Page 38 - IHK epaper - EBook 01_02_2023
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BRANCHEN | Climate Tech | 38
zu Vorreitern bei der Dekarbonisie-
rung und dem nachhaltigen Wan-
del unserer Wirtschaft macht“, sagt
Lubomila Jordanova, Gründerin von
Plan A. „Dabei ist unsere SaaS-Platt-
form modular aufgebaut. So können unsere Kunden je nach Branche, Unter- nehmensgröße, Anzahl der Tochtergesellschaf- ten, Regionen, verfügbaren Daten und abzude- ckenden Emissionsbereichen – den sogenannten Scopes 1, 2 und 3 – flexibel Plug-and-Play-Mo- dule hinzubuchen.“
Nach Überzeugung von Jordanova spielen die Innovationen sowie das antizipierende und teils wagemutige Agieren von Start-ups eine zentrale Rolle, um die Herausforderungen des Klimawan- dels und die Lösungen dafür auf Unternehmens- ebene zusammenzubringen. Dies ist auch des- wegen wichtig, weil der Druck auf Unterneh- men jeder Größe zunimmt, ihre eigene Dekar- bonisierung voranzutreiben. Dafür sorgt unter anderem die Europäische Union (EU). Die EU-Kommission verpflichtet im Rahmen der EU-Taxonomie-Richtlinie Unternehmen mit mehr als 40 Mio. Euro Umsatz und 250 Mitar- beitern seit diesem Jahr dazu, Informationen zur Nachhaltigkeit zu veröffentlichen. Ab dem 1. Januar 2026 sollen auch kleine
und mittlere Unternehmen dazu ver- pflichtet werden.
„Wer zum Beispiel Kapital von
Banken oder Investoren erhalten
möchte, sollte sich schon heute mit
dem Thema Nachhaltigkeitsrepor-
ting auseinandersetzen“, rät Melina
Hanisch, Fachreferentin Start-ups
und Finanzierung bei der IHK Ber-
lin. „Perspektivisch ist es aber für alle
kleinen und mittleren Unternehmen empfehlenswert, sich rechtzeitig an Fra-
gen rund um dieses Thema heranzutasten, um vorbereitet zu sein, wenn es gesetzliche Rege- lungen verlangen.“
Viele Unternehmenslenker werden über- rascht sein, wie viele smarte Softwarelösungen Berliner Start-ups aus dem Bereich Climate Tech mittlerweile für die unterschiedlichsten Anwen-
Jannis Possekel, Mitgründer von Clime, setzt den Schwerpunkt auf mehr Nachhaltig- keit innerhalb der Belegschaft
dungszwecke entwickelt haben. Die Bandbreite ist riesig, angefangen bei einer nachhaltigen Letzte-Meile- Logistik und der dazugehörigen Soft- ware für die optimale Routenplanung über unterschiedliche Soft- und Hard- warelösungen zur Erhöhung der Energie- effizienz in der Produktion bis hin zur Messung
des CO2-Fußabdrucks von Einzelhändlern.
Nachhaltigkeit in alle Prozesse einbeziehen
So setzt etwa das im Jahr 2020 gegründete Berliner Start-up Vaayu Tech auf künstliche Intelligenz und Machine Learning, um aus einer Vielzahl von Datenpunkten aus Produktion, Vertrieb und Logistik den CO2-Fußabdruck von Einzelhändlern zu berechnen, zu bewerten und Möglichkeiten für die Reduktion von Emissio- nen aufzuzeigen. Dagegen möchte das Berliner Start-up mit dem Namen Clime Unternehmen unabhängig von ihrem Kundenstamm mit ihrer Software dabei unterstützen, eine nachhal- tige Betriebskultur aufzubauen, indem es den CO2-Fußabdruck aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter misst, reduziert und kompensiert.
„Eine Klimatransformation innerhalb eines Unternehmens zu erreichen, ist schwierig: Unternehmen müssen ihren Kern und ihre Kultur so umgestalten, dass Nach- haltigkeit in alle Entscheidungen und Prozesse einbezogen wird“, weiß Jannis Possekel, einer der Gründer des Berliner Start-ups. „Tatsächlich scheitern 70 Prozent aller geschei- terten Transformationsprozesse aber an der mangelnden Einbezie- hung der Belegschaft.“ Auch diesen Aspekt dürfen Berliner Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit also nicht vergessen. ■
Andreas Kubala, Public Affairs Manager Energie-, Umwelt- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-758 andreas.kubala@berlin.ihk.de
Lubomila Jordanova grün- dete Plan A. Das Start-up betreut inzwischen mehr als 20 Kunden
FOTOS: CLIME, PLAN A