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gebetet wurde. Demnach scheint es so zu sein, dass in dieser
Frühphase dessen verschiedene Erscheinungsformen nicht als un-
terschiedliche Gottheiten des sumero-akkadischen Panteons ange-
sehen wurden. 75
Frankforts Entdeckungen zeigen eindrucksvoll, wie ein abergläubi-
sches, polytheistisches System entsteht. Die Theorie der Evolution der
Religionen geht davon aus, dass der Polytheismus entstand, als die
Menschen begannen, böse Geister anzubeten, die für sie die Kräfte der
Natur repräsen- tierten. Doch dem war nicht so. Im Lauf der Zeit hatten
die Menschen ein unterschiedliches Verständnis der
verschiedenen Attribute des einen Gottes entwickelt,
was zu Verzerrungen des Eingottglaubens führte. Die
Attribute des einen Gottes wurden als verschiedene
Gottheiten aufgefasst.
Lange bevor Langdon seine Übersetzungen der
sumerischen Tafeln vorgenommen hatte machte der
Wissenschaftler Friedrich Delitzsch ähnliche
Entdeckungen. Er fand heraus, dass die vielen
Gottheiten des Panteons der Babylonier alle aus
den verschiedenen Eigenschaften des einen
Gottes Marduk abgeleitet waren. Der daraus ent-
standene Vielgötterglaube war das Ergebnis des
Verfalls des Glaubens an den einen Gott.
Der fal sche Gott Marduk aus dem
Pantheon der Babylonier