Page 27 - Volksdorfer Zeitung VZ 39 Seitember 2019
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   Ökolumne 3
Mitte Mai...
Ende Mai...
Überlebenskunst
verwelkt, auch die zweite Blü- te – vierzehn Tage vorher noch eine Knospe – begann zu wel- ken. Ob die Samen noch reifen und wiederum verwehen konn- ten, um ein besseres Plätzchen für die Nachkommenschaft zu finden? Ich weiß es nicht, denn eine Woche später war von Da- vid nichts mehr zu sehen; sein Schicksal bleibt im Dunkeln.
Ist dies nun ein Thema für die „Ökolumne“? Ich denke schon. Wo sind Sie zuletzt dem Wilden Stiefmütterchen begeg- net? Nach dem Zweiten Welt- krieg, als alle Fluren verarmt waren, wuchs es überall, weit
verbreitet und zahlreich. Auf den reichlich gedüngten Fel- dern unserer Äcker musste es weichen, weil es vor allem auf mageren und sandigen Böden gedeiht. In den Blühstreifen des Wulfsdorfer Guts zum Beispiel ist es zu finden...
Ich bin überzeugt, dass es sich wieder ausbreiten kann, wenn bzw. wo der Mensch sich zurückzieht oder aus Gründen der Nachhaltigkeit seine Aus- breitung „einschränkt“; denn David besiegt Goliath allemal, weil er nicht abhängig ist vom Menschen wie Goliath.
Ich denke dann an das wun- derbare Buch von Alan Weis- man: „Die Welt ohne uns“, in dem er beschreibt, wie die Na- tur sich die Räume nach ei- ner „Entvölkerung“ zurück er- obert. Es muss ja nicht gleich so radikal verlaufen wie in dem makabren Witz, in dem Venus die Erde bei einer Begegnung nach ihrem Befinden fragt. „Schlecht“, antwortet Erde, „ich leide an Mensch!“ „Geht bald vorüber!“ lautet Venus´ Antwort...
VON WULF DENECKE
Mitte Mai entdeckte ich
zu meiner großen Freude am Eingang zur Haspa in Volks- dorf „Viola tricolor“, das Stief- mütterchen, in zweierlei Ge- stalt: Links als gelber „Goliath“ die vor den Buchsbaum gesetz- te mächtige Zuchtform, durch das Geldinstitut beauftragt und von einem Gärtner gepflanzt, regelmäßig begossen – den Be- suchern und Kund*innen zur Freude! Und gleich daneben? „David“ – das klitzekleine Wil-
de Stiefmütterchen, hier in der kaum 1 ccm messenden Höh- lung des Ziegelsteins besonders klein geraten, weil der einge- wehte Same wohl nur ein Mini- mum an mineralreichem Staub vorfand, um mit Erfolg zu kei- men. Zwei Blättchen reichten aus, um alle gesammelte Kraft in zwei „groß“ dimensionierte Blüten mit ihren Samenanlagen zu treiben... Mit Erfolg?
Ende Mai jedenfalls – bei mei- nem zweiten Besuch, um nach dem kleinen Wunder zu sehen – waren die Laubblätter bereits
David und Goliath...
     September 2019
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