Page 2 - Bild am Sonntag vom (⭐22 März 2020)

22. März 2020 03
PRO 02
V O N T H O M A S B L O C K
Redakteur Politik
@thlock_
Eine Ausgangs-ine Ausgangsine Ausgangs
E E
sperre ist leider perre ist leider perre ist leider perre ist leider
s s s
n berühmte Römer-
notwendigotwendig
J a, auch ich würde in diesen Tagen
lieber den Frühling begrüßen, als
zu Hause zu bleiben. Ich vermisse
das Treffen mit Familie und Freunden,
die Nachmittage im Café. Aber ich
weiß auch: Mit jedem Cafébesuch
könnte ich das Virus weiterverbreiten
und andere gefährden. Jedes überflüs-
sige Treffen ist unsozial.
Was wir jetzt erleben, könnte nur
der Anfang sein. Italien hat das Virus
bereits unermessliches Leid und Chaos
gebracht, und das mit „gerade einmal“
50.000 Erkrankten.
Die Experten gehen davon aus, dass
es ohne Maßnahmen in Deutschland
Ende April bereits acht Millionen Infi-
zierte gibt. Dann müsste auch in unse-
ren Krankenhäusern entschieden wer-
den, welche Patienten man mit den
knappen Beatmungsgeräten rettet –
und welche man sterben lässt.
Wir alle müssen alles dafür tun, dass
es nicht so weit kommt. Für dieses Ziel
bin ich gerne bereit, meine Freiheiten
für ein paar Wochen einzuschränken.
Von den Politikern fordere ich da-
zu nur eins: eine Antwort darauf,
wie es nach diesen Wochen weiter-
gehen soll.
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Schreiben Sie an: leserforum@bams.de
KONTRA
V O N S I M O N S C H Ü T Z
Redakteur Politik
@simonimous
Freiheitsrechte
nicht aufgeben!
s macht mir Angst! Mit bei-
spiellosem Tempo und er-
Eschreckender Bereitwilligkeit MÜNCHEN
werden unsere Freiheitsrechte be-
schränkt.
Ausgangssperren, die einschnei-
dendste Restriktion der Grundrechte,
die es in der Bundesrepublik je gab,
werden mit einer Selbstverständlich-
keit gefordert, als sei es eine Banalität.
Noch schlimmer: Wer widerspricht,
schwerwiegende soziale und wirt-
schaftliche Folgen einwendet, wird so-
zial geächtet. Man habe den Ernst der
Lage nicht begriffen, sei unsolidarisch,
emotionslos. Abweichende Meinun-
gen, Debatte, Kritik – was einst Basis
der Demokratie war, gilt nun als des-
truktiv.
Was macht eine Ausgangssperre mit
Menschen, die mit Angst um Gesund-
heit, Job und Zukunft in den eigenen
vier Wänden eingeschlossen sind? Was
mit denen, die ohnehin psychische
Probleme haben, depressiv sind? Was
mit Brennpunkt-Familien? In China hat
sich die Zahl der häuslichen Gewalt in
dieser Situation verdreifacht.
Sich jetzt verantwortlich zu ver-
halten, heißt auch: abwägen, Debat-
te zulassen und an die Zeit nach der
Krise denken.
WO FINDE ICH WAS?
Margot Käßmann S. 20 • Horoskop
S. 45 • Impressum S. 58 • Leserbriefe
S. 29 • Mein Geld S. 8/9 • Mein Leben
als Mann S. 32 • Rätsel Extra S. 33–40Rätsel Extra S. 33–40Rätsel Extra Armin Laschet (59, CDU) die La- gangsbeschränkungen für den Entscheidungen jetzt abzuwä- setzt wird. der ‚Dritte Weltkrieg‘ ist.“ Weg zur Arbeit, wenn kein Home- Problem. Mannschaftssportarten untersagt. In Hamburg dürfen sich
Politik & Gesellschaft BILD am SONNTAG,
FRANKFURT/MAIN
Das öffentliche
DEUTSCHLAND Leben in Frankfurt
steht still. Der
berg in der Innen-
fast menschenleer.
stadt blieb gestern
Eine Anzeigetafel
die Bürger dazu
am Ostbahnhof rief
auf, die neuen
BLEIBT ZU Regeln im Kampf
gegen Corona zu
befolgen: „Abstand
halten! Zu Hause
bleiben! Bleibt
gesund!“ Hayri
Taycu (46), der
den Szene-Treff
„YokYok“ betreibt,
sagt: „Meine
HAUSE! Kunden haben den
Ernst der Lage zum
Glück langsam
kapiert. Sie holen
sich ihr Bier und
gehen wieder. Vor FREIBURG
dem Laden stehen
und quatschen, das An normalen Samstagen tummeln sich in Freiburg auf dem
gibt’s nicht mehr. Platz der Alten Synagoge die Menschen – gestern aber
Deutschlands Straßen, Plätze Wie ich in zwei blieb er leer. Denn OB Martin Horn (35, parteilos) erließ ein
und Parks sind wie ausgestor- Wochen die Miete Betretungsverbot für öffentliche Plätze. Alle Bürger, auch
ben. Seit Samstag gelten in meh- zahlen soll, weiß Obdachlose, die es missachteten, wurden von der Polizei
reren Bundesländern Regeln für ich trotzdem nicht.“ vertrieben.
alle, die aus ihrer Wohnung ge-
hen (siehe unten rechts).
