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Heute an Überübermorgen denken
Die moderne Welt ist schnell- lebig. Viele Menschen be- trachten heute Zeiteinheiten
in Sekunden und Minuten. Vor diesem Hintergrund ist unge- wöhnlich, was die Mitarbeiten- den der Nagra beruflich tun: Sie betrachten Zeiträume in Hunderttausenden von Jahren.
Über 100 Frauen und Männer der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bereiten die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle vor. Eine spezielle Umwelt- schutzaufgabe, die erfordert, in langen Zeiträu- men zu denken, denn die Abfälle müssen sehr lange vom menschlichen Lebensraum isoliert werden. «Mit dem Gegensatz zwischen menschlichem Zeithorizont und den Dimensi- onen, die wir bei der Entsorgung betrachten müssen, umzugehen, ist eine grosse Heraus- forderung», erklärt Heinz Sager, Leiter des Res- sorts «Ausstellungen und Events» bei der Na- gra. Dazu muss man eine spezielle Perspektive einnehmen. Denn an der Erdoberfläche wan- deln sich die Dinge schnell, tief im Untergrund aber steht die Zeit praktisch still.
Bei der geologischen Tiefenlagerung werden die Abfälle in einem dichten, undurchlässigen Gestein in mehreren Hundert Metern Tiefe ein- geschlossen. Gewähr für die langfristige Si- cherheit bietet nicht der Mensch, sondern die Geologie – im Falle der Schweiz der sogenann- te Opalinuston. Um die Machbarkeit von geo- logischen Tiefenlagern in der Schweiz zu erar- beiten, forscht die Nagra zusammen mit zehn
Die Forschung in Felslabors hilft, sichere Stand- orte für Tiefenlager zu finden und deren bautech- nische Machbarkeit zu testen.
Die rund 20 Tonnen schweren Vibrationsfahrzeuge der deutschen Firma DMT, die Schwingungen im Boden erzeugen und für die seismischen Untersuchungen des Untergrundes eingesetzt werden.
Bilder: Comet Photoshopping
Nationen in zwei Schweizer Felslabors. Die Nagra hat mit dem Entsorgungsnachweis ge- zeigt, dass in der Schweiz sichere geologische Tiefenlager realisiert werden können. Die Fra- ge, wo ein geologisches Tiefenlager gebaut werden soll, ist aber noch offen. Denn gegen- wärtig läuft unter der Leitung des Bundes das Auswahlverfahren für mögliche Lagerstandor- te. Die Nagra hat im Januar 2015 die Standort- gebiete Jura Ost und Zürich Nordost für wei- tere Untersuchungen vorgeschlagen.
Der Auftrag der Nagra ist von zentraler ge- sellschaftlicher Bedeutung
Radioaktive Abfälle entstehen im Zusammen- hang mit Technologien und Diensten, die von uns allen täglich genutzt werden – beim Ver- brauch von Strom aus Kernkraftwerken und bei verschiedenen Anwendungen in Medizin, Industrie und Forschung. Um all diese Abfälle zu entsorgen, gründeten die Betreiber der Kernkraftwerke und der Bund 1972 die Nagra. Deren Mitarbeiter kommen aus unterschiedli- chen Disziplinen, vorwiegend aus den Natur- wissenschaften. Sie leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Abfälle, die heute pro- duziert werden, unsere Nachkommen in ihrem Handlungsspielraum nicht einengen und für sehr lange Zeit sicher eingeschlossen werden können. Dazu braucht es ausdauerndes Enga- gement aller Mitarbeitenden der Nagra, Know- how und interdisziplinäres Arbeiten in Projekt- teams – mit einem Ziel: Sicherheit von Mensch und Umwelt haben oberste Priorität
Mehr Informationen zur Entsorgung radio- aktiver Abfälle in der Schweiz sowie Anmel- dung für einen kostenlosen Besuch des Felslabors unter www.nagra.ch.
Die Nagra hat im Januar 2015 die beiden Standort- gebiete Jura Ost und Zürich Nordost, das ENSI Nördlich Lägern (eingefärbte Flächen auf der Karte) für weitere Untersuchungen vorgeschlagen.
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Nagra
Hardstrasse 73, 5430 Wettingen
Telefon +41 56 437 11 11 E-Mail info@nagra.ch
www.nagra.ch
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