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Neugründung des TSV Nahe Die Möglichkeit, weitere Leistungssteigerungen des damaligen „Spielermaterials“
zu erreichen, wurde durch die Verpflichtung von Fußballtrainern wie Harden (Pop-
(Reinhard Hein erzählt von „früher“)
penbüttel) und später dem früheren Auswahlspieler von Königsberg Georg
1984: In der Rechtsanwaltskanzlei in Bad Segeberg türmen sich die Akten. Trotz Krumphorn (Leezen) geschaffen. Robert Rathje und Johannes Schomaker ver-
Termindruck und wartenden Klienten nimmt Reinhard Hein sich die Zeit, um als pflichteten diese Trainer. Erfolge, wie ein Sieg gegen Concordia Hamburg (wenn
Mitgründer des neuen TSV Nahe und als bebeisterter Fußballspieler der 50er auch leicht ersatzgeschwächt) und gegen eine dänische Ligamannschaft, sind
Jahre über seinen alten Verein zu plaudern: Resultate der damaligen Arbeit.
Am 1. August 1948 wurde in der Gastwirtschaft „Zur Mühle“ der alte Sportverein Reinhard Hein: „Auch in der Bezirksliga im Kampf mit den Fußball-Giganten grö-
unter dem neuen Namen TSV Nahe wieder ins Leben gerufen. Ca. 60 Teilneh- ßerer Städte hat sich immer wieder gezeigt, was der TSV Nahe zu leisten ver-
mer, hauptsächlich aus Nahe, Itzstedt und Kayhude, diskutierten lautstark über mag. Oft abstiegsbedroht, (teilweise sogar hoffnungslos) mobilisierte die Mann-
Sinn und Zweck einer Wiedergründung, teilweise gestört durch unliebsame Zwi- schaft alle spielerischen Reserven und schaffte z.B. 1956/1957 erneut den Klas-
schenrufer. Trotzdem: 39 Mitglieder wählten einen Vorstand (Vorsitzender Paul senerhalt durch 4 aufeinander folgende Siege am Schluß der Serie, darunter ei-
Hein) und 6 Sparten [Anm. der Redaktion: Fußball, Handball, Faustball, Leichtath- nem 2:1 Sieg gegen den späteren Meister VFL Oldesloe. Derartige „Schluß-
letik, Schach, Tischtennis; Monatsbeitrag 0,50 DM für Erwachsene, 0,30 DM für spurts“ waren das Ergebnis einer wirklichen Mannschaft, der man Kampfgeist, Ka-
Jugendliche, 0,20 DM für Kinder, 1,00 DM für freiwillige Mitglieder] begannen ihre meradschaft und geistigen Zusammenhalt nachsagte. Eine Mannschaft, die Pölitz
Arbeit. 18:1 schlagen konnte, aber durchaus zweistellige Niederlagen verdaute.
Sehr bald dominierte der Fußball. Die Erstausstattung, hauptsächlich Schuhe, vie- Die Gesprächsumgebung hat sich gewandelt. Keine wartenden Schriftstücke und
ler Fußballer wurde von Verein „vorgeschossen“ und anschließend 1,--DM-weise Aktendeckel wurden mehr wahrgenommen, sondern nur noch das Plaudern
vom Spieler „abgestottert“. Teilweise spielten bis zu 3 Mannschaften, in denen zweier TSV Nahe-Fans. Zum Geburtstag darf man schwärmen! Und Reinhard
Wakendorfer stark vertreten waren. Hein schwärmte über alte Zeiten, die gemeinsam mit dem „Geburtstagskind TSV
Nahe“ verbracht wurden.
Die 1. Herrenmannschaft kletterte schnell in die A-Klasse, war dort stets Teil der
Spitzengruppe und immer respektvoll „gefürchtet“. Oft genug haben später Kreis- Siegmar Gomille
meister in Nahe verloren (z.B. Nahe – Rickling 4:0). 1953 wurde Nahe Kreis-
meister, der Aufstieg in die Bezirksliga wurde geschafft und Jahre voll von aufre-
genden Fußball-Leben im Kreise namhafter Mannschaften begann: Reinfeld,
Bargteheide, Pölitz, Kaltenkirchen, Todesfelde, Mölln, Ratzeburg, Oldesloe, Güs-
ter, Gut Heil Lübeck.
Der Weg in diese erlauchte Runde war durch eine Reihe denkwürdiger und erin-
nerungswürdiger Spiele und Ereignisse gepflastert. Reinhard Hein erinnerte ins-
besondere an die Kreispokalspiel-Serie 1949-1951 (jeweils Endspiele gegen
Westerrade, Quaal, Fahrenkrug), bei denen sich Sieg und Niederlagen ablösten,
Verlängerungen den Kampfgeist herausforderten und Episoden wie die Tatsache,
daß Hermann Hartmann die letzten Minuten des Spiels gegen Quaal auf Strümp-
fen absolvierte, im Gedächtnis bleiben.
Daß Nahe damals auch guten, erfolgreichen und begeisternden Fußball bot,
wurde durch die Vielzahl der Zuschauer, selbst aus der weiteren Umgebung, be-
wiesen. 1949 beim 25. TSV-Geburtstag im Spiel gegen Glashütte zählte man ca.
600 Fans.
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