Page 16 - Volksdorfer Zeitung Nr. 19 - März 2017
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1907
Der alte Bahnhof in Volksdorf
(auf dem heutigen Wochen- markt- Gelände).
HISTORIE
Die Kleinbahn in Volksdorf
Freischnitt der ehemaligen Trasse durch ehrenamtliche Helfer
an die „Lübeck-Büchener-Ei- senbahn“. 1903 erhielt die „Ge- brüder Körting AG“ aus Han- nover die Konzession zum Bau einer Kleinbahn von Altrahls- tedt nach Volksdorf. Kleinbahn bedeutet nicht etwa Schmal- spur, sondern eine kurze Stre- ckenführung, hier 6,1 km von Altrahlstedt bis Volksdorf. War- um bewarb sich die „Gebrüder Körting AG“ aus Hannover um den Betrieb? Sie belieferte be- reits Rahlstedt mit Strom.
Die Trasse der ehemali-
gen Kleinbahn Altrahls- tedt-Volksdorf-Wohldorf (1904-1961) ist an vielen Stel- len in der Landschaft zu erken- nen. Doch Sämlingsaufwuchs versteckt sie hier und da vor den Blicken. Nun entkusselt eine Initiativgruppe einige Be- reiche und schafft damit Luft im Unterholz. Doch was hat- te es mit der Kleinbahn in den Walddörfern auf sich? Hier ein Überblick über die kurze Zeit einer eisenbahngeschichtlicher Besonderheit.
Die hamburgischen Wald- dörfer wurden von der letzten Eiszeit geprägt. Darum ist die Landschaft wellig, mal sandig, mal lehmig, mal sump g und Quellgebiet vieler Bäche. Ham- burg hatte sich im ausgehen- den Mittelalter über die Jahr- hunderte langsam aus dem sächsischen Gau Stormarn ge- löst und war zum Stadtstaat ge- worden. Es bemühte sich im- mer, auch umliegendes Land in seine Hand zu bekommen. Das war wichtig für Baumateriali- en wie Holz und Lehm für Zie- gel. In den unruhigen Zeiten der Hanse war es ebenso wich- tig, die Hoheit über die Wege
zur Schwesterstadt Lübeck aus- zuüben. Bereits im 15. Jahr- hundert konnte sich Hamburg die Dörfer Farmsen, Volksdorf, Ohlstedt, Wohldorf und Groß- hansdorf als Exklaven im be- nachbarten Stormarn aneig- nen.
Lübeck-Büc hener Eisenbahn
Ende des 19. Jahrhunderts hat- te das Kaiserreich für Frieden und Wohlstand gesorgt. So wurden die Walddörfer für die Städter zu einem Aus ugs- und Erholungsziel. Und wer es sich als Hamburger leisten konnte, zog sogar hierher raus ins Grü- ne. Man wanderte und genoss die Natur. Wer keine eigene Pferdedroschke besaß, wurde von den Landgasthäusern am Bahnhof Altrahlstedt der „Lü- beck-Büchener-Eisenbahn“ ab- geholt, die bereits 1865 Ham- burg direkt mit Lübeck ver- band. Seitdem war der Um- weg von Hamburg über Büchen nicht mehr erforderlich.
Um die Jahrhundertwen- de gab es bereits Automobile. Doch die Straßen waren noch schwer passierbare Bauernwe- ge und nur für Pferd und Wa-
gen geeignet. Auch die Exkla- ven waren immer noch richti- ge Dörfer. Was also lag näher für eine bessere Erschließung der Walddörfer als eine witte- rungsunabhängige Bahnver- bindung. Die wirtschaftlichste Möglichkeit war die Anbindung
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Volksdorf 1907
Dörfliche Idylle mit noch zaghafter Bebauung


































































































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