Page 11 - tegut Marktplatz 6-2024
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von Heimweh ergriffen wird, den kann Essen aus der Hei-
mat trösten. Deutsche, so will es zumindest das Klischee,
halten dann Ausschau nach (Schwarz-)Brot. Zur Weih-
nachtszeit bestimmt auch gern nach Lebkuchen oder Christ-
stollen. Was bei uns der Stollen ist, ist in Frankreich Bûche
de Noël, in Italien Panettone, in England Christmas Pudding,
in Dänemark Risalamande. Auch in der internationalen
Küche gilt also: Oh, du süße Weihnachtstradition.
Das Zuhause auf der Zunge
Die israelische Köchin und Gastronomin Haya Molcho ist
mit Hummus und Falafel aufgewachsen. In einem Interview
erzählte sie: „Zwei Minuten von der Schule gab es den besten
Falafel-Stand, ich habe mich täglich nach ihm gesehnt. Das
ist der Geschmack meiner Kindheit. Nach unserem Umzug
nach Bremen haben wir jedes Jahr Israel besucht. Wenn die
Verwandten uns am Flughafen abholten, bekam ich immer
einen Maiskolben und Cassata, eine Art Sandwich-Eis, den
Geschmack habe ich noch heute im Mund. Das sind die
Sehnsüchte und Erinnerungen meiner Kindheit.“ Was kann
es Schöneres geben als den Geschmack von Geborgenheit?
Auf viele gute Proust-Momente, nicht nur zu Weihnachten,
sondern am liebsten das ganze Jahr.
Fondue und Glühwein begleiten uns wie zwei gute alte
Bekannte durch die letzten Wochen des Jahres. Das Schöne:
Sie laden ein, sich mal wieder um einen Tisch zu versammeln
oder nach Feierabend auf ein Stündchen im Freien zu verabreden
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