Page 39 - Leseproben

1 Gesundheit und Krankheit

Das ist der große Fehler bei der
Be handlung von Krank hei ten,
dass es Ärzte für den Körper
und Ärzte für die See le gibt, ob-
wohl beides doch nicht ge trennt
werden kann. Platon

Die oftmals vorgenommene Einteilung in körperliche und psychische
Krank heiten geht in der Praxis häufig mit einer Ausblendung wichtiger
Krankheitsaspekte einher. Schon die Betrach tung menschlicher Nervenzellen
zeigt, dass Areale mit psychischen und körperlichen Funktionen komplex
vernetzt sind und die einzelnen Zellen eine große Zahl an Stoffen mit ihrer
Umwelt austauschen. Die einzelnen Prozesse stehen in mehr oder weniger
störanfälligen Wechselwirkungen.
Ein erstes Wissen um ein Gleichgewicht der Kräf te, welche auch für Ge-

sundheit und Krank heit verantwortlich sind, und um die Wechsel wirkungen

zwischen inneren und äußeren Krank heitsfaktoren war bereits in der Antike

vorhanden. Es lässt sich auf den griechischen Arzt Alkmaion zurückführen.
Während man einst den Schlüssel zur Gesundheit in verschiedenen Köpersäf-
ten suchte, wissen wir heute um die hohe Komplexität der Organsysteme und
ihrer Funktionen. Aus dem antiken Wissen lässt sich aber ganz zutreffend
ableiten, dass Gesundheit und Krankheit durch »innere und äußere Kräfte«
beeinflusst werden. Wir sprechen von körperlichen und psychischen Faktoren
oder individuellen Belastungen.
Ein mit Sicherheit lohnenswerter Behandlungsansatz ist es, Sie selbst zu
einem Experten Ihrer Erkrankung zu machen. Eine ambulante oder stati-
onäre Psychotherapie kann dazu beitragen, dass Sie Ihre Kenntnisse über
Gesundheit und Krankheit erweitern. Dies allein reicht aber noch nicht aus,
um gesund zu werden und gesund zu bleiben. Ein theoretisches Wissen über
die wichtigsten Funktionen eines Schiffes macht noch keinen erfahrenen
Seefahrer. Erst das Sammeln und Auswerten Ihrer eigenen Erfahrungen unter
der Psychotherapie wird Ihnen aufzeigen, welche Ziele Sie wie am besten
erreichen. Dieses Vorgehen entspricht dem eines Seefahrers, der lernt, sein
Schiff zunehmend besser auf Kurs zu halten.

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