Page 18 - Volksdorfer Zeitung VZ 42 Dezember 2019
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DIALOG IN DER VILLA
Grüne zur Neugestaltung des Volksdorfer Ortskerns
Nur Autos oder mehr? Diese Frage wollten die Wandsbeker Grünen gemeinsam mit den Volksdorferinnen und Volksdorfern diskutieren und luden am 12. November in die Ohlendorff´sche Villa ein. Über
50 Interessierte aus dem Stadtteil, darunter auch Gewerbetreibende aus „dem Dorf“, folgten der Einladung.
Maryam Blumenthal,
Kreisvorsitzende der Wandsbeker Grünen, begrüßt die Gäste und erklärte, ihre Par- tei verfolge das Ziel, die Neuge- staltung des Ortskerns, die be- reits seit mehreren Jahren im- mer wieder diskutiert wird, endlich anzugehen. Schon in der Rahmenplanung des Be- zirksamts von 2007, die schon damals mit Beteiligung der Öf- fentlichkeit erarbeitet wur- de, werden einige Empfehlun- gen zur Neugestaltung des Be- reichs um die Claus-Ferck-Stra- ße/ Im Alten Dorfe, wie etwa eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs oder auch mehr Platz für Fuß und Rad, nachvollzieh- bar begründet. Die Volksdor- fer Politikerin erzählte von ih- ren Erfahrungen als Fußgänge- rin, wenn sie etwa mit dem Kin- derwagen kaum Platz auf dem Fußweg hat, und als Radfahre- rin, die ihre Kinder nicht ger- ne Im Alten Dorfe fahren lässt, weil die Straße hierfür zu unsi- cher und der Fußweg zu schmal sei. „Ich fahre natürlich auch
mal mit dem Auto ins Dorf, wenn ich zum Beispiel sowieso schon unterwegs bin. Und ich erwische mich selbst dann da- bei, dass ich erst einmal direkt vor den Geschäften, in denen ich etwas einkaufen will, nach einem Parkplatz suche. Da ist aber oft nichts frei und ich fah- re dann entweder in die P&R- Anlage oder auf den großen Parkplatz vors Kino. Dann den- ke ich mir: Warum nicht gleich so? Denn dort finde ich immer sofort einen freien Platz.“ Blu- menthal ist sich sicher, dass ein Großteil des Verkehrs im Orts- kern zwischen der HASPA und dem „kleinen“ BUDNI durch die Parkplatzsuche entsteht. „Viele Autos drehen mehrere Runden, um einen freien Platz zu fin- den und das macht die Situati- on für Fußgänger und Radfah- rer gefährlich und unattraktiv“, so Blumenthal.
Martin Bill, verkehrspoliti- scher Sprecher der GRÜNEN in der Hamburgischen Bürger- schaft, war an diesem Abend für den fachlichen Input zu-
ständig. Bill gab einen Ein- blick in das Mobilitätsverhal- ten der Bürger dieser Stadt und erklärte, dass im Jahr 2017 be- reits 64% der Mobilität in Ham- burg auf den Fuß-, Rad- und Öffentlichen Personennahver- kehr entfielen. Die GRÜNEN haben das Ziel, diese Zahl bis zum Jahre 2030 auf 80% zu er- höhen. Hierfür brauche es eine engere Taktung von Bus und Bahn, besonders in den Rand- gebieten wie Volksdorf. Bill be- tonte, dass immer mehr Men- schen in der Stadt auf das Auto verzichten oder sich erst gar keins anschaffen, dies aber in den Randgebieten aufgrund der dort schlechteren Anbin- dung an das öffentliche Mobili- tätsnetz noch geringer sei.
Das Rathausquartier traut sich autofrei und Ottensen macht Platz
Um die Diskussion über den öffentlichen Raum im Volks- dorfer Ortskern zu eröffnen, stellte Martin Bill den Gästen zunächst die beiden Projek-
te vor, die in diesem Jahr für reichlich Schlagzeilen gesorgt haben und die von den GRÜ- NEN eng begleitet wurden: die autofreien Zonen im Rathaus- quartier und Ottensen. Bill be- tonte mehrmals, dass in beiden Fällen die jeweiligen Quartie- re, die Anwohnerinnen und An- wohner und die Gewerbetrei- benden, „im Boot“ waren. „Der Wunsch solch eines Versuches muss von den Menschen vor Ort getragen und darf nicht nur von der Politik vorgegeben wer- den. Nur dann kann das Gan- ze erfolgreich werden“, so Bill. Das Rathausquartier wurde auf zivilgesellschaftliche Initiative hin versuchsweise im vergan- genen Sommer für einen Zeit- raum von drei Monaten als au- tofreie Zone eingerichtet. Ge- rade die Tatsache, den Som- mer hierfür zu nutzen, dürf- te bei den Gewerbetreibenden, insbesondere der Gastronomie vor Ort, zu einem Umsatzan- stieg geführt haben. In Otten- sen läuft unter dem Motto „Ot- tensen macht Platz“ ein wissen-
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