Page 23 - Volksdorfer Zeitung VZ 30 Sommer 2018
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 schüttelt wurden oder vor Hun- ger geweint haben, die seelisch so verletzt wurden, dass sie Be- ziehungen nicht mehr aushal- ten, mit Aggression oder Re- gression reagieren. Aber im Fa- milienverbund des Hambur- ger Kinderhauses Mignon ge- lingt ihre soziale Integration in der Interaktion mit anderen Kindern gut. In diesem sozialen Netz kehren erst Körpersignale und dann die Sprache nach den Traumatisierungen zurück. Auf dem langen Weg dorthin helfen die unglaubliche Liebe, Geduld und Empathie der Schutzhaus- Eltern, stehen zugewandte Pä- dagogik und das Credo „Jedes Kind hat das Recht geschützt zu werden und das Anrecht auf eine eigene Entwicklung.“ Und so werden die besonderen Kinder und Jugendlichen nach Jahren des Lebens im Familien- verbund auch aufs eigene Le- ben vorbereitet. Bei der Ausbil- dung und der Berufsfindung ebenso wie bei der Suche nach Wohnraum.
Anerkennungspreisträger
Etwas Warmes zum Essen: Neuwiedenthal, im Hambur- ger Süderelberaum, ist ein Schwerpunktgebiet mit beson- derem Aufmerksamkeitsbedarf mit vielen Arbeitslosen und Empfängern staatlicher Trans-
Kinderteller Neuwiedenthal:
Hier bekommen Kinder, die hung- rig sind, am Wochenende eine warme Mahlzeit, finden Gebor- genheit und ein offenes Ohr.
Wenn Revolverheld, Silbermond , Max Gie- singer und andere Künst- ler in die Krankenhäuser gehen und dort – vor Ort – auf den Stationen musizieren, so sind dies für viele kleine Patienten ganz besondere, magische Momente. Alle Künstler verzichten auf ihre Gage.
ferleistungen, Aussiedlern und Flüchtlingen. Nicht deutschen Ursprungs sind 63 Prozent der Bewohner. Die Alleinerziehen- den-Quote ist hoch, leider auch der Prozentsatz an Kindeswohl- gefährdungen. Mitten in die- sem Problemquartier macht der DRK-Kreisverband Hamburg- Harburg e.V. in der Kita Grüne Insel am Wochenende rund 50 Kindern im Alter zwischen drei und 14 Jahren das Angebot ei- nes warmen Mittagmahls. Denn Kita-Kräfte hatten festgestellt, dass sich viele Kinder am Frei- tag „auf Vorrat“ satt aßen und am Montag froh waren, end- lich wieder eine Speise zu er- halten. Getragen wird der spen- denfinanzierte „Kinderteller Neuwiedenthal“ von 15 Ehren- amtlichen. Sie kommen mit den Mittagsgästen nicht nur ins Ge- spräch. Diese lernen bei ihnen ganz nebenbei auch (Tisch-) Regeln, räumen fort, erfahren Strukturen und klare Abläufe.
Ganz besondere Momente
Der deutsche Aphoristiker Ger- hard Uhlenbruck hat einmal ge- schrieben: „Man lebt nicht für die Ewigkeit sondern für die Augenblicke, denen man Ewig- keit wünscht“. Diese Momen- te schenkt der Magdeburger Verein Kinderklinikkonzerte e.V. jungen Patienten zwischen drei und 17 Jahren über priva- te Überraschungskonzerte auf Kinderstationen deutscher Kli- niken. Sorgfältig ausgewähl- te und ohne Gage auftretende Bands und Künstler, die die di- rekte „Unplugged“-Interakti- on auf Stationsfluren oder am Krankenbett schätzen, werden so hautnah erlebbar und berei- ten den kranken Kindern, ih- ren Eltern, Geschwistern und dem Klinikpersonal einen un- vergesslichen Nachmittag, Au- genblicke des Vergessens mit
positiven Auswirkungen der Musik auf die Bewältigung von Schmerzen und Krankheit. Ein ehrenamtlich arbeitendes jun- ges Team von Notfallsanitätern, Rettungsfliegern, Krankenpfle- gern, Schwestern, Ärzten und Psychologen hat schon 14 Kon- zerte zwischen Hamburg und Göttingen, Berlin und Leipzig organisiert und arbeitet ob der regen Nachfrage an einem Mit- telfrist-Ziel: einer einwöchigen Nightliner-Tour durch mehrere Kinderkliniken in unterschied- lichen Städten.
Die Glasknochenkrankheit
Die Glasknochenkrankheit ist die bekannteste und am wei- testen verbreitete von 450 sel- tenen Knochenerkrankungen. Die Spezialambulanz der Kli- nik für Kinder- und Jugendme- dizin der Uniklinik Köln ist die einzige deutsche Einrichtung, die ein innovatives physiothe- rapeutisches Intervallkonzept von Reha und häuslichem Trai- ning entwickelt hat, um die mo- torischen Fähigkeiten der be- troffenen Kinder und Jugend- lichen zu verbessern, ihren Gleichgewichtssinn zu schulen und die Sturzhäufigkeit zu ver- ringern. Denn bis zur Puber- tät sind bei ihnen häufige Kno- chenbrüche, auch bei geringen Anlässen, ausgeprägt. Da durch Physiotherapie die Muskula- tur und die Beweglichkeit der Gelenke gestärkt wird, verbes- sern die Betroffenen ihre Bewe- gungsfähigkeit, vermeiden Brü- che und Fehlbelastungen und erlangen eine größere Selb- ständigkeit im Alltag jenseits von Hilfsmitteln. Die Kölner Ärzte und Therapeuten sam- meln zudem international ver- fügbares Expertenwissen, um dieses Physiotherapeuten, El- tern und Selbsthilfeorganisati- onen zur Verfügung zu stellen.
Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender
der HanseMerkur, sagte anlässlich der Vergabe
des ältesten deutschen Sozialpreises für heraus- ragende Kinder- und Jugendschutzarbeit:
„Seit 1980 stiften wir sozi- ales Kapital und treten ein für die Wahrnehmung der Rechte und Bedürfnisse von Kindern und Familien. Dieses Anliegen ist zentral verankert in unserer Un- ternehmens- als auch in unserer Markenstrategie. Deren Leitidee Hand in Hand ist... HanseMerkur nimmt die Grundidee des Versicherungsgedankens auf: solidarisch füreinan- der einzustehen.“
Der HanseMerkur Preis
für Kinderschutz wird seit 1980 ausgeschrieben und ist mit 50.000 Euro dotiert. Bisher wurden Preisgelder von insgesamt über
1,2 Millionen Euro ausgeschüttet.
Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten und Schirmherrin des Kin- derschutzpreises, würdig- te die Arbeit der Instituti- onen und der engagierten Ehrenamtlichen.
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