Page 32 - tegut Marktplatz 6-2024
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G E N I E S S E N
Eng stehen die Reihen mit den Kiwipflanzen. Ihre Äste ranken sich an
Metallträgern entlang. Unten: Bienen willkommen! Sie sorgen neben Wind
und anderen Insekten für die bestmögliche Bestäubung der Blüten
Beste Bedingungen für die Kiwis am Fuße der Montello-Hügel: lehmige Böden,
reichlich vorhandenes Brunnenwasser und kaum Temperaturschwankungen
Radicchio di Treviso. Grüner Spargel. Auch wir wollten
etwas Besonderes schaffen. Nachhaltig sollte es sein. Wir
haben mit allem Möglichen experimentiert. Mit Kaninchen,
Schnecken, auch Strauße waren im Gespräch. Und eben
Kiwis. Und für die passte das Umfeld einfach perfekt.“ Das
Umfeld – das ist die sonnige Ebene am Fuße der Montello-Hügel,
wo lehmige Böden, reichlich vorhandenes Brunnen-
wasser und ein spezielles, vor Temperaturschwankungen
geschütztes Mikroklima beste Bedingungen für den Anbau
der Chinesischen Stachelbeere bieten. So hieß die säuerlich-süße
Frucht mit dem hohen Kalium- und Vitamin-C-Gehalt,
bevor sie in Neuseeland heimisch wurde. Erst dort verpasste
man ihr Mitte des 20. Jahrhunderts aus Marketinggründen
den Namen des neuseeländischen Wappentiers.
Doch Moment mal: Werden Kiwis nicht immer noch vor
allem in Neuseeland angebaut? Manuel Breitenberger lacht
und gießt sich vom Kiwisaft nach. „Falsch! Der größte
Kiwiproduzent der Welt gleich nach China ist Italien. Das
weiß nur keiner. Und bei uns im Veneto gedeihen die
Früchte ganz besonders gut.“ Manuel ist 35 Jahre alt und
Sohn von Hermann und Veronika. Zusammen mit seinem
fünf Jahre älteren Bruder Philipp hat er den Betrieb vor
16 Jahren von den Eltern übernommen und ihn in ein zukunftsorientiertes
und in jeder Hinsicht fruchtbares Bio-Unternehmen
verwandelt. „Kiwiny“ heißt es, ist nach wie
vor ein echter Familienbetrieb und beliefert die Märkte von
tegut… mit den klassischen grünen Hayward-Kiwis mit der
haarig-braunen Schale.
Philipp kümmert sich um den Vertrieb, Manuel um
die Produktion, wo ihn Vater Hermann unterstützt, der
trotz ­ seiner 89 Jahre immer noch tatendurstig mit der
­ Gartenschere durch den Betrieb streift. Wenn Hermann
und Veronika Italienisch sprechen, hört man deutlich
ihren Südtiroler Akzent. Die Familien der beiden Kiwiny-Gründer
waren nach dem II. Weltkrieg aus der Meraner
Gegend ins Veneto ausgewandert, wo man damals günstig
Land kaufen konnte.
Nachtfrost als Reifekick
Nach dem Mittagessen schwingt sich der hochgewachsene
Manuel auf einen kleinen blauen New-Holland-Traktor
und tuckert in Richtung Plantage, um nach dem Rechten
zu sehen. Schnurgerade laufen die Reihen mit den Kiwipflanzen
auf den Montello zu. Dahinter erheben sich in der
klaren Oktoberluft bläulich die Belluneser Dolomiten.
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