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SVP
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Gesichtserkennungsmasken
auf der automatischen Personenerkennung durch Überwa- werden 100-200 von ihnen als gesucht markiert.)
chungskameras aufbaut. Letztendlich werden dort bereits
Millionen Menschen tagtäglich mittel Gesichts- und Kör- BEISPIELE
pererkennung in allen Lebensbelangen überwacht. Berichte In den Niederlanden greift die Polizei auf eine Datenbank
von derlei Ideen aus China lassen Europäer erschaudern. Die mit Fotos von 1,3 Millionen Menschen zu, von denen viele
EU-Kommission fühlt sich deshalb berufen, solche Ansätze nie eines Verbrechens angeklagt wurden. Eine Untersuchung
bereits im Keim zu ersticken. berichtete für 2017, dass 93 Verdächtige mit Gesichtsaufnah-
men von Menschen übereinstimmten, die in dieser Daten-
WENN DER COMPUTER ÜBERNIMMT… bank verzeichnet sind. Wie viele von diesen Übereinstimmun-
Die Technologie wirft datenschutz- und persönlichkeitsrecht- gen Falsch-Positive waren, ist nicht bekannt.
liche Bedenken auf, die von Organisationen wie Privacy Inter-
national oder Bits of Freedom umfassend dargestellt worden
sind. Mögen diese technischen Hilfe bei der Verbrechensbe- China mit totaler Überwachung
kämpfung tolerierbar sein, gilt doch auch zu bedenken: auto-
matisierte Gesichtserkennung ermöglicht auch automatisierte
Entscheidungen, was weitere Probleme birgt (siehe China).
HOHES RISIKO: FALSCH-POSITIVE
Auch wenn Gesichtserkennungssoftware mit 99-prozentiger
Richtigkeit ein übereinstimmendes Gesicht erkennen kann,
macht die blosse Menge an verfügbaren Gesichtern in den
polizeilichen Datenbanken falsche Treffer (Falsch-Positive) im
Rahmen von 1-2 % unvermeidlich. (Die Fehlerrate von 1-2
% bedeutet: Wenn 10.000 Menschen der Gesichtserkennung
ausgesetzt werden, die nicht polizeilich gesucht sind, dann
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