Page 21 - Volksdorfer Zeitung Mai 2017
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Der Wensenbalken im Frühling. Die Häuser blieben in mehr oder weniger ursprünglicher Form erhalten.
WENSENBALKEN
Auf der Suche nach
einer kleinen Siedlung
Eine Straße an der Grenze Volksdorfs mit neunzigjähriger Geschichte
In dieses sich radi-
kal veränderte Mili- eu soll hineingestellt werden die Geschichte des Rudolf Roß (1872-1951): Wer kennt diesen aufrechten Mann heu- te noch ? Es gibt eine „Rudolf- Roß-Gesamtschule“ in Ham- burg-Altona und eine „Rudolf- Roß-Allee“ in Hamburg-Horn. Zwei Ölgemälde von ihm hän- gen im Hamburger Rathaus. Schließlich gab es kurzfristig auch einen 1948 in den Dienst der HADAG gestellten Damp- fer, der seinen Namen trug. Da- bei war Rudolf Roß von 1930- 1931 „Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Ham- burg“, um dann bis zu seinem erzwungenen Rücktritt durch die Nazis als Zweiter Bürger- meister zu fungieren. In der Zeit der Weimarer Republik war der ehemalige Lehrer Roß von 1919 - 1929 Leiter der nach dem 1. Weltkrieg gegründeten Volkshochschule und gab die Zeitschrift „ Pädagogische Re- form“ heraus. Seit 1919 für die SPD in der Hamburger Bürger-
schaft tätig war er von 1920 – 1928 deren Präsident. 1940 zog der Alt-Bürgermeister mit seiner Familie in die Siedlung Wensenbalken. In dem Buch „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es von diesem Abschnitt in seinem Leben: „ Nach sei- ner Amtsenthebung zog Ru-
dolf Roß sich in den Kreis sei- ner Familie zurück. Die Öffent- lichkeit nahm keine Notiz mehr von ihm.“ Dieser Satz mag für die Öffentlichkeit zutreffend gewesen sein, nicht aber für die vom Stadthaus aus operie- rende Gestapo. Roß stand auf der schwarzen Liste, sein Te-
Rudolf Roß, von 1930-31 Hamburger Bürgermeis- ter, zog 1940 in den Wen- senbalken.
Mai 2017 VolksdorferZeitung 21
Serie Teil 4
Von Jens Koegel
Autor, Archivar, Aktivist
Die ersten drei Teile erschienen in unserer Ausgaben Februar, März und April.