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KANTRI BILONG YUMI (UNSERE HEIMAT)
Kunst am Rockenhof
Moderne Kunst Papua Neuguineas
VON MARION STRUCK-GARBE
Bis zum 21. Februar
lädt die Kirche am Ro- ckenhof an jedem Mittwoch und Samstag (von 10 bis 12 Uhr) sowie Donerstag (von 15 bis 17 Uhr) zur Ausstellung moderner Malerei aus Pa- pua-Neuguinea ein. Am Sonn- tag, den 10. Januar, gibt es um 11 Uhr einen Gottesdienst zur kulturellen Vielfalt mit Bildern der Ausstellung. Den Gottes- dienst gestalten Pröpstin Isa Lübbers, Marion Struck-Garbe und Gabriele Frietzsche.
Aber das künstleri- sche Scha en ist eben nicht stehengeblieben wie die Objekte im Mu- seum sondern es ist nur anders geworden und damit ein lebendiger Ausdruck einer gegen- wärtigen vitalen Kultur.
Moderne Malerei oder moder- nes Design ist etwas, was im Allgemeinen nicht mit Papua Neuguinea in Verbindung ge- bracht wird. Kunst aus diesem Land ist für die meisten europä- ischen Betrachter noch immer das, was in Völkerkunde-Mu- seen oder in speziellen Antiqui- täten-Geschäften gezeigt wird. Traditionelle Masken, Schilde, Story-Boards, Skulpturen und ähnliches gelten als authen- tisch, als ursprünglich, wäh- rend andere Formen der Krea- tivität als nicht echt oder gön- nerhaft als primitive Kunst ab- getan werden. Aber das künst- lerische Scha en ist eben nicht stehengeblieben wie die Objek- te im Museum sondern es ist nur anders geworden und da- mit ein lebendiger Ausdruck ei- ner gegenwärtigen vitalen Kul- tur. Die moderne visuelle Kunst ist ein Beispiel für solche Vita- lität. Sie benutzt neue Techni- ken und Materialien, um indi- viduellen Ideen, die von den vielfältigen traditionellen Kul- turen mit ihren je eigenen Mus- tern und Symbolen beeinflusst sind, darzustellen.
Die Exponate befassen sich vielfach und farbenfroh mit der Schönheit von Körperschmuck und -bemalung oder traditio- nellen Ritualen und Zeremoni- en; die Künstler verstehen sich explizit als Bewahrer der Tradi- tion und Geschichte. Sie befas- sen sich aber auch mit Umbrü- chen und den Folgen des sozia- len Wandels.
Seit einigen Jahren fokussie- ren einige Künstler verstärkt auf Umweltprobleme und den Klimawandel. Der Verlust von Heimat bzw. Land und Kul- tur, den die Menschen erleiden müssen, wenn sie aufgrund des Meeresspiegelanstiegs zu „Kli-
maflüchtlingen” werden oder die Korallenbleiche, die zu Fischknappheit und damit zur Bedrohung der Ernährungssi- cherheit führt, sind einige der Motive, die eindringlich die Folgen des Klimawandels für die Inseln und Atolle darstel- len.
Auf den äußeren Inseln Papua Neuguineas, die maximal nur 1,5 m über dem Meeresspiegel liegen, gibt es kein höher gele- genes Rückzugsgebiet, auf das sich die Inselbewohner flüch- ten können, sollten die Küsten überschwemmt und das Land knapp werden. Zusätzlich dro- hen Nahrungsmittelknappheit
und dramatische Probleme bei der Wasserversorgung. Alles zusammen führt dazu, dass die Bewohner auf eine andere Insel ausweichen müssen, um in Si- cherheit überleben zu können. Die Situation der Flucht hat der Maler Alexander Mebri in sei- nem Bild „Refugees of the sin- king Islands” ((Flüchtlinge von sinkenden Inseln) festgehalten.
ALEXANDER MEBRI: 2008, REFUGEES OF THE SIN- KING ISLANDS, ACRYL AUF LEINWAND
Das Werk zeigt eine Personen- gruppe: Frauen, Männer und Kinder mit Netztaschen (bi- lums) laufen in eine Richtung davon, retten sich. Das Bild ver- mittelt den Eindruck von Eile und Aufgeregtheit und zeigt Menschen, die ihre immer klei- ner werdende Heimat verlas- sen müssen.
JOHN DANGER: 2009, CLI- MATE CHANGE, ACRYL AUF MATERIAL (TISCHTUCH)
Einen Schritt weiter geht John Danger. Er zeigt den mensch- lichen Einfluss auf den Klima- wandel und die Rolle, welche die Industrienationen dabei spielen. Ihr Ausstoß an Treib- hausgasen trägt mit zum Un- tergang des Inseldorfes bei. Die Pazifischen Inselstaaten gehö- ren zu den niedrigsten Emit- tern von CO2 und sind zu- gleich durch die Folgen des Kli- mawandels am meisten beein- trächtigt und gefährdet.
Zeitgenössische, moderne Kunst ist seit über 40 Jahren ein fester Bestandteil der Ge- sellschaft. Mitte der 1970 Jahre etablierte sich eine Kunstaka- demie (später ‚Faculty of Crea- tive Arts’ der Universität) in Port Moresby. Von deren Absol- venten sind manche weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden, wie Mathi- as Kauage, Joe Nalo und Gig- mai Kundu, deren Arbeiten in Australien, USA, Großbritanni- en, Japan, Indien und Deutsch- land ausgestellt und von be-
Alexander Mebri: 2008, Refugees of the sinking Islands, Acryl auf Leinwand
20 VolksdorferZeitung Januar 2016
John Danger: 2009, Climate Change, Acryl auf Material (Tischtuch)