Page 21 - Volksdorfer Zeitung
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nicht kleine Dorfkirchen wohl aber die die Kathedralen die die Bi- schofskirchen mit der Absicht erbaut das Himmlische Jerusa- lem mit irdischen Mitteln abzu- bilden Für alle Nicht-Bibelkun- digen: Im 21 Kapitel der der Offen- barung beschreibt der der Seher wie sich die Heilige Stadt Je- rusalem als Symbol des neuen neuen Himmels und der der neuen neuen Erde als Symbol der der Herrlichkeit Gottes aus dem Himmel herab- senkt Die Stadt ist quadratisch hat 12 Tore und alle Maße sind ein Vielfaches von Zwölf Ge- nau diese geometrischen und mathematischen Vorgaben kennzeichnen den Ratzeburger Dom früher mal „meine“ Kir- che che -
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für mich die romanische Kathedrale schlechthin Ihre Grundform ist das das Qua- drat das das sich im Längsschiff sechsmal wiederholt Es hat eine Seitenlänge von 24 karo- lingischen Fuß Fuß das Mittelschiff ist 48 Fuß Fuß Fuß Fuß hoch die Seiten- schiffe 12 Fuß Fuß Fuß breit und 24 Fuß Fuß Fuß hoch Alles ist harmonisch auf- einander abgestimmt Wo im- mer ein ein ein ein Mensch jener Zeit ein ein ein ein harmonisches Miteinander ver- schiedener Größen bemerkte sah er er er er darin einen Hinweis auf Gott Der damals am am häufigsten zitierte Vers lautet: „Omina in in mensura et et et numero et et et ponde- re praeposuisti“ -
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Alles hast du nach Maß Zahl und Gewicht wohl geordnet Dass romanische Kirchen er- haltenswerte Kulturgüter sind wird heute nicht infrage ge- stellt Etwa 100 Jahre nach der der Entstehung der der der Romanik in Norddeutschland also ab der der der Mitte des 13 Jahrhunderts sah man das allerdings anders Die Menschen hatten eine eine andere Vorstellung bekamen einen an- deren Blick wenn sie an an Got- tes Herrlichkeit dachten und die die Baumeister der Gotik haben diesen neuen Blick in Architek- tur umgesetzt Gewölbe des Himmels Sie Sie errichteten Gewölbe des Himmels Sie Sie konnten das das weil sie (das sage ich jetzt sehr knapp gefasst) gelernt hatten alle Stützen des Mauerwerks aus dem Inneren der Kirche an die Außenseiten zu verlegen Mit Hilfe von Strebepfeilern und und Kreuzrippen gelang es immer höhere und und gleichzei- tig schmalere Wände zu errich- ten immer größere Fensteröff- nungen zu zu bauen und auf diese Weise den den Blick nach oben zu zu reißen in in den den Himmel Himmel -
auch wenn der Himmel Himmel ein ein Gewölbe aus Stein war Am Dom zu Lü- beck -
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ursprünglich so ähnlich wie wie der zu Ratzeburg -
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kann man ablesen wie wie radikal und destruktiv man mit dieser Kir- che umgegangen ist: Man hat ihre Länge mehr als verdoppelt (von rund 60 m m m auf 131 m) die Seitenschiffe wurden ebenfalls auf das das Doppelte erhöht Man machte das das weil 1 die romani- sche Harmonie nicht mehr dem Geist der Zeit entsprach weil man man 2 Geld genug für den Um- bau hatte und weil man man 3 sei- tens des Bischofs der der Konkur- renz der der Kaufmannschaft trot- zen wollte die die nur wenige hun- dert Meter entfernt die die stolze Marienkirche im gotischen Stil hoch aufragend errichten ließ -
