Page 32 - BilD Fussball-Zeitung (+10.07.2018)
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WM-HISTORIE
32 FUSSBALL BILD • 10. JULI 2018
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Uruguays Torhüter Roque
Maspoli lenkt im WM-Finale
1950 gegen Brasilien (2:1)
den Ball über die Latte. Im
Hintergrund sind die
überfüllten Tribünen des
Maracanã zu sehen
Grabesstille im
Maracanã-Stadion
200 000 Fans erwarteten im Finale 1950 in
Rio einen Sieg Brasiliens, doch Uruguay gewann
Deutschlands 7:1 gegen Brasilien senkte den Ball mit dem Außen- ays wurde noch gespielt. vio Costa († 93) war in Frauenklei- die Torpfosten aus dem Maracanã-
im Halbfinale der WM 2014 stürz- rist, 1:2 (79.). Tränen statt Freudentänze auf den dern aus dem Stadion geflohen. Stadion gekauft und das Holz als
te ein ganzes Land in tiefe Trauer. Bis zum Schlusspfiff konnte man Rängen. Erst nach Stunden hatten Pelé erzählte später, wie sein Vater Brennmaterial beim Barbecue ver-
Doch so unglaublich es klingt, das einen Stecknadel fallen hören. Noch die Brasilianer die Kraft, das Sta- weinend vor dem Fernseher saß. nichtet hatte, half ihm nicht. Noch
1:2 gegen Urugu- bei der Siegereh- dion zu verlassen. Zurück blieben Nie mehr spielte Brasilien in 1993, als er Brasiliens Nationalelf
war noch schlim- WM-WM- rung standen alle vier Tote. Einer hatte sich von der traditionellem Weiß. Torwart Bar- im Trainingslager besuchen wollte,
ay im Finale 1950
bosa wurde zum Sündenbock ge-
Tribüne gestürzt, drei einen Herzin-
ließ man ihn nicht hinein – er brin-
unter Schock. Ju-
SERIE
Rek
mer ... les Rimet († 83), farkt erlitten. Brasiliens Trainer Flá- stempelt. Dass er nach dem Finale ge Unglück.
173 850 fröhli- Rekordeorde der damalige
che Fans (offiziel- Fifa-Präsident,
ler WM-Rekord) – Heute: WM Spiel mit den drückte Urugu-
in Wahrheit war meisten Zuschauern ays Kapitän Ob-
das Maracanã- dulio Varela († 78)
Stadion in Rio de Janeiro mit über den Pokal wortlos in die Hand und
200 000 total überfüllt – verstumm- verschwand wie auch die Spieler
ten von einem Augenblick zum blitzartig in den Katakomben. Nicht
nächsten. Das größte Stadion der einmal die Nationalhymne Urugu-
Welt erstarb in Grabesstille.
Friaça hatte die Gastgeber in
Führung gebracht (47.), der Aus-
gleich durch Juan Schiaffino (66.)
schockte keinen. Warum auch, für
alle war die Seleção schon vor An-
pfiff Weltmeister, die Namen der
Spieler waren auf die Medaillen
geprägt, goldene Armbanduhren
am Tag zuvor überreicht worden.
Doch um Punkt 16.34 Uhr des
16. Juli brach eine Welt zusam- Tumulte nach dem
men: Nationaltorwart Moacir Bar- Abpfiff: Uruguay-Spieler
bosa († 79) machte einen Schritt Ein bedröppelt schau- Gambetta will in die
aus dem kurzen Eck, Uru-Stürmer ender Fifa-Boss Rimet Kabine, wird von
Alcides Ghiggia († 89) sah es, ver- übergibt den Pokal an Fotografen und
Uruguay-Kapitän Varela Zuschauern attackiert
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