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Ein dichter zu sein
Ein Dichter zu sein
das heißt, zu lieben und an der Unbedingtheit des Gedankens zu zweifeln. Mit Gesang auf den Lippen an verbotene Pforten zu pochen.
In der Dämmerung die Hoffnung zu suchen,
die erlauben wird, einen Toast auf die Herumgestossenen zu erheben.
Ein Dichter zu sein
das heißt, erneut nach dem göttlichen Feuer zu greifen,
den Streitwagen des Helios zu stehlen
und mit dem Schicksal um die Wette zu laufen.
In den Horizont zu sinken,
um mit der neuen Sonne aufzugehen.
Sogar in Fieberträumen die Gedanken als ein Mosaik der Worte zusammenzulegen. Bis zum Verlust des Atems in sich selbst zu horchen
wie die Matrosen den Stimmen der Sirenen lauschen
bevor sie auf den Felsen zerschellen.
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„Es ist nicht so gewöhnlich – ein Dichter zu sein“
Jaroslav Seifert


































































































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