Page 5 - 2018-01-HAPKIDO-magazin
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V ON TIMO MEUSEL
Timo Meusel
Qualitästsmanager
2. Dan Taekwondo / 6. Kup Hapkido
Baumberger Taekwondofreunde e.V. Coesfeld/ Nottuln
timo.meusel@hapkido-magazin.de
„Junbi!“
...sei bereit!
Vor dem Training, vor und nach jeder Tag „zu rasen“, um vermeintlich
Übung, vor und nach jeder Form nehmen Zeit zu sparen, und alle Termine
wir Junbi-Sogi ein und demonstrieren wahrzunehmen. Oder ich nutze
damit: „Ich bin bereit! Die Übung kann das Prinzip des „Junbi“. Ich halte
beginnen.“ Oder wir zeigen damit: „Ich kurz inne und atme tief ein und
habe die Übung beendet und bin bereit aus, bevor ich das Haus verlasse.
für eine neue Übung!“. Ich konzentriere mich auf die erste
Autofahrt. Wenn ich beim Kunden
Damit ist dieses Ritual viel mehr als angekommen bin, mache ich das
nur eine von vielen Stellungen im Gleiche. „Ich bin gut angekom-
Taekwondo oder Hapkido. Sie ist in sich men. Danke. Und jetzt konzent-
eine wesentliche Übung. Denn indem riere ich mich auf das Gespräch
wir die Stellung einnehmen, dabei tief mit dem Kunden.“ Nicht auf das
ein- und wieder ausatmen und innerlich Meeting danach, nicht auf die
ruhig werden, leeren wir unseren Geist ganzen Aufgaben, die anstehen.
von allen Dingen, die uns ablenken. Wir Das ist eh nicht zu ändern. Aber
fokussieren uns auf die nächste Technik, ich kann meine ganze Energie auf
die nächste Abwehr eines Angriffs, die meine nächste Aufgabe richten.
nächste Form. Genauso schließen wir Und ich kann die Aufgabe danach
mit Junbi-Sogi eine Technik, eine Form, innerlich abschließen.
eine Aufgabe komplett ab und sind bereit
für das Kommende. Es ist wichtig, das Welcher Tag wird erfolgreicher
auch genauso zu trainieren, denn nur so sein? Welcher Tag wird erfüllen-
können wir die wahre Bedeutung erkennen Wum unseren Geist wieder zu beruhigen, zu der sein? Welcher Tag wird bei gleicher
und Nutzen daraus ziehen. Denn was wäre, leeren und uns auf das Kommende vorzube- Belastung entspannter sein?
wenn wir alle Übungen ohne dieses Ritual reiten? In der heutigen, oftmals sehr schnell- Wenn man es schafft, sich immer wieder
vollziehen würden? lebigen Zeit wahrscheinlich nur äußerst geistig in Junbi-Sogi zu bringen, so schafft
selten. Aber, ist es nicht so, wie im Training? man es, seine Aufmerksamkeit auf den
Die Übungen würden mit weniger Fokus und Würde es nicht guttun, zwischendurch diese jetzigen Moment zu lenken, seine gesamte
Konzentration durchgeführt, denn es findet Übung auch im Alltag absolvieren zu kön- Energie auf die anstehende Aufgabe zu len-
kein „inne halten“ statt. Letztlich wäre das nen? ken und eine Aufgabe bewusst abzuschlie-
Ende der Übung ebenfalls ohne Pause ein ßen, damit eine neue beginnen kann.
Übergang zur nächsten Aufgabe. Das Be- Ich möchte ein Beispiel für den Alltag auf-
wusstsein um den Erfolg der durchgeführten zeigen: Ein stressiger Tag im Außendienst. Übt Junbi-Sogi mit dieser Intention und
Übung wäre geringer bis gar nicht vorhanden. Schon morgens früh geht es mit dem Dienst- pflegt es in euren Alltag ein, dann wird es
Aus dieser Stellung, diesem Ritual, dieser wagen auf die Autobahn zum ersten Kunden, zu einer wichtigen Säule für Achtsamkeit
Technik können wir sehr viel in unseren danach steht ein wichtiges Meeting an, einige und Konzentration. Ihr
Alltag übertragen. Telefonkontakte, ein wichtiger Bericht, der
Wann gehen wir in unserem Alltag in Jun- heute noch raus muss. Und der Tag hat nur Timo Meusel
bi-Sogi? Wann atmen wir einmal tief ein und so wenig Stunden. Alle Termine sind wichtig
wieder aus und konzentrieren uns nur auf das, und benötigen unsere volle Aufmerksamkeit,
was getan werden muss? Wann tun wir das letztlich das Autofahren an sich im Beson-
gleiche nach einer Aufgabe, einem Ereignis, deren. Eine Möglichkeit ist es, durch den
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