Page 12 - Volksdorfer Zeitung VZ 30 Sommer 2018
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Es bleibt spannend am
türlich auch für den Mellen- bergweg.
Derweil sind die planeri- schen Vorbereitungen für die Sanierung des Mellenbergwe- ges abgeschlossen. Als Baube- ginn ist das dritte Quartal 2019 vorgesehen.
Im Vergleich zur Ursprungs- planung, die von der Behör- de im Sommer 2017 vorgestellt wurde, gibt es zahlreiche Ab- weichungen. Damit ist die Pla- nungsbehörde wesentlichen Forderungen und Anregungen der „Anwohnerinitiative Mel- lenbergweg“ entgegengekom- men. So wird es am Mellen- bergweg weder Pkw-Einstell- buchtennochplattierteGehwe- ge geben. Geparkt wird künftig im Bedarfsfall, wie jetzt auch, am Straßenrand und der Geh- weg erhält einen ortstypischen Belag aus Granulat.
Entschleunigung bitte
Ein zentraler Punkt aus dem Forderungskatalog der Anwoh- nerinitiative waren bauliche Entschleunigungsmaßnahmen. Denn auf dem Mellenbergweg hält sich kaum jemand an das Tempo-30-Limit. Nicht selten wird gerast. Die rund einen Ki- lometer lange Gerade fordert geradezu heraus, auf´s Gaspe- dal zu treten. Um das zu ver- hindern, sollen entlang der ge- samten Planungsstrecke 15 Ver- kehrsinseln eingerichtet wer- den. Ob sie die beabsichtig- te Wirkung erzielen, muss sich erst zeigen. Denn eine Kröte musste die Anwohnerinitiati- ve schlucken: die Fahrbahn des Mellenbergweges soll inklusi- ve Rasenkantensteinen auf der Waldseite einen Meter breiter werden.
Mellenbergweg
Die Anwohnerinitiative erforscht die Geschichte der Straße
VON HARALD SCHRÖDER
Kann man als Groß-
grundbesitzer, wenn ein Straßenabschnitt saniert wird, 90 Prozent der Kosten auf seine Nachbarn von ge- genüber abschieben? Man kann, meint die Freie und Han- sestadt Hamburg und will es am Mellenbergweg in Volks- dorf demonstrieren.
Der rund 1,5 Kilometer lan- ge Mellenbergweg ist nur ein- seitig bebaut. Im Norden liegen die Grundstücke der Anwoh- ner, im Süden der stadteige- ne Wald. Über viele Jahrzehnte herrschte zwischen beiden Sei- ten – dem Großgrundbesitzer im Süden und den Anwohnern im Norden – friedliche Koexis- tenz. Bis es dem Großgrundbe- sitzer in den Sinn kam, den von Schlaglöchern übersäten Mel- lenbergweg grundlegend zu sa- nieren.
Eigentlich eine gute Idee. Schlecht nur für die Anrai- ner im Norden, dass die Stadt Hamburg die Sanierung als so- genannte „erstmalige endgül- tige Herstellung“ deklariert hat. Das bedeutet, dass sie von den Anliegern Erschließungs- beiträge einfordern will. Im Raum stehen anrechnungsfähi- ge Kosten von rund 1,5 Millio- nen Euro. Gerecht wäre es nach menschlichem Ermessen, wenn es diese Summe je zur Hälfte
zwischen dem Großgrundbesit- zer im Süden und den Grund- eigentümern im Norden auf- geteilt würde. Doch die Stadt Hamburg als Waldbesitzer hält nichts von halbe-halbe, son- dern will 90 Prozent der Kosten auf ihre Nachbarn von gegen- über abwälzen.
Ob zu Recht, wird sich noch zeigen. Nicht unwahrschein- lich, dass sich die 90-Prozent- Forderung noch als Milchmäd- chenrechnung erweist.
Wirklich Anliegerstraße?
Zum einen, weil der Mellen- bergweg alles andere ist als eine reine Anliegerstraße. An Wochentagen wird er je nach Tageszeit stündlich von 100 bis 250 Fahrzeugen aller Art be- fahren. In den wenigsten sitzen Anwohner am Steuer, in den meisten Fahrer, die den Mellen- bergweg als Durchgangsstra- ße benutzen. Auch juristisch steht die 90 zu 10 – Rechnung der Stadt auf wackligen Füßen. In einem durchaus vergleichba- ren Fall hat das Bundesverwal- tungsgericht die Stadt Düssel- dorf zur Kostenübernahme von 50 Prozent verpflichtet.
Es könnte allerdings noch ganz anders kommen. Denn sollte sich herausstellen, dass der schon im 19. Jahrhundert urkundlich erwähnte Mellen- bergweg eine sogenannte „his- torische Straße“ ist, die im ju-
ristischen Sinn schon zu einem früheren Zeitpunkt den Sta- tus einer fertigen Straße hat- te, kann die Stadt gar keine Er- schließungsbeiträge mehr er- heben. Die „Anwohnerinitiati- ve Mellenbergweg“ befasst sich seit einigen Monaten mit dem Thema und ist für jeden Hin- weis, der die Geschichte des Mellenbergwegs in Form von Kartenmaterial oder anderen Dokumenten belegt, dankbar (Email: initiative.mellenberg- weg@gmail.com).
1,5
Millionen Euro
anrechnungsfähige Kosten stehen im Raum, 90 Prozent davon sollen als Erschließungskosten auf die Anwohner abgewälzt werden.
Schützenhilfe kommt aus der Bürgerschaft. Vor wenigen Ta- gen hat die CDU-Bürgerschafts- fraktion im Rahmen einer Gro- ßen Anfrage den Senat aufge- fordert, für jede der mehr als 650 Hamburger Straßen, die wie der Mellenbergweg „erst- malig endgültig hergestellt“ werden sollen, umfangreiches Datenmaterial aus den Stra- ßenakten bereitzustellen – na-
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Anliegerstraße? Je nach Tageszeit wird der Mellenbergweg stündlich von 100 bis 200 Fahrzeugen befahren.









































































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