Page 15 - IHK epaper - EBook 01_02_2023
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 Wirtschaft, neu erschlossenen Energiequellen und staatlichen Kostenbremsen nahmen dem Risiko zumindest teilweise die Schärfe. Der Kon- junkturklimaindex der Wirtschaft in der Haupt- stadtregion steigt daher deutlich: von 78 Punkten im Herbst auf 104 Zähler. Angesichts des noch vor einigen Monaten erwarteten wirtschaftlichen Einbruchs ist das ein guter Wert. Doch vergleicht man ihn mit den Zeiten der Hochkonjunktur in den Jahren 2016 oder 2017, wird deutlich, dass eine stabile Konjunktur derzeit weit entfernt liegt: Damals zählte der Index knapp 140 Punkte.
Der Preisdruck bei Vorleistungen lässt etwas nach, auch die Lieferkettenproblematik zeigt sich weniger dramatisch als zuletzt. Die Sorge, infla- tionsresultierend mit einer Arbeitskostenexpan- sion konfrontiert zu sein, lässt vorerst nach. Doch bleiben alle genannten Risikofaktoren präsent. Mit ihrer baldigen Auflösung ist nicht zu rech- nen. „Unternehmerisches Geschick sowie die notwendigen politischen und finanziellen Unter- stützungen sind weiterhin Schlüsselfaktoren für die Zukunft“, so Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, der die Ergebnisse der Konjunk- turumfrage gemeinsam mit seinen Amtskolle- gen Dr. Wolfgang Krüger, IHK Cottbus, Gundolf Schülke, IHK Ostbrandenburg, und Mario Tobias, IHK Potsdam, im Ludwig Erhard Haus vorstellte.
Konsum nach Corona hält weiter an
Konjunkturstützend wirkt der weiterhin anhal- tende Konsum nach Corona in Gastgewerbe und Tourismus. Auch in den Dienstleistungsbereichen hat sich das Konjunkturklima zu Jahresbeginn etwas aufgehellt. Der stabile Arbeitsmarkt und die entspanntere Energiekostenentwicklung sti- mulieren die Konsumenten weiterhin, die in der Corona-Krise angelegten Ersparnisse aufzulösen. Nicht zuletzt die stark negativen Realzinsen dürf- ten dazu beitragen, dass Konsumentscheidungen zeitnah getroffen werden.
Auf kräftigen konjunkturellen Rückenwind wird Berlin dennoch einige Zeit warten müssen. Aktuell sorgen noch zu viele Risiken für Unsi- cherheit: Zwar nimmt die Inflationsrate lang- sam ab, aber die Kerninflation bleibt hoch. Wei- tere Zinsschritte der EZB sind wahrscheinlich. Die angespannte weltpolitische Lage tut ein Übriges. Angesichts dieser wird so manches Unternehmen größere Investitionen vorerst zurückstellen. Der dringend nötige kräftige Aufschwung, der die Perspektive endlich wieder für Zukunftsprojekte, Innovationen und Visionen in der Wirtschaft frei macht – er ist noch nicht in Sicht. ■
Konjunkturklimaindikator
150             139 125
100 75
50                 59
104
78
104
Punkte erreicht der Konjunkturklimaindex aktuell. Bei 78 Punkten stand er im Herbst vergangenen Jahres.
39,3%
der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, das ist ein Zuwachs von 4,6 Prozentpunkten.
0,5%
Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt erwartet die IHK Berlin für das laufende Jahr für die Hauptstadt.
                          2013 '14 '15 '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 jeweils zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst
Indikatoren für das Konjunkturklima
Besonders sichtbar ist die Veränderung gegenüber dem Herbst bei den deutlich aufgehellten Geschäftserwartungen
Geschäftslage 22,1
Herbst 2022
in Prozent
43,2 13,6
39,3
Jahresbeginn 2023
in Prozent
Jahresbeginn 2023
in Prozent
ungünstiger
47,1
54,5
40,8
   34,7
gut
befriedigend schlecht
Geschäftserwartungen
43,6
8,9
Herbst 2022
in Prozent
47,5 22,6
22,9
   günstiger gleichbleibend
Investitionspläne 16,1
Herbst 2022
in Prozent
35,0 11,2
  48,8
48,0
steigend gleichbleibend
Beschäftigungspläne
fallend
19,4
25,7
Herbst 2022
in Prozent
54,9 13,7 58,6
Jahresbeginn 2023
in Prozent
Jahresbeginn 2023
in Prozent
  zunehmend
gleichbleibend abnehmend
27,7
 Berliner Wirtschaft 03 | 2023
Grafiken: BW
Quelle: IHK Berlin
Christian Nestler, IHK-Experte
für Konjunktur
Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de




























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