Page 53 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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Die Opferbereitschaft von Tieren Innerhalb der “Familie”

             befestigt ihr Nest an Abgründen, Gebäuden oder Wänden mit Zement. Diesen
             Zement erhält sie auf eine ziemlich simple Art. In ihrem Schnabel sammelt sie
             Teile von Schlamm oder Lehm und bringen sie zur Baustelle. Sie vermischt den
             Schlamm mit ihrem Speichel und trägt ihn auf die Oberfläche des Abgrunds auf
             und formt ihn kreisförmig, wobei eine Öffnung freigelassen wird. Das Innere
             kleidet sie mit Gras, Moos und Federn aus. Meistens werden diese Nester un-
             terhalb eines Felsvorsprungs gebaut, damit der Regen den Schlamm nicht auf-
             weichen und das Nest abreißen kann. 30
               Einige südafrikanische  Vögel (Anthoscopus) bauen spezielle zweigeteilte
             Nester. Der Zugang zur eigentlichen Brutkammer ist dabei versteckt. Der ei-
             gentliche Zugang zum Nest befindet sich in der Mitte. Dieses Detail ist ein
             Täuschungsmanöver gegen Raubtiere. 31
               Die amerikanische Golddrossel legt ihr Nest in der Nähe einer
             Wildbienenpopulation an. Denn diese Bienen lassen Schlangen,  Affen,
             Schwarze Papageien und insbesondere eine für diese  Vogelart tödliche
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             Mückenart nicht in die Nähe ihrer Bienenstöcke. Daher sind auch die Jungen
             der Golddrossel vor dieser Gefahr beschützt.

               Die “genähten” Nester des Schneidervogels
               Der Schnabel des in Indien beheimateten Schneidervogels ist wie eine
             Nähnadel geformt.  Als Garn verwendet er Seide aus Spinnennetzen,
             Baumwolle und Fasern aus Baumrinde. Er wählt Blätter, die noch am Baum
             hängen aus und zieht die Blätter in Form. Dann durchlöchert er die Blätter mit
             seinem spitzen Schnabel. Mit den gesammelten Spinnennetzen oder
             Pflanzenfasern näht er wie ein Schneider die Blätter zusammen. Dasselbe führt
             er an beiden Enden durch und so werden die beiden Blätter “zusammengenäht”.
             Um ein doppeltes oder ein einzelnes Blatt um sich selber zu drehen, werden bis
             zur Hälfte Nahtlöcher benötigt. Später füllt der  Vogel die so entstandenen
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             Beutel mit Graus aus. Außerdem näht er im Inneren dieser Blätter ein weite-
             res Nest, in dem das Weibchen ihre Eier verstecken kann. 34

               Webervögel:

               Die Nester des  Webervogels zählen für  Vogelwissenschaftler und andere
             Naturbeobachter zu den interessantesten Bauten, die von Vögeln angelegt wer-
             den. Es handelt sich dabei um äußerst stabile Nester, für deren Bau
             Pflanzenfasern und andere als Faden verwendbare lange Pflanzenstängel mit-



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