Viele Bürger blieben zu Hau- BERLIN
se, verzichteten auf Besuche,
auf Ausflüge oder Spaziergänge. Die Haupt-
Sie folgten den Aufrufen von Po- stadt ist wie
litikern und Wissenschaftlern. ausgestorben.
Gestern
Die neuen Ausgangsbeschrän- waren auf der FOTOS: THEO KLEIN, K AI PFAFFENBACH/REUTERS, RONALD WIT TEK /EPA-EFE /SHUT TERSTOCK, PATRICK SEEGER /DPA, POP-EYE /CHRISTIAN BEHRING, REUTERS
kungen wurden von Hunderten Prachtstraße
Polizisten kontrolliert. Beispiel „Unter den
München: Von Freitag- bis Linden“ mit
Samstagmorgen überprüften
dem Reiter-
200 Polizisten rund 2400 Läden, standbild
Gaststätten und Veranstaltun- Friedrichs des
gen. Sie stellten rund 200 Ver- Großen (Foto)
stöße fest. fast keine
neuen Ausgangsbeschränkun- Autos unter-
In allen Bundesländern mit
wegs. Der
Regierende
gen wurden die Regeln jedoch Bürgermeis-
weitgehend befolgt. ter Michael
Deutschland im dramatischen Müller (55,
Kampf gegen Corona! BamS-Re- SPD) teilte
porter berichten aus orter berichten aus
p STUTTGART mit, dass Ver-
Mün-
Berlin,
Berlin, Mün- anstaltungen
c c
chen, Frank-hen, Frank-hen, Frank
Eine Stadt im Ausnahmezustand: Seit gestern gelten in München Ausgangsbeschränkungen. Darum chen, Frank- Nur wenige Menschen waren gestern im Zentrum von Stuttgart unterwegs. „Fast alle hielten sich mit mehr als
furt, Frei-
a
blieben die Fußgängerzone, der Marienplatz und Einkaufscenter fast menschenleer. Die Polizei furt, Frei- an die Corona-Verordnung“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Stefan Keilbach (58). „Wir n die Corona-Verordnung“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Stefan Keilbach (58). „Wir zehn Perso-
haben auch keine Hinweise auf Corona-Partys. Aber unsere Streifen überprüften ein Dutzend
burg und
kontrollierte bei Autofahrern, ob sie ihr Haus aus triftigem Grund verlassen hatten. Durch die Straßen burg und haben auch keine Hinweise auf Corona-Partys. Aber unsere Streifen überprüften ein Dutzend nen in der
fuhren Feuerwehrautos. Sie warnten die Bürger über Lautsprecher: „Bleiben Sie zu Hause.
Friseurläden, die jetzt geschlossen sein müssten. Ein Friseur war sehr uneinsichtig und erhält
Stadt fortan
Zuwiderhandlungen werden streng bestraft!“ Stutt- Friseurläden, die jetzt geschlossen sein müssten. Ein Friseur war sehr uneinsichtig und erhält verboten sind.
jetzt eine Anzeige. Ihm drohen bis zu 25 000 Euro Geldstrafe oder sogar Haft.“
jetzt eine Anzeige. Ihm drohen bis zu 25
gart.
75 Corona-Tote5 Corona-Tote
7 Joggen, Spaziergänge, Einkaufen
Ausgangssperre? in Deutschland
aktuell 21.828 Menschen mit Was ist noch erlaubt bei
Berlin – In Deutschland sind erlin – In Deutschland sind erlin –
B B
Heute Tag der Entscheidung!
dem Corona-Virus infiziert,
75 Erkrankte starben und Ausgangsbeschränkungen?
Heute um 14 Uhr zieht Bundes- ge: „Es geht um Leben und Tod“, Freistaat: „Wir fahren das öffent- gen, da man „für eine lange Zeit“ 209 wurden geheilt (Stand:
kanzlerin Angela Merkel (65, sagte er BamS und fordert „wirk- liche Leben nahezu vollständig mit dem Virus zu tun haben wer- gestern, 18:43 Uhr).
