Page 120 - Das Wunder der Migration bei Tieren
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DAS WUNDER DER MIGRATION BEI TIEREN

                 Oxford hat offen gelegt, dass der Schlüssel, der den Mechanismus in Gang
                 setzt, sich am Hinterbein im Femur befindet.
                     Betrachten wir den Körperbau der Heuschrecken genauer, so wird die
                 Perfektion der Schöpfung offensichtlich. Der Heuschreckenpanzer ist zu
                 einem großen Teil mit sensiblen Härchen und mechanischen Empfängern
                 bedeckt. Die Härchen am Oberschenkel spielen eine wichtige Rolle beim
                 Übergang in die Lebensform als Schwarm, denn sie nehmen den entspre-
                 chenden Reiz auf und setzen den Mechanismus in Gang.
                     Der Übergang der Heuschrecken zum Schwarmleben wird meist in
                 Gebieten beobachtet, in denen keine gleichförmige Versorgung mit Futter
                 besteht. Die Heuschrecken kommen zusammen, wenn Nahrung nur noch an
                 bestimmten Stellen zu erreichen ist. So berühren sie sich gegenseitig und der
                 Übergang zur Schwarmbildung wird eingeleitet.
                     Die Migration der Heuschrecken hängt auch von den klimatischen
                 Bedingungen, der Jahreszeit und dem Regen ab. Denn für die Fortpflanzung
                 und das Legen der Eier brauchen sie regnerische Gebiete. Bei manchen
                 Arten legen die Weibchen ihre Eier nach dem Regen. Es gibt auch solche,
                 die ihre Eier in den trockenen Boden legen, doch diese Eier werden bis zum
                 nächsten Regen nicht schlüpfen. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, damit die
                 jungen Heuschrecken nach dem Schlüpfen Nahrung finden.
                 Heuschreckenschwärme bewegen sich mit dem Wind. Der Wind trägt die
                 Heuschrecken in Regionen, in denen es regnen wird und das bedeutet für
                 diese Tiere, dass sie sich erneut fortpflanzen können.
                     Von allen Heuschreckenarten sind die Wüstenheuschrecken nicht nur
                 am weitesten verbreitet, sie richten auch den größten Schaden an. Man kann
                 ihnen in Süd-, Mittel- und Nordafrika bis nach Tansania begegnen, in den
                 Arabischen Ländern, dem Mittleren Osten, Pakistan und Indien.
                     Die schlimmste Heuschreckenplage der Geschichte fand 1958 in
                 Äthiopien statt. Im November bedeckte ein Schwarm aus rund 40 Milliarden
                 Heuschrecken ein Gebiet von 1000 Quadratkilometern. Dieser Schwarm zog
                 von Nordäthiopien rund 3000 Kilometer bis in den Sudan. Ein großer Teil
                 ging nach Somalia über und starb am Indischen Ozean. Ein kleinerer Teil
                 blieb in Äthiopien und hat sich vermehrt.





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