Page 12 - Werder-Schach-Magazin-2015-1
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Matthias Blübaum - Deutschlands jüngster Großmeister
Matthias wurde am 18.4.1997 in Lemgo geboren. Das Schachspiel
erlernte er von seinem Vater, der ein starker Spieler ist und frü-
her mehrmals Ostwestfalenmeister war. Matthias hat drei ältere
Schwestern, von denen Bettina und Johanna ebenfalls gut Schach
spielen. Sicherlich hat er von dieser Familienkonstellation sehr pro-
fitiert und hatte in seiner Kindheit immer stärkere Spielpartner zur Ver-
fügung. Bereits 2005, im Alter von acht Jahren, begann für ihn das syste-
matische Training. Sein herausragendes Talent war leicht zu erkennen, da er problemlos
mit zwei bis drei Jahre älteren Kindern in seiner Trainingsgruppe mithielt. Bald wurde er zu
stark um mit anderen Kindern gemeinsam zu trainieren und erhielt Einzeltraining. Mittler-
weile bekommt er Lektionen von verschiedenen starken Großmeistern, die einzelne The-
menbereiche mit ihm trainieren. Förderlich für seine Entwicklung war auch, dass er in die
„Prinzengruppe“ des Deutschen Schachbundes aufgenommen wurde und mit so bekannten
Trainern wie Zoltan Ribli und Alexander Khalifman arbeiten konnte. Zur Zeit befindet er sich
gemeinsam mit seinem Freund, dem Hockenheimer Dennis Wagner, in einem „Schach-
jahr“, welches vom DSB gefördert wird. In diesen 12 Monaten können die beiden größten
deutschen Talente sich ausschließlich dem Schachspiel widmen. Matthias hat in der Grund-
schule eine Klasse übersprungen und so bereits im Juni mit 17 Jahren sein Abitur gemacht.
Seine Leistungskurse waren Mathematik und Physik, vielleicht wird er einmal eines der
beiden Fächer studieren.
Von April 2011 bis März 2012 schaffte Matthias das Kunststück in weniger als einem Jahr
die drei nötigen Normen für den Titel des Internationalen Meisters zu erspielen. Von April
2013 bis November 2014 erzielte Matthias in gut eineinhalb Jahren die drei erforderlichen
Normen zur Erlangung des Großmeistertitels. In der Saison 2012/2013 erspielte er in der
Bundesliga mit 6,5 Punkten aus 9 Partien seine erste GM-Norm. In der Saison 2013/2014
profitierte er von der Möglichkeit die Ergebnisse in der 1.Bundesliga und in der 2.Bundesliga
für die Anerkennung einer Norm zu kombinieren. Matthias erzielte 8 Punkte aus 12 Partien.
Die letzte und entscheidende Norm schaffte der Lemgoer bei den18. Internationalen Of-
fenen Bayrischen Meisterschaften in Bad Wiessee, wo er mit 7 Punkten aus 9 Partien auf
dem vierten Platz landete. Nach drei Auftaktsiegen gegen schwächere Gegner gewann Mat-
thias gegen IM Pirrot und da-
nach gegen den ukrainischen
Großmeister Oleksienko. Diese
Partie hat Matthias selbst für
die Leser kommentiert. Nach
fünf Punkten aus fünf Runden
reichten vier Remispartien ge-
gen sehr starke Großmeister
(Liviu-Dieter Nisipeanu, Hrant
Melkumyan, Alexander Lender-
man und Igor Khenkin) um die
GM-Norm sogar um einen hal- Bad Wiessee 2014: Matthias macht seine 3. GM-Norm perfekt!
ben Punkt überzuerfüllen. Nach Hier in der Begegnung mit Liviu-Dieter Nisipeanu.
(Foto: Detlef Schötzig)
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