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Was bedeutet „Lehrerprofessionalität“ für mich? Anna-Maria Belikan
Zwang der Verbeamtung. Aus diesem System kommt man nicht so einfach wieder heraus, da Steuern und Renten langfristig vom Staat geregelt sind.
Selbst dieses Thema beschreibt Hillert ausführlich, da er in seinem Beruf des Psychotherapeuten unzählige Patienten in dieser Situation betreute.
Im Gesamten hilft Andreas Hillert Lehrern sich selbst in ihrem Beruf einzuschätzen: Sei es „welcher Typ Lehrer“ man ist, welche Biografien zum Berufsbild Lehrer passen oder eine ganz einfache Einschätzung der Berufszufriedenheit: allein diese Selbstreflexionen tragen dazu bei, eventuelle Probleme im Beruf zu konkretisieren und sich die passende Therapie zu suchen.
Im letzten Kapitel „Lösungsstrategien“ bietet Andreas Hillert kein statisches Programm an, sondern zeigt vielmehr Möglichkeiten auf, wie an verschiedene problematische Bereiche heranzugehen ist.
Das Buch liest sich durch die gewählte, teilweise provokative Schreibweise und den angebrachten Humor leicht und entspannt. Es gibt Partien, bei welchen etwas zu viel „um den heißen Brei“ geredet wird, aber dennoch sind die Tipps, die Andreas Hillert liefert hilfreich und einfach auszuprobieren. Durch das Inhaltsverzeichnis, das das Buch in vier, bzw. fünf übergeordnete Themen einteilt, kann sich der Leser die Tipps und Tricks, die für ihn hilfreich sein könnten, direkt heraussuchen. Die einzige Schwäche des 255-Seiten-langen Buchs ist die manchmal zu große Ausführlichkeit. Hillert hätte seine Empfehlungen etwas kompakter zusammenfassen können. Theorie und Praxis sind absolut ausgeglichen. Hillert triftet nie ins Moralisierende ab, er will es nie besser wissen oder einen des besseren belehren. Erst im weiteren Verlauf des Buches merkt man, wie der Autor vorsichtig versucht, einen fest an die Hand zu nehmen um den besten nächsten Schritt zu wählen. Das hilft nicht nur und tut gut, sondern erleichtert auch die nicht zu umgehende, oft schmerzhafte Änderung, wenn der Lehrer/die Lehrerin etwas ändern will zu lösen.
Doch Hillert ist nicht einseitig auf seine Zielgruppe fixiert: genauso beleuchtet er die Schüler und die Gesellschaft. Er hilft wortgewandt und diplomatisch, manche Fehleinschätzungen der anderen zu enthüllen, um dann die Lehrerschaft selbst zu bitten, das gleiche auch bei sich zu tun. Wer sieht sich wo stehen? Und wo sehen die anderen uns stehen? Und wir sie? Im Regen jedenfalls lässt der Autor niemanden stehen. Dafür denkt er zu umfassend, bringt zu viele Beispiele, gibt klare Handlungsleitlinien.
Mich persönlich hat der Inhalt der Seiten sehr positiv überrascht, da ich anfangs vom Titel etwas abgeschreckt war. Der Titel weist meiner Meinung nach in gewissen Maßen auf eine Garantie zum Burnout-Syndrom hin, was man als angehender Lehrer nicht gerne hört. Dennoch muss man sich natürlich mit dem späteren Beruf in jederlei Hinsicht auseinander setzten. Als mir beim Lesen klar wurde, dass meistens nur bestimmte Gruppierungen der Gesellschaft anfällig für ein Burnout sind (z.B. Perfektionisten), fiel mir das Thema schon etwas leichter. Dieses Buch weist keine Spuren von spirituellen oder übersinnlichen Gedankengängen vor und es
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