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Prozent betrug. Die Resultate der Studie von 2017 zeigen, dass lediglich drei Prozent der KMU geplant haben, in den nächsten zwölf Monaten ihre Hausbank möglicherweise zu wechseln. Verglichen mit ausländischen Studien ist dieser Wert ausserordentlich tief.
Vergleicht man die verschiedenen Werte nach den einzel- nen Bankengruppen, schneiden die Raiffeisenbanken am besten und die Grossbanken am schlechtesten ab. Selbst bei den Grossbanken möchten derzeit aber nur rund 2.4 Prozent die Hauptbank wechseln. Weitere 9 Prozent der Grossbankenkunden überlegen sich derzeit aber noch, ihre Hauptbankbeziehung zu wechseln.
Der Hauptunterschied zwischen den Banken ist eher bei jener Kategorie der Kunden festzustellen, welche sich nicht ganz sicher sind, ob sie bei ihrer Hauptbank bleiben wollen oder nicht. So sind bei den Grossbanken rund 55 Prozent der Kunden unschlüssig bezüglich ihrer Wechselbereit- schaft. Bei den Raiffeisenbanken sowie Regionalbanken und Sparkassen hingegen beträgt diese Grösse nur rund 31 beziehungsweise 33 Prozent. Die meisten Bankgrup- pen können sich auf einen sehr grossen Stamm an Kunden verlassen, welche nicht vorhaben die Bank zu wechseln. Bei den Raiffeisenbanken beträgt dieser 69 Prozent, bei den Regionalbanken und Sparkassen 67 Prozent, bei der PostFinance 61 Prozent, bei den Kantonalbanken 60 Pro- zent und bei der Gruppe «andere Banken» 52 Prozent. Nur die Grossbanken weisen in dieser Kategorie mit 43 Prozent einen Wert von unter 50 Prozent aus.
Fazit
Es kann also festgehalten werden, dass die Wechselwillig- keit der Kunden derzeit sehr gering ist. Einzig die Gross- banken sowie die Banken der Gruppe «andere Banken» fallen relativ gesehen etwas ab. Auch bei diesen Banken-
«Es muss viel passieren damit ein Kunde wechselt.»
gruppen fällt die Bewertung insgesamt aber positiv aus. Kundinnen und Kunden von Schweizer Retailbanken verhalten sich also äussert loyal respektive träge. Des Weiteren hat die Studie auch aufzeigt, dass der typische Retailbanking-Kunde mit seinen Bankdienstleistungen – entgegen immer wieder anderslautender Behauptungen – zufrieden ist. Interessanterweise wechseln Retail Kunden in der Regel auch dann die Bank nicht, wenn sie unzufrie- den sind. Es scheint derzeit also (noch) so, als müsse viel passieren, damit ein Kunde seine Hauptbankbeziehung wechselt.
Gleichzeitig wäre es aber aus Bankensicht sehr gefährlich, sich in Anbetracht dieser Resultate zurückzulehnen. Im- merhin 22 Prozent der Kunden geben nämlich an, dass sie sich bei einem interessanten Konkurrenzangebot durchaus überlegen würden, die Hauptbank zu wechseln. Zudem lassen einerseits die verschiedenen technologi- schen, sozialen und regulatorischen Entwicklungen erwar- ten, dass man zukünftig noch stärker dazu gezwungen sein wird, die eigenen Dienstleistungen und Produkte kun- denorientierter anzubieten (Convenience, Geschwindig- keit, Verfügbarkeit). Andererseits sollten neu entstehende Angebote für Retail Kunden oder KMU immer genau ver- folgt werden. Es lohnt sich beispielsweise auch, die Kre- ditvergabe-Politik von Amazon genauer zu beobachten. Der amerikanische Handelskonzern bietet seinen Markt- platz-Händlern in den USA (und womöglich bald auch in Deutschland) Kredite zwischen 1 000 und 750 000 USD an und nutzt dabei seinen grossen Informationstand über die Kunden («real-time» Informationen zu Umsatzentwicklun- gen, Reklamationen, Kunden-Feedbacks, Lieferverzöge- rungen, etc.). Das Auszahlungsvolumen lag nach eigenen Angaben im Jahr 2017 in den USA bei mehr als einer Mil- liarde USD.


































































































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