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 gerte, konnte sich auf einen unangenehmen Besuch der Regierung gefasst machen.
Neben der Haltung im Bienenhaus war die Honig- jagd, also das Sammeln von Wildhonig, sowie die Wildbienenzucht weit verbreitet. Honigjäger – Zeidler genannt – sammelten gewerbsmässig Honig von wilden oder halbwilden Bienen und waren sehr angesehene Personen in der mittelalterlichen Ge- sellschaft. So sehr, dass sie sogar Waffen auf sich tragen durften. Der Beruf des Zeidlers erforderte besonderen Mut, schliesslich stellte man sich meist ohne jegliche Schutzkleidung einem wütenden Bienenvolk. Das Wort «Zeidler» stammt von dem Lateinischen Wort «excidere» ab, was so viel wie herausschneiden bedeutet. Das Herausschneiden bezieht sich darauf, dass Zeidler – oftmals in den Bäumen hängend – die Waben aus dem Stock heraus- schnitten. Anders als die Imker achteten die Zeidler nicht darauf, dass der Fortbestand des Bienenvolkes gewährleistet war. Es ging ihnen ausschliesslich um die Gewinnung von Honig und Wachs. Letzteres fand einen grossen Abnehmer in der katholischen Kirche, doch dazu später mehr. Der Zeidler besass das Recht, in einem ihm zugeteilten Waldstück ge- eignete Bäume mit seinem Zeidelbeil auszuhöhlen, um Nistmöglichkeiten für Wildbienen zu schaffen. Für das Zeideln wurde den Bäumen die Wipfel ab- geschnitten, dies hatte zur Folge, dass die Stamm-
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