Page 13 - IHK epaper - EBook 01_02_2023
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Berliner Wirtschaft 03 | 2023
Auf den Punkt | 13
  präsidiumsmitglieder beziehen stellung
Berlin muss
mehr wagen
Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind sich einig:
Das öffentliche Beschaffungswesen in Berlin braucht einen deutlichen Schub in Richtung Qualität und Innovation
Meinung
In der Kolumne „Auf
den Punkt“ positionieren sich Mitglieder des Präsidiums zu wirtschafts- politischen Frage- stellungen aus ihrer persönlichen Sicht.
 D ie Berliner Wirtschaft steht der öffent- lichen Hand als Auftraggeber zuneh- mend kritisch gegenüber, weil Bürokra- tie und einseitige Preisfokussierung für
qualitätsbewusste Unternehmen keine Einla- dung zur Angebotsabgabe darstellen. Damit schneidet sich die Stadt von innovativen Impul- sen aus der Wirtschaft zu Ungunsten der eige- nen Leistungsfähigkeit ab – siehe Modernisie- rungsgrad der Berliner Verwaltung. Die Wirt- schaft erwartet von Politik und Verwaltung mehr Verantwortungsbewusstsein für qualita- tiv hochwertige, zukunftsfeste Beschaffungen, so die Aussage von rund 1.500 Unternehmen in der IHK-Sommerumfrage 2022.
Im „Stadtgespräch Mittelstand – auf ein Wort mit dem IHK-Präsidenten“ diskutierten dazu sechs Unternehmen mit Wirtschaftssenator Stephan Schwarz, IKT-Staatssekretär und CDO, Dr. Ralf Kleindiek, sowie dem Leiter der Zentra- len Vergabestelle Charlottenburg-Wilmersdorf, Michael Nestoroff. Wir waren uns schnell einig: Berlin muss mehr wagen, braucht Mut, Offen- heit und Flexibilität für neue – innovationsof- fene – Wege in der Vergabepraxis. Auf der Hand liegende Lösungen scheitern immer wieder an mangelnden Ressourcen in der Verwaltung. Diese kann die Wünsche der Wirtschaft nach- vollziehen: mehr wettbewerbliche Ausschrei- bungen, fachlicher Austausch mit der Verwal- tung, innovationsoffene Leistungsbeschreibun-
gen sowie höheres Gewicht auf qualitative, langfristig wirkende Kriterien gegenüber dem Anschaffungspreis. Die erforderli- che Höherausstattung mit Personal (das schwer zu finden ist), Know-how (das
gern die Wirtschaft liefert) und Zeit
(die eine gute Entscheidung braucht)
stehen dazu aktuell noch im Wider-
spruch. Der IHK-Vorschlag, ein Ser- viceteam Innovative Beschaffung
für die beratende Begleitung kom-
plexer Vergaben ins Leben zu rufen,
kommt bei der Verwaltung gut an.
Da passt es, dass Senator Schwarz
sich selbst mit dem Eingeständnis ins
Spiel bringt, dass der Mut zu entspre- chenden Veränderungen vom zuständi- gen Senator ausgehen muss. Staatssekretär Kleindiek stellt einen GovTech-Campus Ber- lin für die vorwettbewerbliche Zusammen- arbeit zwischen Verwaltung und Wirtschaft und ein zentrales Landesbeschaffungsamt in Aussicht. Die Ressorts Wirtschaft und Inneres sind für die rechtliche und pro- zessuale Organisation der öffentlichen Vergabe zuständig. Der Ball liegt also bei ihnen. ■
Sebastian Stietzel ist IHK-Präsident und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments
  FOTO: AMIN AKHTAR









































































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