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 gehorchen müssten. ,Warum’, sprachen sie zu den andern, ,sollen wir denn so emsig arbeiten, in- des unser Weisel im schändlichen Müssiggange nur von unserm Fleisse lebt? Warum wollen wir nicht lieber bloss für uns eintragen? Brauchen wir ihn doch gar nicht, und noch weniger seine läs- tigen Befehle und Anordnungen. Lasst uns doch lieber unsere eigene Herren seyn, und leben, wie wir wollen!’ Diese törichte Rede fand leider offne Ohren und Herzen; alle Bienen verschworen sich wider ihre Königin, fielen sie an; und ermordeten sie. – Aber mit ihr war auch die Glückseligkeit des unklugen Völkchens dahin, und bald nahm Verwir- rung und Zwietracht überhand. Jeder wollte sein eigener Herr seyn; alle wollten befehlen, Niemand gehorchen. Alle öffentlichen Arbeiten unterblie- ben, alle gemeinnützigen Anstalten wurden ver- nachlässigt, Schätze und Vorräthe vergeudet. Kein anders Gesetz galt als die eigne Lust, der eigne Vortheil; nirgends war Ruhe, nirgends Sicherheit. Es bildeten sich Partheien; eine befehdete und vernichtete die andere, und die siegende zerfiel wieder in sich selbst, und rieb sich selbst auf. Ehe noch der Winter kam, war der ganze Stock zerstört, und was sich noch aus der allgemeinen Verwüstung gerettet hatte, musste durch Hunger und Kälte ver- derben, oder wurde die Beute auswärtiger Feinde. So ergeht es auch in einem Völkerstaate, wo die
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