Page 5 - 2018-01-HAPKIDO-magazin
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gratis verfügbar bis 31.03.2018


                                                                                 Jetzt registrieren und gratis lesen!




          V ON TIMO MEUSEL
                                                                               Timo Meusel

                                                                              Qualitästsmanager
                                                                2. Dan Taekwondo / 6. Kup Hapkido
                                                  Baumberger Taekwondofreunde e.V. Coesfeld/ Nottuln
                                                                 timo.meusel@hapkido-magazin.de





        „Junbi!“


        ...sei bereit!






        Vor dem Training, vor und nach jeder                                          Tag „zu rasen“, um vermeintlich
        Übung, vor und nach jeder Form nehmen                                         Zeit zu sparen, und alle Termine
        wir Junbi-Sogi ein und demonstrieren                                          wahrzunehmen. Oder ich nutze
        damit: „Ich bin bereit! Die Übung kann                                        das Prinzip des „Junbi“. Ich halte
        beginnen.“ Oder wir zeigen damit: „Ich                                        kurz inne und atme tief ein und
        habe die Übung beendet und bin bereit                                         aus, bevor ich das Haus verlasse.
        für eine neue Übung!“.                                                        Ich konzentriere mich auf die erste
                                                                                      Autofahrt. Wenn ich beim Kunden
        Damit ist dieses Ritual viel mehr als                                         angekommen bin, mache ich das
        nur eine von vielen Stellungen im                                             Gleiche. „Ich bin gut angekom-
        Taekwondo oder Hapkido. Sie ist in sich                                       men. Danke. Und jetzt konzent-
        eine wesentliche Übung. Denn indem                                            riere ich mich auf das Gespräch
        wir die Stellung einnehmen, dabei tief                                        mit dem Kunden.“ Nicht auf das
        ein- und wieder ausatmen und innerlich                                        Meeting danach, nicht auf die
        ruhig werden, leeren wir unseren Geist                                        ganzen Aufgaben, die anstehen.
        von allen Dingen, die uns ablenken. Wir                                       Das ist eh nicht zu ändern. Aber
        fokussieren uns auf die nächste Technik,                                      ich kann meine ganze Energie auf
        die nächste Abwehr eines Angriffs, die                                        meine nächste Aufgabe richten.
        nächste Form. Genauso schließen wir                                           Und ich kann die Aufgabe danach
        mit Junbi-Sogi eine Technik, eine Form,                                       innerlich abschließen.
        eine Aufgabe komplett ab und sind bereit
        für das Kommende. Es ist wichtig, das                                         Welcher Tag wird erfolgreicher
        auch genauso zu trainieren, denn nur so                                       sein? Welcher Tag wird erfüllen-
        können wir die wahre Bedeutung erkennen   Wum unseren Geist wieder zu beruhigen, zu   der sein? Welcher Tag wird bei gleicher
        und Nutzen daraus ziehen. Denn was wäre,   leeren und uns auf das Kommende vorzube-  Belastung entspannter sein?
        wenn wir alle Übungen ohne dieses Ritual   reiten? In der heutigen, oftmals sehr schnell-  Wenn man es schafft, sich immer wieder
        vollziehen würden?                  lebigen Zeit wahrscheinlich nur äußerst   geistig in Junbi-Sogi zu bringen, so schafft
                                            selten. Aber, ist es nicht so, wie im Training?   man es, seine Aufmerksamkeit auf den
        Die Übungen würden mit weniger Fokus und   Würde es nicht guttun, zwischendurch diese   jetzigen Moment zu lenken, seine gesamte
        Konzentration durchgeführt, denn es findet   Übung auch im Alltag absolvieren zu kön-  Energie auf die anstehende Aufgabe zu len-
        kein „inne halten“ statt. Letztlich wäre das   nen?                    ken und eine Aufgabe bewusst abzuschlie-
        Ende der Übung ebenfalls ohne Pause ein                                ßen, damit eine neue beginnen kann.
        Übergang zur nächsten Aufgabe. Das Be-  Ich möchte ein Beispiel für den Alltag auf-
        wusstsein um den Erfolg der durchgeführten   zeigen: Ein stressiger Tag im Außendienst.   Übt Junbi-Sogi mit dieser Intention und
        Übung wäre geringer bis gar nicht vorhanden.  Schon morgens früh geht es mit dem Dienst-  pflegt es in euren Alltag ein, dann wird es
        Aus dieser Stellung, diesem Ritual, dieser   wagen auf die Autobahn zum ersten Kunden,   zu einer wichtigen Säule für Achtsamkeit
        Technik können wir sehr viel in unseren   danach steht ein wichtiges Meeting an, einige   und Konzentration. Ihr
        Alltag übertragen.                  Telefonkontakte, ein wichtiger Bericht, der
        Wann gehen wir in unserem Alltag in Jun-  heute noch raus muss. Und der Tag hat nur   Timo Meusel
        bi-Sogi? Wann atmen wir einmal tief ein und   so wenig Stunden. Alle Termine sind wichtig
        wieder aus und konzentrieren uns nur auf das,   und benötigen unsere volle Aufmerksamkeit,
        was getan werden muss? Wann tun wir das   letztlich das Autofahren an sich im Beson-
        gleiche nach einer Aufgabe, einem Ereignis,   deren. Eine Möglichkeit ist es, durch den

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