Page 220 - Für denkende Menschen
P. 220
Einer der weltbekannten Unterseegeologen Prof. Siaveda gab den folgenden
Kommentar ab, als er davon sprach, dass die Berge in der Erde "verwurzelt" sind:
Der fundamentale Unterschied zwischen kontinentalen und ozeanischen Gebirgen
besteht in ihrem Material. Kontinental-Berge bestehen im wesentlichen aus
Sedimenten, während ozeanische Berge aus vulkanischem Gestein bestehen.
Kontinentale Berge entstanden durch starke Kompressionskräfte, ozeanische Berge
dagegen durch starke expansive Kräfte. Was beide gemeinsam haben, sind
Fundamente, Wurzeln gewissermaßen, weit nach unten hin fortsetzen und durch
die sie in ihrer Position gehalten werden. Im Falle kontinentaler Gebirgsmassive
bestehen diese "Wurzeln" aus sehr leichtem Material geringer Dichte, bei ozeani-
schen Gebirgen bestehen sie aus dichterem, schwererem Material, doch dieses ist sehr
heiß und deswegen dehnt es sich aus. Beide erfüllen aber dieselbe Aufgabe, die dar-
in besteht, die Bergmassive zu fixieren, was in diesem Fall auf dem Prinzip des
Archimedes beruht, einem grundlegenden Satz der Hydrostatik, nachdem ein in
eine Flüssigkeit eingetauchter Körper scheinbar so viel von seiner Gewichtskraft ver-
liert, wie die von ihm verdrängte Flüssigkeit wiegt. Dadurch entsteht ein Auftrieb, der
die Gebirge auf dem heißen, flüssigen Magma schwimmen lässt.
Im Buch Earth [Die Erde] von Frank Press, der derzeit der Vorsitzende der
Amerikanischen Wissenschaftsakademie ist und dessen Buch in vielen Universitäten
der Welt als Standardwerk gelesen wird, wird beschrieben, dass die Berge die Form
von Pflöcken haben und dass sie in der Erde verankert sind.
Im Quran wird die Rolle der Berge durch einen Vergleich mit dem Pflock unter-
strichen:
Machten Wir nicht die Erde zu einem Bett. Und die Berge zu Pflöcken! (Sure
78:6, 7 – an-Naba’)
Und in einem weiteren Vers teilt Allah uns mit, dass "Er die Berge festigte”
(Sure 79:32 – an-Nazi’at). Das Wort “ersayha” hat in diesem Vers die Bedeutung von
“verankern, fixieren, vernageln, angewurzelt sein”.
Gebirge fixieren also die tektonischen Platten der Erdkruste, indem sie sich an
den Berührungslinien dieser Platten befinden, wo sie sich nach oben und weiter
noch nach unten hin ausdehnen. Auf diese Weise verhindern sie, dass die Erdkruste
unkontrolliert auf der Magmaschicht treibt. Kurz, wir können die Berge mit Nägeln
vergleichen, die Holzbretter zusammenhalten.
Dieser Fixierungseffekt der Berge wird in der wissenschaftlichen Literatur als
Isostasie bezeichnet. Isostasie ist eine Theorie, nach der die Massemenge zwischen
Erdmittelpunkt und Erdkruste an jedem Punkt gleich ist.
Wir wissen heute, das unsere Erdkruste aus verschiedenen Platten, besteht, die
auf der flüssigen Magma des Erdmantels schwimmen. Wenn es Fixierungsfunktion
der Berge nicht gäbe, würden die Platten wegen der hohen Rotationsgeschwindig-
keit der Erde zum Äquator hin gedrückt, was große Verschiebungen auf der
218 Für Denkende Menschen