Page 319 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Der Wille in der Natur. 307
yorstellungen die im wollenden Wesen selber liegen, m.
, a. W. die
zweckthätige Kraft ist der "Wille. (System 320.)
Somit enthält die Darwin 'sehe Theorie einen Gedanken, welcher
das Freiwerden von Willenseinheiten ausspricht, und damit macht er
den Animismus mit seiner Zweckidee hinfälhg. Hingegen ist der
Voluntarismus durch die Thatsache, dass psychisches auf physisches
mit äußeren Erfolgen hinüberwirkt, in seine Rechte eingesetzt worden.
Jener Willenseinfluss zeigt sich vor allem im Nahrungs- imd Ge-
dann aber auch noch,
schlechtstrieb , wie namentlich bei niederen
Wesen, in anderen Erscheinungsformen des thierischen Lebens.
Der Gedanke, dass Organisation und Lebensweise in steter Wechsel-
wirkung stehen, tritt nun in neue Beleuchtung. Als oberstes Princip
wirkt der Wille, der durch äußere Reize veranlasst die Lebensweise
und damit nach und nach die Organe modificirt. Je mehr ein Thier
sich vervollkommnet, desto größer wird auch die Zahl der Triebe
und damit wird auch die Lidividualität insofern ausgeprägter, als den
Wülenshandlungen ein größerer Spielraum gelassen yard. Nun er-
weitem sich fortwährend die Wechselwirkungen zwischen Organisation
und Lebensweise und zugleich die Fähigkeit des Organismus, ver-
schiedene Leistungen zu combiniren. Hingegen werden die bei den
verschiedenen Einflüssen maßgebenden Factoren immer versteckter,
und zuletzt ist es nur noch die Thatsache der Wechselwirkung
zwischen Organisation und Function, die als Resultat bestehen
bleibt.
Allerdings hat die Annahme, die organische Zweckthätigkeit auf
den WiQen zurückzuführen, auf den ersten Blick sehr viel gegen sich,
und zwar genügt schon der Einwand, dass eine Menge von Lebens-
formen unter Bedingungen vorkommen, die einen Wülenseinfluss nicht
erkennen lassen. Abgesehen davon, dass das ganze Pflanzenreich an
sich schon als willenlos gilt, sind auch eine Menge zweckmäßiger
Einrichtungen des thierischen Körpers wie Herz, Lunge und alle
übrigen vegetativen Organe dem Willen entzogen, so dass höchstens
noch von einem Einfluss des Willens auf die willkürlichen Muskeln
gesprochen werden könnte. Zu einem unbewussten Willen zu greifen,
hieße dem Yitalismus und metaphysischen Willen Thür und Thor
öffnen. Infolgedessen kann nur dann der Wille als Erklärungsprincip
zweckmäßiger Wirkungen angesehen werden, wenn er empirisch nach-
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