dieses Thema war zeigt sich an folgendem Beispiel. Im «Spectacle de la Nature» (1732) von Noel-Antoine Pluche fragt ein Graf einen bienenkundigen Priester, ob es denn stimmen kön- ne, dass die Bienen keinen König sondern ein Kö- nigin als Oberhaupt hätten:
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