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14 • EY STUDIE
SCHWEIZER VERMÖGENSVERWALTER BEI DIGITALISIERUNG IM RÜCKSTAND
Nur wenige Schweizer Vermögensverwalter haben eine aktive Technologiestrategie für ihre digitale Transformation.
Autor: EY «Digital Disruption in Wealth Management»
Die Digitalisierung verändert auch das Vermögens- verwaltungsgeschäft, dank modernen Technologien entstehen aktuell komplett neue Geschäftsmodelle.
Im Gegensatz zur internationalen Konkurrenz haben Schwei zer Vermögensverwalter diese Entwicklung jedoch noch nicht erkannt und tun sich schwer mit dem Wandel: Jeder sechste Vermögensverwalter in der Schweiz (17 Prozent) hat bislang noch keine Schritte in Richtung ITStrategie für die digitale Transformation unternommen. Während rund 50 Prozent dabei sind, eine Strategie für den technologischen Wandel zu entwickeln, haben nur knapp ein Drittel der Vermögens verwalter eine Digitalstrategie bereits im Einsatz. Diese Er gebnisse einer Studie des Beratungsunternehmens EY sollten die betroffenen Firmen aufhorchen lassen. Ähnliches zeigt sich bei der Anwendung von RoboAdvice in der Vermögensberatung. Gemäss der globalen EY Studie sind weltweit über 70 Prozent der sehr vermögenden Kunden (High Net Worth Clients) bereit, RoboAdvice für die Ver waltung ihrer Vermögen zu nutzen. Entsprechend drängen viele neue RoboAdviceAnbieter auf den Markt und ver doppeln ihre verwalteten Vermögen alle paar Monate. Kon trär dazu steht die Entwicklung in der Schweiz: Bislang nutzen oder planen lediglich 17 Prozent der Schweizer Ver mögensverwalter den Einsatz von Robotic Process Automa tion (RPA) und künstlicher Intelligenz zur Automatisierung ihrer Prozesse. Robert Rümmler, Spezialist für Vermögens verwaltungstechnologie bei EY in Zürich, sieht den Grund bei der Priorisierung: «Schweizer Vermögensverwalter sind nach wie vor mit der Umsetzung von sich ändernden Regu lierungsanforderungen beschäftigt und kümmern sich zu wenig um zukünftige digitale Geschäftsmodelle.»
Andere Zentren setzten stärker auf digitale Technologien
Die Schweiz galt in der Vergangenheit unbestritten als eines der führenden Vermögensverwaltungszentren. Mittlerweile
haben ihr jedoch andere Zentren den Rang abgelaufen, weil sie ihre Dienstleistungsmodelle digitalisieren und eine höhere Innovationskraft an den Tag legen. Das ist schade, denn der Wandel wird vom Markt international erwartet. Der Grossteil der weltweit – von APAC (AsienPazi k) über EMEA (Europa, Mittlerer Osten, und Afrika) bis Nord und Lateinamerika – befragten Vermögensverwalter (63 Prozent) erwartet von ITInnovationen im Zuge des angestrebten Ertragswachstums eine transformative Wirkung auf die Geschäftsstrategien. In der Schweiz haben die Vermögens verwalter diesen Trend jedoch noch nicht erkannt; nur 33 Prozent der Befragten teilen die Prognose.
«Die Schweizer Akteure riskieren, bei der Innovation und Digitalkompetenz ins Hintertreffen zu geraten, während auf strebende Märkte wie AsienPazi k Innovationen und Digital technik mit Hochdruck vorantreiben», sagt Bruno Patusi, Managing Partner im Bereich Wealth and Asset Manage ment bei EY Schweiz. «Schweizer Vermögensverwalter zögern nach wie vor, in die Integration von externen Appli kationen und anderen technologischen Möglichkeiten zu investieren. Stattdessen beschränken sie sich nur auf die nötigsten Ausgaben im ITBereich. Dies steht im scharfen Gegensatz zu den aggressiven Investitionsstrategien, die wir anderswo sehen.»
Fehlende Wertschätzung von IT-Mitarbeitern
Die meisten Branchen sehen IT und Technologie zunehmend als zentrale Bausteine der Unternehmensstrategie. In kras sem Gegensatz dazu nehmen die Schweizer Vermögens verwalter, die IT jedoch nicht als wesentlichen Bestandteil ihres Kerngeschäfts wahr, sondern weiterhin als blosse Unterstützungsfunktion.
Diese Haltung spiegelt sich auch in der mangelnden nan ziellen Wertschätzung von ITMitarbeitenden wider: Während die Zahl der ITFachkräfte im Verhältnis zum Gesamtpersonal bestand in Unternehmen seit 2013 um nahezu 7 Prozent