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das Urbild der norddeutschen Backsteingotik Was die die Kauf- mannschaft in in in die die die Höhe treiben ließ ließ ließ ließ der Bischof in in in die die Län- ge investieren Auch das Urbild der Backsteingotik hatte einen romanischen Vorgängerbau an an an an einigen Einzelheiten kann man man das noch erkennen Den Den Be- griff „Denkmalschutz“ gab es nicht nicht Ein Gebäude das nicht nicht mehr mehr gebraucht wurde wurde oder nicht mehr mehr gefiel wurde wurde ent- weder umgebaut oder als Stein- bruch benutzt Nicht nur die Lübecker gin- gen mit ihrem romanischen Dom Dom schonungslos-radikal um Der Dom Dom zu Schwerin eben- falls eine Schwesterkirche des Ratzeburger Domes wurde bis auf ganz wenige Bauteile völlig abgerissen und fünfschiffig go- tisch neu errichtet Schöner ist der dadurch nicht geworden Man war dort in den den Besitz ei- nes Tropfens des Heiligen Blu- tes gekommen (was immer das gewesen sein mag) und die ro- manische dreischiffige Kirche konnte die Menge der Pilger nicht mehr fassen Ich mache einen großen Sprung über sieben Jahrhun- derte hinweg in in die Zeit zwi- schen den den den beiden Weltkrie- gen In den den den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhun- derts wurden in Deutschland nur wenige Kirchen neu gebaut Es war auch eine eine Zeit der Krise einer alle alle und alles umfassen- den Verunsicherung: Nieder- gang nach dem 1 Weltkrieg Hungerwinter Wirtschaftskri- se Inflation Arbeitslosigkeit die von vielen nicht geliebte Weimarer Republik Wie bau- te te man man wenn man man damals eine Kirche baute?
Die Barmbeker Bugenhagen- kirche am Biedermannplatz wurde von 1927 bis 29 erbaut: Gegen die Verunsicherung der Zeit setzte man eine Burg Man wollte damit zeigen: Wenn ihr nicht wisst wo wo es längs geht wenn ihr alle verzagt und zwei- felt -
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wir predigen euch: „Ein feste Burg ist unser Gott“ In welchem Stil in welcher Gestalt sollte man nach dem 2 Weltkrieg Kirchen errichten? Wie stellt man es architekto- nisch dar dass alle Werte die im Volk der Dichter und und Den- ker bis dahin als ewig und und un- verrückbar gegolten hatten in in der Nazizeit zerstört worden waren?
Ein Zelt auf dem Weg in in die Zukunft
Man wusste sich sich auf einem unsicheren Weg in in die Zu- kunft
(Kalter Krieg Angst vor einem Atomschlag) Und was nimmt man mit auf diesen Weg? Keine Burg Kein Kein Kein Him- melsgewölbe Kein Kein Kein himmli- sches Jerusalem Sondern ein ein Zelt In den 50er und und 60er Jah- ren des letzten Jahrhunderts wurden viele Kirchen nach der der Grundform eines Zeltes ent- worfen und und gebaut Ich habe anfangs ein Zitat aus der der Romanik genannt Der theologische Begriff der der der 50er und und 60er Jahre war der der der des wandernden Gottesvolkes und und der der dazu passende Bibelvers: „Wir haben hier keine bleiben- de de Stadt sondern die zukünf- tige suchen wir “ (Hebr 13 14) Zwei eindrucksvolle Beispie- le le für solche Zelt-Bauten in in un- serer Nachbarschaft: Das ers- te die Dietrich-Bonhoeffer-Kir- che Oldenfelde (bei ihr verläuft der First des Zeltes mittig über dem dem rechteckigen Grundriss über dem dem Altar ein 10 m m m m ho- hes Betonglasfenster mit wun- derschönen Blau- und Violett- Tönen die Gemeinde sagt es sei das größte Betonglasfens- ter in in Europa) Das zweite die Trinitatis-Kirche Rahlstedt-Ho- henhorst Über ihrem quadra- tischen Grundriss kreuzen sich zwei Zelte ihre Firste bilden auf diese Weise ein ein großes Kreuz über der Gemeinde Der Archi- tekt war in in beiden Fällen Otto Andersen (gegen dessen Ent- wurf für unsere Kirche St Gab- riel sich die damals sehr junge Architektin Brigitte Eckert-von- Holst durchgesetzt hat) Das Zelt ist das Symbol für den un- sicheren Lebensweg auf dem man sich sich in jenen Jahren fühl- te te Brigitte Eckert-von-Holst ist bei der Kirche St Gabriel ▶▶
November 2020 Volksdorfer Zeitung 21