Page 168 - Das Wunder der Migration bei Tieren
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DAS WUNDER DER MIGRATION BEI TIEREN

                     Die Eier, die am Strand gelegt wurden, schlüpfen nach sieben bis 13
                 Wochen. Auch hier vollzieht sich ein großes Wunder. Anders als die Men-
                 schen verfügen die Schildkröten nicht über ein geschlechtsspezifisches Chro-
                 mosom. Das Geschlecht wird durch die Nestwärme festgelegt und zwar
                 während der Brutzeit. Aus warmen Nestern schlüpfen nur Weibchen, aus kal-
                 ten nur Männchen.
                     Es ist offensichtlich, dass die Schildkröten von dem Moment an, in dem
                 sie ihre Augen öffnen, der Inspiration Allahs folgen: Die kleinen Individuen
                 wissen sobald sie geschlüpft sind genau, wie sie sich verhalten müssen, ohne
                 dass ihnen jemand das zeigen könnte oder sie von den Erfahrungen anderer
                 profitieren könnten. Nach dem Schlüpfen machen sie sich nicht sofort auf in
                 Richtung Meer, sie warten bis zum Abend. So sind sie zum einen vor der sen-
                 genden Hitze der Sonne geschützt, als auch vor den Gefahren die im Sand lau-
                 ern können. Wenn es Abend wird, machen sie sich auf in Richtung Meer. Der
                 Grund hierfür ist noch nicht ganz geklärt, aber es wird davon ausgegangen,
                 dass die Schildkröten über ein lichtempfindliches System verfügen. Das Meer
                 ist immer strahlender als das Land und es ist möglich, dass sich die kleinen
                 Tiere in Richtung dieses Strahlens bewegen.
                     Auf diese Weise erreichen die Jungen das Meer. Jetzt beginnt für sie
                 eine gefährliche Reise. Einige Jungtiere werden am Strand zur Beute von
                 Krebsen und Vögeln. Sobald sie das Wasser erreicht haben, stehen sie unter
                 einem noch größeren Risiko. Die kleinen Schildkröten schwimmen ins of-
                 fene Meer hinaus und während sie die seichten Gewässer durchqueren wer-
                 den sie zum Futter für Fische oder Haie. Nachdem sie einige Tage ohne Pause
                 geschwommen sind beginnen sie sich zu erholen und sich von Plankton zu
                 ernähren. Die Jungen nisten sich am Grund des Ozeans in den nahrungsrei-
                 chen Gebieten ein und bleiben dort für Jahrzehnte, bis sie ausgewachsen sind.
                 Wenn sie das Erwachsenenalter erreicht haben und die Zeit für die Fort-
                 pflanzung gekommen ist, machen sie sich auf erstaunliche Art und Weise zu
                 ihrem Geburtsort auf den Weg.
                     Meeresschildkröten bleiben von Geburt an alleine und bilden kaum Be-
                 ziehungen zu ihren Artgenossen auf. Daher ist es keine andere Schildkröte,
                 die ihnen sagt, wann sie wohin wandern muss, wie sie sich ernähren muss






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