Page 156 - Gottesliebe
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Gottesliebe
Natürliche Selektion be-
deutet, dass Lebewesen, die
stärker sind und die besser an
die natürlichen Bedingungen
ihrer Lebensräume angepasst
sind, den Überlebenskampf
gewinnen werden. Von einem
Hirschrudel zum Beispiel, dass
von wilden Tieren angegriffen
wird, werden die überleben, die
am schnellsten rennen können.
Natürliche Selektion wählt nur die
Daher wird das Rudel aus schwachen, ungeeigneten Individuen
schnellen und starken Tieren einer Art aus. Sie kann keine neue Art,
keine genetische Information oder kein
bestehen. Doch zweifellos wird
neues Organ hervorbringen.
dieser Mechanismus nicht
dafür sorgen, dass Hirsche sich entwickeln und sich in eine andere Art ver-
wandeln, zum Beispiel in Pferde.
Darum hat der Mechanismus der natürlichen Selektion keine evolu-
tive Kraft. Darwin war sich dieser Tatsache wohl bewusst, und er musste in
Der Ursprung der Arten feststellen:
Die natürliche Selektion kann nichts bewirken, solange nicht vorteil-
hafte Unterschiede oder Variationen auftreten. 7
Lamarcks Einfluss
Wie also konnte die These der “vorteilhaften Variationen” entstehen?
Darwin versuchte, diese Frage aus dem primitiven
Wissenschaftsverständnis seiner Zeit zu beantworten. Folgt man dem
Chevalier de Lamarck (1744-1829), einem französischen Biologen, der vor
Darwin gelebt hatte, so vererben die Lebewesen, die während ihrer
Lebenszeit erworbenen Eigenschaften an die nächste Generation. Er be-
hauptete nun, diese über Generationen hinweg akkumulierenden
Eigenschaften, brächten neue Arten hervor. Giraffen seien demnach aus
Antilopen entstanden, weil deren Hälse sich von Generation zu Generation
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