CDU) gemeinsam mit den 16 same und vollziehbare Lösun- herunter“, erklärte Söder. de. Die Bundesländer mit den Im Kampf gegen Corona wird das office möglich ist. Man muss dann wie Basketball oder Fußball sind nur sechs Menschen zeitgleich ver-
Ministerpräsidenten der Län- gen, die ungeschützte Kontakte Und das, während sein Kolle- Zustimmung bekommt Söder meisten Infizierten sind öffentliche Leben mehr und mehr aber eine schriftliche Bestätigung hingegen verboten. sammeln, in Berlin zehn. Dort emp-
der Bilanz, ob härtere Maßnah- besonders im öffentlichen Raum ge Laschet im Radio vor Allein- von Schleswig-Holsteins Minis- Baden-Württemberg, eingeschränkt. Seit Samstag gel- des Arbeitgebers dabei haben. Es geht bei den Ausgangsbe- fiehlt man einen Mindestabstand
men zur Eindämmung des Co- verhindern“. Dabei bedarf es auch gängen warnte. Absprachen se- terpräsident Daniel Günther (46, Nordrhein-Westfalen und ten in zwei Bundesländern Aus- Es ist aber auch dort weiter er- schränkungen also vor allem dar- zwischen zwei Menschen von 1,5
ronavirus nötig sind. entsprechender Sanktionen: „Wir hen anders aus. Dabei hatte man CDU): „Es ist richtig und ich be- Bayern. gangsbeschränkungen, damit Men- laubt, Spaziergänge zu machen, et- um, Menschenansammlungen zu Meter einzuhalten – wo immer das
brauchen klare Maßnahmen mit sich in einer Videokonferenz al- grüße es, dass Bayern seit Frei- In Italien wütet das Virus schen sich möglichst selten begeg- wa mit der Familie oder mit Men- vermeiden. möglich ist. In Freiburg gilt ein zwei-
harten Strafen für Regel-Brecher.“ ler Ministerpräsidenten darauf tag den gleichen konsequenten noch allerdings viel verhee- nen und anstecken können. schen, die gemeinsam in einem Die Polizei kontrolliert die Ein- w w
wöchiges Betretungsverbot für öf-öchiges Betretungsverbot für öf-öchiges Betretungsverbot für öf
VON ANGELIKA HELLEMANN, Es sei ernst. geeinigt, einen gemeinsamen Weg Weg geht wie Schleswig-Holstein render: Hier gab es gestern Haushalt leben. „Niemand wird ein- haltung. Wer sich nicht daran hält, fentliche Plätze. In den meisten
MIRIAM HOLLSTEIN UND Saarlands Ministerpräsident zu gehen. und alle Restaurants geschlos- knapp 800 Tote – so viele wie gesperrt“, sagt Saarlands Minister- dem drohen hohe Bußgelder bis Bundesländern sind seit gestern
SIMON SCHÜTZ Tobias Hans (42, CDU) beklag- Kritik kommt von der rhein- sen hat.“ noch nie zuvor an nur einem VON SANDRA BASAN präsident Tobias Hans (CDU). Auch 25.000 Euro. Geregelt ist das im In- auch die Restaurants und Cafés ge-
Tag! Die italienische Zeitung
te: „Bei vielen sind unsere Ap- land-pfälzischen Regierungsche- Letztlich folgten dem bayeri- „La Repubblica“ schrieb zum Hilfeleistungen für andere oder Be- fektionsschutzgesetz, Paragraf 28. schlossen. Nur Waren to go oder
Sollten sich die Deutschen am pelle auf taube Ohren gestoßen.“ fin In Bayern und dem Saarland dür- suche von Lebenspartnern sind nach Andere Bundesländer setzen vor- Lieferungen sind noch erlaubt.
fin Malu Dreyer (59, SPD): „Ein Malu Dreyer (59, SPD): „Ein Malu Dreyer (59, SPD): „Ein schen Weg einige Länder, erlie-
fin
Wochenende nicht einsichtig ge- Schon vor der entscheidenden Überbietungswettbewerb bei einÜberbietungswettbewerb bei ein- ßen neue Maßnahmen. Das Er- Ausmaß der Coronavirus- fen die Einwohner in den kommen- wie vor gestattet, genau wie Gas- erst weiter auf die Vernunft der Damit gewährt Deutschland
nug gezeigt haben, drohen bun- Telefonschalte im Kanzleramt schränkenden Maßnahmen ist gebnis: ein 16-teiliger Flicken- Pandemie: „Wer wieder die den 14 Tagen das Haus nur noch ver- sirunden mit dem Hund. Für Sport, Bürger, aber haben dennoch be- seinen Bürgern insgesamt noch
desweite Ausgangssperren! preschte Bayerns Ministerprä- dabei genauso wenig hilfreich Teppich. Militärwagen auf dem Weg lassen, wenn „triftige Gründe vor- den man allein ausüben kann, darf stimmte Regeln aufgestellt. In Ba- deutlich mehr Freiheiten als sei-
Mit drastischen Worten be- sident Markus Söder (53, CSU) wie Leichtsinn“, erklärte sie Gut möglich, dass diesem zu den Krematorien sieht, liegen“. Dazu zählen: Einkäufe, Arzt- jeder jederzeit an die frische Luft. den-Württemberg sind Ansamm- ne Nachbarländer. In Frankreich
schreibt NRW-Ministerpräsident am Freitag vor, verhängte Aus- BamS. Wichtig sei es außerdem, Wirrwarr heute ein Ende ge- fragt sich, ob das wirklich oder Apothekenbesuche und der Alleine joggen ist zum Beispiel kein lungen von mehr als drei Personen ist ein Spaziergang kein Grund,
das Haus zu verlassen.
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